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Robert Stachel

Alexi Pelekanos

Kontakt fehlt wie ein Bissen Brot

Robert Stachel ist Autor und Kabarettist bei maschek. Heuer ist er auch Wortlautjuror. Über fehlenden Kontakt, Rituale und gute Kurzgeschichten.

von Zita Bereuter

„Der Einfachheit halber“ nennt Robert Stachel als Berufsbezeichnung: „Kabarettist und Satiriker“. Als Kind wollte er Gärtner werden. Später wandelten sich seine Interessen zu Journalismus und Informatik. Aber dann bastelt er 1996 mit zwei Freunden an einer satirischen Website und jetzt redet er über Leute. Er lästert nicht über sie. Er redet für sie. Über ihre Stimme. Synchronisiert sie. Manchmal sagen sie dadurch Schlaueres, fast immer Lustigeres. Robert Stachel ist Teil von maschek. Er synchronisiert etwa Sebastian Kurz oder Angela Merkel.

Seit 2012 sieht man sie wöchentlich in „Willkommen Österreich“. Seit 2002 spielen sie regelmäßig im Rabenhof, aber nicht nur dort.
Im Jänner 2020 stehen sie österreichweit 20 Mal auf der Bühne. Im März kommt der Coronavirus und Auftritte vor Publikum fallen weg. Der Kontakt (Obacht: Wortlautthema) zum Publikum „fehlt mir wahnsinnig“ erklärt Robert Stachel. „Es fehlt mir wie ein Bissen Brot.“ Denn das sei nicht nur die Basis seiner wirtschaftlichen Existenz, sondern das, was er wirklich gerne macht.

Rituale

Gerade im Lockdown ist Robert Stachel die Bedeutung von Ritualen bewusst geworden. Der Weg von der Wohnung zum Theater, die die Verwandlung von der Privatperson in eine Bühnenperson, letzte Vorbereitungen vor dem Auftritt, der Kontakt zum Publikum. All das sind wichtige Rituale. Dabei hat er Rituale früher abgelehnt. „Alles, was sich nach Riutal angefühlt hat, hab ich mir gedacht, ist nichts für mich.“

„Das Ritual als Kulturtechnik hat mich, wie ich jünger war, eher abgeturnt.“

Je älter er werde und je mehr er die Welt beobachte, umso mehr komme schätze er das Ritual. „Das heißt nicht, dass ich das Ritual immer gut finde, aber ich werde versöhnlicher damit.“

In Zeiten von Corona fallen ihm diese Rituale mehr auf - weil sie fehlen. Etwa die Verwandlung in etwas, was man sonst gar nicht ist. Zu Hause sei er niemand, der gerne laut Behauptungen aufstellt oder sich vor den Fernseher setzt und anderen die Stimme wegnimmt und drüber redet. „Es braucht die Erwartungshaltung, dass das jemand von mir sehen will.“ Publikum eben.
„Ich spüre es sehr klar, wenn da Leute sitzen und wollen, dass wir spielen. Dann spiele ich auch gern. Aber wenn ich erst mich zu Markte tragen muss oder dafür werben muss, dann wird das lang nicht so gut.“

Robert Stachel

Alexi Pelekanos

In Zeiten von Corona hat sich sein Arbeitsalltag mit Maschek gründlich geändert. In „Willkommen Österreich“ gibt es nicht nur den Clip, sondern auch eine Talksituation - und all das über Skype aus der Privatwohnung. „Der Modus des Spielens auf einer Bühne fehlt mir total. Weil es eben nicht das gleiche ist, wenn ich von der Küche ins Wohnzimmer gehe und mich vor Skype setze. Das hat nicht die gleiche Relevanz und die gleiche Gültigkeit für mich. Und das find ich wahnsinnig schwierig.“ Hinzu kamen Probleme, mit denen viele im homeoffice kämpfen müssen bzw. mussten. Von homeschooling zu beengtem Raum zu technischen Anforderungen.

Robert Stachel weiß mehr denn je: „Ich für mich brauch immer ein Gegenüber, um ins Arbeiten zu kommen. Auch, um kreative Gedanken formulieren zu können. Da sind wir wieder beim ‚Kontakt‘. Ich weiß, dass viele Autorinnen und Autoren das nicht brauchen und sehr gern für sich allein arbeiten. In Zeiten wie diesen ist man damit wahrscheinlich im Vorteil.“

Kontakt zum Publikum - ab September findet man jedenfalls wieder Termine auf Maschek.org. Robert Stachel darf hoffen. Und wir erst!

Bis dahin wird der Wortlautjuror jedenfalls noch zwanzig Kurzgeschichten lesen. „Kontakt“ ist das Thema – dazu ein paar Fragen...

Icons für Wortlaut Kontakt

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Kontaktfragebogen mit Robert Stachel

Welche Art von Kontakt ist dir am wichtigsten?
Der Kontakt zu anderen Menschen. Ich bin sehr ungern länger allein.

Ein Kontakt ist gut, wenn ...
Er eine gewisse Substanz und eine gewisse Verbindlichkeit hat.

Was müsste in deiner Kontaktanzeige stehen?
Ich tu mir wahnsinnig schwer, mich selber zu Markte zu tragen. Das betrifft meine Arbeit genauso wie meine Person. Ich würde immer wollen, dass andere über mich derartige Zuschreibungen machen, bevor ich das selber mache.

Schreibst du im Urlaub Postkarten?
Ich schreib nur mehr ganz wenige Postkarten und hab klassischerweise das in den letzten Jahrzehnten nur mehr aus dem Urlaub an diejenigen in der Familie gemacht, die kein Email haben oder keine Whatsapp-Bilder empfangen wollen. Das ist vollständig abgelöst worden von Bilder in Whatsapp verschicken.

Wer ist dein längster Kontakt?
Ulrich Salamun, der dritte Mann von .maschek, der nur mehr temporär dabei ist, ist einer meiner längsten Kontakte.

Logotype Wortlaut 2020

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Die Wortlautjury 2020

Kennst du deine Nachbarn?
Ja.

Anrufen oder SMS?
SMS

Tinder oder Kinder?
Kinder

Anreden oder anreden lassen?
Im Zweifelsfall anreden

Das erste oder das letzte Wort?
Das letzte

Dein erster Kontakt zu Literatur
Eine sehr frühe Erinnerung ist „Babar, der Elefant“. Relativ Bildlastig. Eines meiner ersten Lieblingsbücher.

Eine gute Kurzgeschichte macht aus …
Dass sie einen schnell für sich begeistert und am Ende man gerne mehr gelesen hätte. Dass die Kürze auch gleichzeitig ihr Problem ist.

Eine gute Geschichte beginnt ...
schnell

Damit hat man mich sofort ...
Mit einem Gedanken, den ich selber gerne gehabt hätte.

Als Juror zeichnet mich aus …
Dass ich, glaub ich, sehr höflich meine Meinung sage.

Mein Rat an Jungautorinnen:
Einen eigenen Weg finden.

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