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Badly Drawn Boy

David Oldham

Badly Drawn Boy, der romantische Realist

Der englische Songschreiber Damon Gough a.k.a. Badly Drawn Boy ist nach einer längeren Pause wieder gestärkt zurück. Er hat dem Alkohol abgeschworen, eine neue Beziehung gefunden, und mit dem Album „Banana Skin Shoes“ eine richtig gute, fokussierte Platte gemacht.

Von Eva Umbauer

„I wanted to change the world, take over the world, play stadiums when I was starting out. Now I’m happy to play the odd amazing show here and there, hope the music gets listened to.“ - Damon Gough aka Badly Drawn Boy

„Once Around The Block“

Vor rund zwanzig Jahren entführte uns Damon Gough a.k.a. Badly Drawn Boy aus Manchester und nahm uns mit auf eine bittersüße Reise, einmal um den Block und wieder zurück. „Once Around The Block“ hieß dieser Song. Er und ein paar weiterte brachten diesem nordenglischen Troubadour dann etwa auch den renommierten britischen Mercury-Musikpreis ein. Aber irgendwann schien es, als ob die Dinge eines Tages für Damon Gough nicht mehr gut ausgehen würden.

Sein Verhalten zu unberechenbar, launisch und wirr, sein Alkoholkonsum viel zu groß, die berühmte Mütze auf seinem Kopf allzutief in den Augen. Er stürmte von Bühnen, mitten im Auftritt, er beschimpfte sein Publikum und brach irgendwann zusammen.

„About A Boy“

Es war jammerschade um diesen so talentierten und charismatischen Musiker, der sich nach einem Charakter in einer englischen Zeichentrick-Fernsehserie benannt hatte, und der etwa auch den Soundtrack zur Nick-Hornby-Verfilmung „About A Boy“ schrieb, aber die Zeit des Badly Drawn Boy war wohl abgelaufen. Umso mehr Freude nun, dass vielzitierte „Totgesagte“ machmal dann besonders lange aktiv sind. Mit „Banana Skin Shoes“ gibt es ein mehr als kräftiges Lebenszeichen vom Badly Drawn Boy.

Badly Drawn Boy hat Humor. Seine - imaginären - Schuhe sind nicht etwa aus Krokodilleder, auch nicht aus Leopardenfell, nein, aus Bananenschalen. Oder es sind einfach Schuhe, mit denen es sich besonders gut auf Bananenschalen ausrutschen lässt. Ausgerutscht ist Damon Gough ja, wie gesagt, des Öfteren in seinem Leben. „Banana Skin Shoes“, so der Titel des neuen Albums von Badly Drawn Boy, seinem ersten in acht Jahren. Es zeigt den Künstler Damon Gough als wunderbar romantischen Realisten, der auch seinen Humor wiedergefunden hat.

„There’s a real grit to some of the things I’m writing about on this new album. Because I’ve experienced a lot of tough things in the last 7 years - breakup, giving up the booze, diabetes, Crohn’s disease, the world going crazy, worrying about my kids - it’s a more focused version of what I’ve tried to achieve in the past. The lyrics, I’m proud of cos I feel I’ve articulated something that might be useful reminders of where we’re at and what we can do to make this world different.“

Damon Gough ist nun älter und tatsächlich auch weiser, aber auch, wie er in einem Webchat mit der britischen Zeitung The Guardian sagt, „ridiculously confused as well, if not more so“. Ende letzten Jahres feierte er seinen 50. Geburtstag. Der Mann, der eines seiner Alben „Born In The UK“ nannte, nämlich in Anlehnung an Bruce Springsteens „Born In The USA“, ist noch immer obsessiver Springsteen-Fan, liebt dessen aktuelles Album und glaubt fest daran, wie Bruce, auch in zwanzig Jahren noch Musik zu machen.

Kopf und Seele

Badly Drawn Boy dachte in seinen schlimmsten Zeiten stets, dass die Dinge gar nicht so schlecht waren. Heute weiß er es besser:

„I’ve learned to think from my head, my soul. That’s another thing I’ve learned - re-evaluating who you are. We all need to do it, and particularly now, to stay sane and keep optimistic, you need to sort out who you are, yourself. Be aware of it more, be good to yourself and others, all of that has gone into this album.“

In den acht Jahren, während Badly Drawn Boy keine Musik herausbrachte, schrieb er jedoch immer Songs, auch wenn sie noch nicht reif für eine Veröffentlichung waren:

„I’m always respectful of having a guitar in the room and a piano, which I’ve got here in my kitchen, that I can walk over and play a few chords that might be the beginnings of a new song. That’s all I need, really. That’s the beauty, the simplicity of the equation of being a writer, for me - put your hands on the piano, make up a chord and if it evokes something, you might have the beginnings of another new song.“

Synths, Hörner, Streicherarrangements, und Funk-Folk-Grooves wie Beck sie nicht besser hinbekommen würde, das alles und noch viel mehr findet sich auf „Banana Skin Shoes“ von Badly Drawn Boy, der nun richtig befreit klingt und dabei auch schon einmal so tut, als wäre er The Gorillaz. Die Melodien fließen wieder bei ihm, und sein Herz ist in Wahrheit ein richtig großes Pop-Herz.

Wer Badly Drawn Boy bei „Banana Skin Shoes“ unterstützt hat

Ein Großteil des Albums wurde im letzten Jahr in den Eve Studios in Stockport bei Manchester aufgenommen, wobei Damon Gough der Produzent Gethin Pearson zur Seite stand. Dieser war etwa auch schon mit Kele Okereke im Aufnahmestudio. Schon davor hatte Damon Gough aber etwa auch einzelne Songs mit Ex-Killing-Joke-Bassist und Producer-Legende Martin Glover aka Youth in dessen Studio in London eingespielt.

Confessional Pop Songs

„Never Change“ ist eine wunderschöne Klavier-Ballade, bei „Funny Time Of Year“ sitzt Damon Gough ebenso am Piano und denkt über sich selbst nach. „Note To Self“ ist wieder ein Confessional-Pop-Song, er erinnert an den frühen Badly Drawn Boy.

„I Just Wanna Wish You Happiness“ ist hingegen ein Song, den Damon an seine Ex-Partnerin richtet; die Mutter seiner beiden älteren Kinder, beide inzwischen achtzehn und neunzehn Jahre alt, verließ ihn wegen seiner Alkoholsucht, die nun in Goughs Vergangenheit liegt.

„I’ll Do My Best“ ist dann ein Versprechen an seine jetzige Frau, mit der zusammen Damon Gough ein dreijähriges Kind hat. Er verspricht es, und er wird es halten können. Den festen Glauben daran strahlt dieser Song jedenfalls aus.

Plattencover von Badly Drawn Boys "Banana Skin Shoes"

One Last Fruit/Rough Trade

„Banana Skin Shoes“ von Badly Drawn Boy ist am 22.05.2020 bei One Last Fruit/Rough Trade erschienen.

Auf „Banana Skin Shoes“ gibt es aber nicht nur höchstpersönliche Songs, Partnerschaft und Familie betreffend, sondern auch etwa eine Ode an Manchester, die Heimatstadt von Badly Drawn Boy: In „Tony Wilson Said“, einem Track, der ein wenig wie moderner Motown-Soul klingt, kehrt Damon Gough zurück an die Orte, die wichtig waren für ihn, als er mit der Musik begann. „Tony Wilson Said“ ist eine Hommage an Manchester und jenen inzwischen verstorbenen Mann, der seit den späten 70er Jahren diese zerfallende Industriestadt mit Popkultur versah - mit jenem legendären Club namens Hacienda und seinem Factory-Plattenlabel, das die Musik von Bands wie Joy Division und New Order veröffentlichte. Es geht um Neighbourhoods, Venues und allerlei Mythen, Manchester betreffend.

„Banana Skin Shoes“ von Badly Drawn Boy ist eine vielfältig, oft euphorische, stets herzerwärmende, authentische, handgemachte Platte, mit der Damon Gough hoffentlich ein großes Comeback gelingt.

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