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David Bowie / Ziggy Stardust

Cross Cult Verlag

graphic novel

Wie David Bowie zum Alien-Messias Ziggy Stardust wurde

Eine neue Graphic Novel bildet die Evolution von David Bowie zum fiktionalen Alien-Messias Ziggy Stardust in schrillen Pop-Art-Bildern ab.

Von David Pfister

Ziggy Stardust ist ein androgyner, bisexueller Rock’n’Roll-Messias und außerirdischer Bote, der auf die Erde geschickt wurde, um die Menschheit zu retten. Er hat fünf Jahre Zeit dafür, dann wird er sterben. Die Teenager der Welt werden seine Jünger, die Erwachsenen verfolgen den Alien-Messias. Seine Weltall-Religion baut auf den Prinzipien Sex, Exzess und Rock’n’Roll. Am Ende opfert er sich für die Menschheit und steigt zurück in den Alien-Himmel auf. Wie kam es dazu?

David Bowie / Ziggy Stardust

Cross Cult Verlag

1962 startet ein damals 15-jähriger David Bowie seine Popmusikkarriere als Sänger und Saxofonist in der Beat-Gruppe „The Kon-Rads“. Mit aller Kraft will der Jugendliche ein Popstar werden. Und wenn Popstar nicht geht, dann halt Filmstar oder Theaterstar. Zwei Motivationen treiben den jungen Londoner an, die Kunst und eine große Sehnsucht, um nicht zu sagen Gier, nach Ruhm. Diese Ziele verfolgt David Bowie mit soldatischer Disziplin und Ehrgeiz. Und scheitert jahrelang mehr oder weniger.

Cover der Graphic Novel: David Bowie / Ziggy Stardust

Cross Cult Verlag

„Bowie: Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume“ von Michael Allred, Steve Horton und Laura Allred ist in der Übersetzung von Michael Schuster und mit einem Vorwort von Neil Gaiman im Cross Cult Verlag erschienen.

Seine unzähligen Platten und Projekte ernten zwar kontinuierlich immer mehr Aufmerksamkeit, aber der immense Aufwand steht in keinem Verhältnis zu den eher marginalen Erfolgen. Ein Grund mag David Bowies vermeintliche Fremdartigkeit zu sein. Zu adrogyn, zu versponnen, zu vulgär, zu kunstsinnig, zu ungewöhnlich die Stimme. Bis Bowie Anfang der Siebzigerjahre diese bisherigen ästhetischen Stolpersteine derart überzeichnet und in den Mittelpunkt rückt, dass sie zu seinen Stärken werden.

Das funktioniert aber nur, weil der Glam Rock gerade anklopft. David Bowie wird mit seiner Kunstfigur Ziggy Stardust aus dem Album „Ziggy Stardust And The Spiders From Mars“ Sinnbild dieses Genres, erfunden hat er es aber nicht. Er reitet es nur aus dem Underground in den Mainstream und zähmt es für seine Zwecke. Ein Arbeitsprinzip, welches Bowie bis zum Ende seine Lebens beibehalten sollte.

Das lose Konzept des bisexuellen, ausschweifenden, außerirdischen Rockstars taucht zeitgleich auch im Musical „Rocky Horror Show“ des Engländers Richard O’Brien auf. Ziggy Stardust und die „Rocky Horror Show“ verbindet über das inhaltliche Thema hinaus der grelle Glam Rock Sound und der Umstand, dass Rock’n’Roll erstmals als nostalgisches Zitat verwendet wird. In den Siebzigern ist das erste Mal eine ironische Distanz und Persiflage der Rocktraditionen möglich. Diese Travestie sollte bestimmendes Element des Glam Rock werden. Roxy Music treiben es ein paar Monate später auf die Spitze. Bowie spricht für Rollen in der Rocky Horror Show vor, wird abgelehnt und hat deshalb noch mehr Zeit, sich um seine eigene Horror Show in Gestalt von Ziggy Stardust zu kümmern.

David Bowie / Ziggy Stardust

Cross Cult Verlag

Moonage Daydreams

Geschmackvolle Graphic Novels über Popstar-Ikonen sind ein höchst erfolgreiches Literaturkonzept. Siehe beispielsweise die Werke über Nick Cave, Johnny Cash oder die Beatles. Und auch das neue Bowie-Comic surft auf dieser beliebten Welle. Was diese Graphic Novel aber speziell und besonders spannend macht, ist ihre Orientierung an der Pop Art und Plakatkunst. Dieser Umstand harmoniert ausgezeichnet mit der artifiziellen Science-Fiction/Glam-Rock-Thematik des Ziggy Stardust. Was das Buch weiters attraktiv macht, sind die penibel recherchierten Details aus Bowies Leben Anfang der Siebzigerjahre und aus der Phase, als er sich zur Kunstfigur Ziggy Stardust verwandelte, die mit ikonischen Bildern illustriert werden.

Gezeichnet wurde „Bowie - Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume“ vom US-amerikanischen Comiczeichner und Schriftsteller Michael Dalton Allred, der vor allem für seine Superheldenserie „Madman“ bekannt ist. Allred liebt es, mit Stilistiken der Comic-Kunst aus den 1950er und 1960er Jahre zu arbeiten. Eine visuelle Neigung, die perfekt zur Aura von David Bowie und Ziggy Stardust passt.

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