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FM4 Im Viertel - Mit EsRAP durch das Brunnenviertel

Florian Wörgötter

FM4 Soundpark Weekly

Neue Musik aus Österreich von Texta, Buben im Pelz, Esrap u.v.m.

Vergilbte Erinnerungsfotos, knallige Space-Ausflüge und Alltagsbilder, bei denen man den Maßstab verliert. Die neuesten Videos und Songs aus Österreich, die viele neue Alben im Sommer ankündigen.

Von Andreas Gstettner-Brugger

Licht am Ende des Tunnels? Ab Freitag 29.5. soll die nächste Lockerungsphase in Kraft treten, die den Kulturbereich betrifft. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und die neue Kulturstaatssekretärin, Andrea Mayer haben gestern bekannt gegeben, was wann erlaubt sein wird: Kulturveranstaltungen mit 100 Zuschauer*innen, ab 29.5., mit 250 Zuschauer*innen ab 1.7., mit bis zu 500 bzw. 1.000 Zuschauer*innen ab 1.8., eine Genehmigung der Bezirksverwaltungsbehörden vorausgesetzt. Open-Air-Veranstaltungen können ab Juli bereits für 500 Zuschauer*innen angesetzt werden, ab 1. August für 750, mit Sondergenehmigung für 1.250. Mehr dazu gibt es hier.

M185

Julia Hürner

Bis wir die nächsten Konzerte besuchen können, liefert uns die heimische Szene neue Musik. Die wunderbare Postrock-Indiepop-Band M185 hat eine neue Single, die wir gleich zum Song zum Sonntag gekürt haben. Der krautige Sound bei „Not In Love“ ist durchzogen von pluckernden und fiepsenden Synthesizern, elektronischen Loops und schrägen Einsprengseln. Man darf schon auf das neue Album „Product“ gespannt sein, das am 20. Juni erscheint.

Auch Bibiza ist nicht zu stoppen. nachdem er mit seinem „Quarantäne Song“ die Spitze der FM4 Charts erobert hat, folgt jetzt die EP „Tourbus“, ein kompromissloses Werk, laut meinem Kollegen Stefan Trischler, das in Backstage-Räumen und auf Tour mit einem Laptop entstanden ist. Aber eine neue, sommerliche EP ist schon in der Pipeline.

Texta - „Rundherum“

Nach dem Tod des Texta MCs Harald Renner alias Huckey war lange nicht klar, wie es mit der Linzer Hip Hop- und Rap-Urgesteinen weitergehen soll. Jetzt melden sich Texta mit einer neuen Single zurück, bei der sogar die vertraute Stimme von Huckey zu hören ist. Der Track „Rundherum“ ist ursprünglich für eine Veranstaltung eines Migrantenzentrums in Linz 2017 aufgenommen worden. Viel ist von der ursprünglichen Aufnahme nicht geblieben, bis auf Huckeys Stimme. Texta präsentieren sich heute lyrisch gewohnt sozialkritisch und politisch, aber das Soundgewand ist ungewohnt poppig-eingängig geworden. 2020 ist für die Linzer definitiv eine neue Zeit angebrochen.

Buben im Pelz - „Kodachrom“

Für die Aufnahme ihres dritten Albums sind die Buben im Pelz nach Berlin gegangen, um mit Produzent Alexander Hacke, Gitarrist und Bassist der Einstürzenden Neubauten zusammenzuarbeiten. Aber auch der österreichiche Musiker und Produzent Alexander Lausch hatte seine versierten Händchen bei der Produktion mit im Spiel. Und das alles hat sich ausgezahlt, wie schon die erste Single „Kodachrom“ hörbar macht. Transparente und druckvolle Produktion, ausgewogen und mit sicherer Hand schälen sich hier die Instrumente und Stimmen heraus, um in den schillerndsten Tonfarben zu leuchten. Ein melancholischer Abgesang über die analoge Zeit, inspiriert von dem Ausräumen des Hauses von Christian Fuchs’ Vater, der verstorben ist. Erinnerungen, festgehalten mit analoger Technologie, visuell aufgrund der COVID19 Beschränkungen mit vielen Fotos umgesetzt, die die Stimmung des Songs perfekt wiedergeben. Wohl einer der absolut besten Singles der Buben bislang. Das steigert dir Vorfreude aufs kommende Album.

Esrap - „Yalla Habibi“

Auf den geschmeidigen Beats von Testa, der bei dem Label und Garanten für exzellente Musik Duzz Down San zuhause ist, surft hier das Duo EsRAP in gewohnter Coolness dahin. Starke Beats, starke Worte und starke Bilder fügen sich in „Yalla Habibi“ zu einem eingängigen, ein bisschen düsteren Rap-Pop-Track, wie es sonst sehr wenige zustande bringen. Wir alle können empowerment im eigenwilligen und deepen Klangkosmos von EsRAP finden und spüren.

Kayo - „Ka Moßstob“

Marimbaklänge und Ziehharmonika sind ein vielleicht etwas untypischer Anfang für eine Hip Hop-Nummer von Kyao. Im Refrain von „Ka Moßstob“ geht der Flow von Kayo über in eine Gesangslinie in dem der Linzer beteuert, kein Maßstab zu sein. Was freshe Beats und gute Ideen anbelangt, scheint er es doch zu sein. Nach neun Jahren - wie sein Facebook Account zeigt - ist Kayo erneut mit Flip am Produzieren des neuen Albums, das im Sommer noch erscheinen soll. Das Material zum Video hingegen stammt von Kayos Freunden und Fans. Während des Lockdowns hat er sich von ihnen Aufnahmen schicken lassen, die den Blick aus den Fenstern auf ihren Alltag zeigen. Mit cleverer Bearbeitung wird auch hier der Eindruck erzeugt, es gäbe keinen Maßstab. Manchmal glaubt man sogar auf eine Spielzeugeisenbahnlandschaft zu schauen.

Yakata - „Heat The Sun“

Aus dem Hause Assim Recrods stammt die Band Yakata. Das Indie-Trio liefert mit „Heat The Sun“ eine groovige Popnummer ab, die hörbar die Handschrift von Musiker und Produzent Christoph Ertl Christoh (bekannt von seiner Band Gospel Dating Service) trägt, der auch bei den Backing-Vocals mitgewirkt hat. Der Song vermittelt trotz seiner Dringlichkeit und rockigen Elemente im Refrain (für das druckvolle Schlagzeug ist Jan Haußels von Mother’s Cake verantwortlich) eine gewisse Zerbrechlichkeit und Melancholie. Den ausgewogenen Sound hat Alexander Lausch in eine transparente Form gegossen. Das animierte Space-Video kommt von Flo Offner. Ein gutes Team, das ein stimmiges Gesamtkonzept liefert. Nächste Woche, am 5. Juni, erscheint dann das Debüt „A Boy’s Latin“.

Convertible - „Not A Cloud“

Auch wenn Hans Platzgumer sein Versprechen, keine Musik mehr zu veröffentlichen, letztes Jahr mit dem Album „Holst Gate“ gebrochen hat, kann man getrost darüber hinwegsehen oder hören. Denn mit „Not A Cloud“ ist dem Autor und nicht lassen könnenden Musiker wieder ein schwungvolles und geniales Stück gelungen. Erneut schickt er seine skandinavische Kunstfigur Colin Holst ins Rennen, der für ihn die Bühne betritt und sich und seine Band von Außerirdischen ins Weltall entführen lässt. Diese Verwandlung in einen fiktiven Musiker scheint Hans Platzgumer so viel Spaß und Inspiration zu bieten, dass wir noch dieses Jahr mit einer Fortsetzung von „Holst Gate“ rechnen können.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Kann sich noch jemand an Gameboys und Pokémons erinnern? Max Rino und Cibo The Hacker rappen sich über trockene Beats von „Mach sie fertig mit ’nem Smettbo“ und Gitarren mit viel Witz in die Retro-Gamer Kultur.
  • Nach sieben Jahren hat Pieter Gabriel alias Sleep Sleep wieder ein Album veröffentlicht, das den schönen Titel „The Lost Art Of Questioning Everything“ trägt. Mit „The City“ erscheint jetzt eine weitere Single, der Eröffnungstrack des Albums mit dem schönen Tennis-Sample und einem knallbunten Video.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Zart und vorsichtig starten die Dramas ihren neuen Song „Undercover Dreamer“, der sich dann zu einer schönen Disco-Hymne aufschwingt. Das Video dazu soll noch Ende dieser Woche erscheinen.
  • Schwere Beats und kritische Rhymes liefern Def III und P.tah mit ihrer neuesten Single „Panamapaperstreet“. Zungenakrobatik mit klassich deepem Hip Hop Untergound.
  • Die Singer/Songwriterin Baiba verrät uns ihre Sünden in der neuen Single „I can tell you my sins“. Eine ausgewogen produzierte Elektro-Pop-Nummer voller schöner Synthie-Flächen und satten Beats.
  • Die Grazer Super-Group Rote Augen (mit Mitgliedern von The Jigsaw Beggars, The Sado Maso Guitar Club und The Incredible Staggers sowie Son of the Velvet Rat) legen mit „Marrakesch“ Ende der Woche eine neue Nummer vor, die Matthias Krejan wirklich dort geschrieben hat. Neben Feldaufnahmen ist auch der musikalische Einfluss der „Roten Stadt“ von Marokko zu hören. Spannender Song.
  • Ende der Woche erscheint auch die neue Single von Jakob Kolb alias On Bells. Auf „Vibes In The Shower“ ist weniger der 80s-Flair zu hören, sondern mehr der zeitgeistige Einfluss von Autotune und chilligen Beats.
  • Vergangenen Donnerstag hat Lisa Schneider im Soundpark anlässlich des Feiertags Wunschsongs aus Österreich entgegengenommen, die uns in sommerliche Stimmung versetzen sollten. Darüber hinaus haben Pauls Jets ihr neues Album charakterisiert und Flip von Texta hat über die Zeit nach Huckeys Tod gesprochen.

Letzten Sonntag hat Christian Pausch uns die Soundparknacht präsentiert mit den Lieblingssongs von Sleep Sleep, den Alben-Mixes von Flip und der Wirtschaftskammer, sowie einem Mix der harten Sorte aus Österreich von Medina Rekic und als Ausgleich gab es die Kinderlieder von Matthäus Bär zu hören.

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