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Visible Out on Televsion

AppleTV+

„Visible“ ist eine Dokuserie über queere Sichtbarkeit

Die Dokuserie „Visible: Out on Televsion“ ist ein umfangreiches Werk über queere Sichtbarkeit und die Repräsentation von LGBTIQ+-Menschen im Fernsehen. Angefangen von den „Dark Ages“ bis zur heutigen Zeit lassen die fünf Folgen keinen Aspekt aus.

Von Philipp Emberger

„Visible: Out on Television“ ist eine Doku über viele erste Male: Sie zeigt die erste Erwähnung von Homosexualität im Fernsehen und mit Harvey Milk den ersten schwulen Mann, der auch dank des Fernsehens in ein öffentliches Amt gewählt worden ist. Und „Visible“ zeigt mit der Sitcom „Ellen“ das erste öffentliche Outing eines Hauptcharakters in einer TV-Serie.

Es war ein langer und harter Weg von queerer Sichtbarkeit im Fernsehen. „Visible: Out in Television“ von AppleTV+ fasst in fünf Episoden die Geschichte von LGBTIQ+-Themen im Fernsehen zusammen und beginnt in der Zeit als die ersten Fernseher den Weg in die Wohnzimmer gefunden haben.

Passenderweise heißt die erste Folge „The Dark Ages“. Es ist eine Zeit, in der Homosexualität im Fernsehen gänzlich ausgeblendet wurde. Fernsehen ist immer auch ein Stück weit ein gesellschaftlicher Spiegel und in den 60ern ist Homosexualität in 49 der 50 US-Bundesstaaten ein Verbrechen. Das hat sich auch auf die TV-Welt niedergeschlagen und homosexuelle Personen wurden totgeschwiegen.

It get’s better

Schritt für Schritt zeigt die Doku die vielen kleinen Verbesserungen. Es sind so viele Beispiele, manche kleiner, manche größer, die dazu beigetragen haben, Stück für Stück die Sichtbarkeit von LGBTIQ+-Personen im Fernsehen zu erhöhen. Sie zeigt zum Beispiel die Serie „All in the Family“ aus dem Jahr 1971, die in vielerlei Hinsicht zu einem Katalysator für gesellschaftlichen Wandel wurde. In der von Norman Lear produzierten Serie (Lear hat früh diverse Charaktere gezeigt) outet sich zum ersten Mal ein Seriencharakter als homosexuell. Der ausstrahlende Fernsehsender CBS war so besorgt darüber, dass am Ende der Episode ein riesiger Abspann lief.

Die Dokuserie feiert diese Entwicklungen aber nicht blind ab, sondern ordnet diese ein. Sie kritisiert, dass gerade zu Beginn von queerer Repräsentation homosexuelle Charaktere in Serien häufig zur Belustigung eingesetzt worden sind und viel über sie gelacht worden ist. Die ernsthafte Herangehensweise ist auch dem Produktionsteam zu verdanken. Der Regisseur Ryan White, der alle fünf Folgen verantwortet, wird von Jessica Hargrave, Wanda Skyes und Wilson Cruz unterstützt. Cruz hat in der Rolle als Rickie Vasquez in der Serie „My So-Called Life“ („Willkommen im Leben“) ebenfalls einen Teil zu dieser Geschichte beigetragen.

Emotionale Doku

Es sind viele emotionale Momente, die die Miniserie liefert. Wie etwa in der dritten Folge als die AIDS-Krise in den 80ern und 90ern thematisiert wird. Die Folge „The Epidemic“ zeigt den Verlauf der AIDS-Krise und die Repräsentation von HIV-positiven Menschen im Fernsehen. Mit einem tragischen Höhepunkt: Der 22-jährige Reality-TV-Teilnehmer Pedro Zamora war einer der ersten schwulen und HIV-positiven Personen im Fernsehen. Als TV-Liebling in „The Real World“ hat er viel zum öffentlichen Wissen über AIDS beigetragen. Schließlich ist er an seiner Erkrankung gestorben. Seine Rolle als Role Model im Umgang mit HIV-positiven Menschen hat schließlich sogar Bill Clinton gewürdigt, als er sich öffentlich von Zamora verabschiedete.

Margaret Cho in "Visible: Out on Television"

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Comedian Margaret Cho in der Dokuserie

„Visible“ spannt einen umfangreichen Bogen von den „Dark Ages“ bis zur heutigen Zeit der queeren Hauptcharaktere. Auf diesem erzählerischen Weg lässt die Doku keinen Aspekt aus. Die Miniserie basiert auf zahlreichen Archivaufnahmen und Interviews. Es ist beeindruckend wieviel Material die Macher*innen hier zusammengetragen haben. Ergänzt werden diese durch Interviews mit Aktivist*innen und Role Models wie Ellen DeGeneres, Billy Porter oder Laverne Cox. Mit ihrer Sichtweise fügen all diese Personen der Doku eine persönliche Note hinzug.

Und ein schönes Detail: Jede Folge wird von einer anderen Person der LGBT+-Community erzählt. Darunter: Die Schauspieler*innen Neil Patrick Harris und Asia Kate Dillon oder Comedian Margaret Cho. Sie alle teilen ihre Erfahrungen und machen „Visible“ zu einer extrem genauen Studie über queere Sichtbarkeit. „Visible“ zeigt die vielen kleinen Schritte, die das große Ganze sichtbar machen.

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