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(Corona) Virus vor schwarzem Hintergrund

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Mit Akzent: Desinformationspandemie

Todor Ovtcharov beobachtet, dass ernstzunehmende Analysen immer häufiger Sensation und extremen Standpunkten weichen. Eine Kolumne.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Ihr erinnert euch alle an das dritte Newtonsche Gesetz, das Wechselwirkungsgesetz: Kraft gleich Gegenkraft.

Das gilt aber nicht nur für die Mechanik, sondern auch für das gesellschaftliche Leben. Denn heutzutage gilt: Information gleich Desinformation. Beginnend mit dem Mord an Kennedy, über das Attentat auf das World Trade Center bis zum Coronavirus. Es gibt so viele Verschwörungstheorien, die das Weltgeschehen sich in billige Softcover-Krimis packen, die man an Kiosken an Bahnhöfen und Flughäfen kaufen kann. Auf dem Cover steht eine vollbusige blonde Frau, die von einer dunklen Gestalt gewürgt wird, man sieht eine Badewanne, aus der Blut fließt oder einen muskulösen Mann mit einem Maschinengewehr in der Hand und ein brennendes Dorf im Hintergrund. Widmen wir uns aber nicht den Covern, sondern dem Inhalt.

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Dieser Inhalt besteht oft aus fragwürdigen Studien und Expertisen von unbekannten Experten und vergiftet langsam die Seelen der Leser. Die Welt wird in dunklen Farben gemalt, geschaffen aus Angst und Feindseligkeit. Man hat keine Lust mehr auf ernstzunehmende Analysen, denn Denken wird überbewertet. Die Vernunft macht Platz für die Sensation und die extremen Standpunkten.

Ich habe zuerst im Internet gelesen, dass die Amerikaner den Coronavirus erfunden haben, um die chinesische Wirtschaft und den Iran anzugreifen. Als das Virus in den USA angekommen ist, wurde behauptet, dass es umgekehrt ist und dass die Chinesen die Amerikaner vernichten wollen. Immer wieder haben einige geglaubt, dass die Russen dahinter stecken, die sowohl den Amerikanern, als auch den Chinesen weh tun wollen. Obwohl das Virus allen geschadet hat, glauben immer noch viele Verschwörungstheoretiker, dass das nur „zum Schein“ existiert.

Regierungen und Geheimdienste sind in Verschwörungstheorien-Romanen immer böse und wollen uns immer kontrollieren. Die bösen „Eliten“ sind zu allem bereit, um uns zu manipulieren. Ganz egal wer gerade der Bösewicht ist Putin, Trump oder Bill Gates. Ihr Endziel ist immer, dass sie unter meine Haut gehen, es sich in meiner Wohnung gemütlich machen und auf meinem Sofa schlafen. Ehrlich gesagt, habe ich nichts dagegen, wenn Bill Gates kurz vorbeikommt, denn wir brauchen immer wieder einen Babysitter.

Man kann leider nicht mehr über Verschwörungstheorien lachen. Sie werden immer dunkler und mächtiger. So angsteinflößend, dass sogar Stephen King vor Schrecken schreien würde. Die komplizierten Tatsachen machen Platz für einfache Wahrheiten, die wir exaltiert im Internet hinausschreien. Wir werden zu Schrauben in der Maschine, zum Ziegelstein in der Mauer und helfen mit, die neue Desinformationsgesellschaft zu bilden. Das alles ist aber auch wieder nur eine Verschwörungstheorie.

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