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Aktueller Musiktitel:

Farce

Gabriela Kielhorn

Neues von Æther Kombo feat. FARCE, 5K HD, On Bells u.v.m.

Viel Vaporwave, viel Reiselust, viel der großen Rhetorik. Vor allem Pauls Jets liefern der österreichischen Musikwoche beste Sätze wie: „Ich mach mich doch nicht lächerlich in meiner Pyjamahose.“

Von Lisa Schneider

Pauls Jets

Marcella Ruiz-Cruz

Dass Pauls Jets mit „Highlights zum Einschlafen“ ein Album des Jahres liefern, war schon nach den zuvor ausgekoppelten Singles klar. Niemand verkörpert die euphorisierende Fadesse aktuell besser als diese Band, man muss sich einfach bedanken für Zeilen wie: „Stell dir vor, wir könnten uns kennen“ („Blizzard“), „Ich bin dein Rätsel, das ich nie mehr löse“ („Der Teufel“) oder „Wir sind die zwei, die niemals bereuen“ („Die dunklen Prinzessinnen der Nacht“).

Oder, auch unverhohlen gut: „Du bist ein wenig schön, ich bin ein wenig blöd, das passt gut zusammen“ („Raus aus der Essenz“). Auf den Punkt gebrachte Situationskomik, große Rhetorik, emotionsgeladen, aber nie überfrachtet. Schlafen können wir später.

Ein weiteres, großes Album hat Lukas König alias Koenig mit „Messing“ veröffentlicht. Aufgenommen auf einem einzigen (Messing-)Becken hat er Katharina Seidler alles über den minimalistischen, disruptiven Zugang zu seinen neuen Songs erzählt und darüber, wie musikalisch spannend Menschen, die im Bus hin- und herschwanken, sein können.

Die Musikvideoauswahl der Woche:

5K HD - „Happy Fxxxing Life“

Eine kleine große Überraschung, das ist die neue Single von 5K HD. Der Titel hält sich mit verpixelt, weil bösen Buchstaben zurück, sonst ist hier alles straighte, ungeahnt glatte 80er-Jahre-Disko. „Happy-dappy“ sagt Mira Lu Kovacs dazu, Robyn könnte das gut gefallen.

Glücklich sein ist selten einfach, ein Song übers Glücklichsein im besten Fall umso mehr. „Happy Fxxxing Life“ ist eine kleine Quasi-Anleitung, den destruktiven Stimmen im Kopf abzusagen. Das zu greifen, was man sich zu oft selbst versagt. Spannender noch als der Song ist der Kontext, in dem er entsteht: Die noisige Avantgarde, die 5K HD sonst pflegen, ist eben auch von Corona über den Haufen gefahren worden. Manchmal muss ein (musikalischer) Befreiungsschlag sein.

Æther Kombo feat. FARCE - „Deja vu“

Wolfgang Möstl hat es wieder getan, er hat gute Menschen um sich versammelt und ein neues Musikprojekt gestartet. Als Æther Kombo tritt er gemeinsam mit Werner Thenmayer (Gustav, Euroteuro) den Weg ins Studio an, für die erste gemeinsame Single wurde niemand anderer als FARCE ans Mikro gebeten.

Wolfgang Möstl besitzt eine gepflegte Kassetten-Sammlung, für „Deja vu“ hat er in Richtung 80er-Jahre-New-Age gegraben und das alles dann noch mit Funk- und Chillhop-Beats punktiert. „Deja vu“ gleitet vernebelt dahin, es ist ein gut faules Sinnieren über die Probleme von gestern. Womit dieses Projekt wohl noch auffahren wird? Fest steht, zuerst erscheinen noch getrennte Releases: Wolfgang Möstl veröffentlicht als Mile Me Deaf am 10. Juni sein neues Album „Ecco“, und auch Farce hat bald eine frische EP für uns.

Diskoromantik - „Schlafzimmerblick“

Die beiden Rapper HipHop Joshy und Herzkawall haben sich mit Produzent Melonoid unter dem klingenden Namen Diskoromantik zusammengetan, ihre neue Single nennt sich passend zum Charme der Truppe „Schlafzimmerblick“.

„Sie steht auf meinen Schlafzimmerblick“, sprach’s noch romantisch, aber dann: „sie checkt nicht, wie wach ich grad bin“. Das schöne „wach“ ist im Dialekt gesprochen von doppelter Bedeutung, aber wie auch immer: Der Song ist in seiner plätschernden Gangart ohnehin der, den man am besten ein bisschen angemüdet genießt.

Rote Augen - „Marrakesch“

Atmosphäre transportieren, das kann die Band Rote Augen, sie wiederholt es mit ihrem neuen Song „Marrakesch“. Aus Gründen der Reisebeschränkung wurde das Video nicht in Marokko, sondern im Iran gedreht.

„Marrakesch“ schleicht sich als schlichtes Percussion-Konstrukt leise an, weit entfernte Menschen rufen Dinge am Rand des Mikros vorbei. Marktplatz-Stimmung. „Lass dich ein, ein, ein“, übernimmt dann der doch gewohnt deutsche Text, der von fernen Ländern, von Labyrinthen, von Himmel und Hölle erzählt. „Marrakesch“ ist ein Reisebericht, ist ein seltsam guter Sog, und als Song ganz und gar originär.

Im Herbst wird das Album „Augenlieder“ erscheinen.

On Bells - Vibes In The Shower

Schreibt Jakob Kolb als On Bells nicht gerade mit seinem musikalischen BFF Titus Probst Lieder über die wilde Liebe, vernetzt er sich quarantänebedingt online. Dabei kommen Songs wie sein neuester, „Vibes In The Shower“, heraus.

Es ist, wie soll es anders sein, eine Art virtuelle Lovestory. Wo sind die guten, kitschigen, romantischen, aufregenden Zeiten hin, als man sich noch mit roter Rose und Billigwein vor der WG-Tür der Angebeteten aufbauen konnte. „Vibes In The Shower“ slackt gemütlich in Lo-Fi-Attitüde vor sich hin: Es wird bestimmt bald wieder so sein, wie’s niemals war.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Lo-Fi GRRRR Grunge: Musheen haben ihr Album „Etat“ veröffentlicht.
  • In Decken eingemummelt die Meeresbrandung und eventuell einen Regenbogen beobachten: Paul Ruben hat zum Song „The Last Fish“ ein beeindruckend schönes Video veröffentlicht. Am 6. Juni veröffentlicht er auch schon sein nächstes Album, es trägt den Titel „Giving Without Receiving Is Acting Like The Sun“.
  • Vor gut einem Jahr hat Soia ihr Album „Where Magnolia Grows“ veröffentlicht, bald wird es eine Remix-EP davon geben. Das chinesisch-deutsche Producer-Kollektiv C.O.W. hat dafür einen schneidig-eleganten Remix von „Run With Wolves“ beigesteuert.
  • Die wohl schönste Neuentdeckung der Woche: Raen Talion und ihr gemeinsam mit No Alter Boy aufgenommener Song „XI“. „Deeper, deeper into the night“ reisen wir vor zuckendem Beat-Hintergrund durch Welt, Wüste, Gedankenwahnsinn.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Willkommen im Digital Playground von Yukno. „Ich werde mich lieben, ich werde mich teilen“: Feedback bitte nur online abgeben.
  • Corona-Musik gibt es mittlerweile in allen möglichen Auswüchsen. Ein Walzer darf nicht fehlen, haben sich Kohlbacher/Scharinger/Eder gedacht.
  • Wenn einem Instagram-Aufnahmen von Walen entgegenspült werden, macht man im besten Fall ein Video draus: Austrian Apparel, die Tierliebhaber unter den Clubbespielern, haben ihre neue Single „Hi Vis 5“ veröffentlicht. Das Album dazu kommt am 19. Juni.
  • Wien bleibt Untergrund“ - dass man das sogar im schön hipsteresken 5. Bezirk noch laut sagen darf, beweist Rapper Beloskoni mit seiner ersten Solo-Single.
  • Das ungarische Elektro/Downtempo-Projekt Belau hat gerade sein neues Album „Colourwave“ veröffentlicht. Für die Single „Breath“ hat Sophie Lindinger die Vocals geliehen.

In meiner letzten Soundparksendung am Donnerstag haben wir euch das neue, zweite Album von Pauls Jets vorgestellt, außerdem hat Katharina Seidler Lukas Koenig zu seinem neuen Album „Messing“ interviewt. Und wie immer gab’s eine Menge neuester Single-Releases zu hören, diesmal unter anderem von On Bells, 5K HD oder Soia.

In der letzten Sonntagsausgabe des FM4 Soundpark mit Christian Pausch waren unter anderem Lukas Koenig und der Rapper Joshi Mizu mit neuen Releases zu Gast, außerdem hat uns Der Nino aus Wien seine liebsten Songs aus Österreich vorgestellt.

Aktuell: