FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Bildschirmfoto aus dem originalen "Pac-Man"

Koji Inokoshi / Bandai Namco

Die gelbe Fresskugel und ihre magischen Maschinen

Pac-Man ist 40 Jahre Jahre alt. Man kann mit dem Games-Charakter mittlerweile auf fast allen Konsolen, Computern und Smartphones spielen. Die Figur blüht aber weiterhin nur in ihren eigenen Videospielautomaten so richtig auf.

Von Robert Glashüttner

Pac-Man, die markante Figur aus dem gleichnamigen Game, ist 40 Jahre alt geworden. Pac-Man war der erste Videospiel-Star mit starkem Wiedererkennungswert und hat digitale Spielkultur erstmals richtig zugänglich gemacht. Die gelbe Fresskugel ist bis heute eines der bekanntesten Games-Maskottchen und lebt in modernisierten Versionen des Urspiels aus 1980 munter weiter.

Über Pac-Man wurde in den letzten 40 Jahren bereits viel gesagt und geschrieben. Die Geschichten und Anekdoten über seine Entstehung, seinen Erfolg, sein großartiges Gamedesign mit dem Labyrinth und den Geistern und seine Strahlkraft als Charakter werden gerne erzählt (siehe Box unten links). Alle paar Jahre wird vom japanischen Markeninhaber Bandai Namco durch das Feiern von (oft nicht mal runden) Geburtstagen neue Aufmerksamkeit für die alte Figur geschaffen. Das kommt dann nicht mal unsympathisch rüber, denn Pac-Man ist ein fröhlicher, unschuldiger und versöhnlicher Charakter, der auch nie so allgegenwärtig ist, dass er einen auf die Nerven gehen könnte.

"Pac-Man Championship Edition"

Bandai Namco

„Pac-Man Championship Edition“

Aber was ist es, das Pac-Man heute als Figur und als Videospiel leistet, das in den vielen wiederkehrenden historischen Rückblicken nicht ausreichend thematisiert wird? Nach reiflicher Überlegung ist es für mich jener Aspekt, dass „Pac-Man“ das einzige populäre digitale Spiel ist, das sich mitsamt seinem Automaten aus der Videospielhalle (Arcade) der 80er und 90er Jahre in die Popkultur der Gegenwart durchgekämpft hat.

Damit kehrt gleichzeitig auch die mittlerweile sonst fast nur noch im musealen Kontext existente Arcade-Kultur als eine Art freundlicher Zombie wieder. Zwar besitzen in Nischenbereichen und Subkulturen, etwa bei Retro-Game-Fans oder in Fighting-Game-Szenen, Videospielautomaten ebenfalls weiterhin Relevanz, doch nur „Pac-Man“ ist als gesellschaftlich durchdringendes Uralt-Game geblieben, das fast jeder kennt und das - gestern wie heute - am allerbesten auf einer großen, klobigen Maschine gespielt wird.

Erfolgreichen und großartigen Neuauflagen wie der „Pac-Man Championship Edition“ (seit 2007), dem Google-Doodle im Webbrowser (2010) oder dem lustigen Casual-Game „Pac-Man 256“ (2015) zum Trotz, ist es also weiterhin der Videospielautomat, der die Premium-Variante des Spielgenusses darstellt. Immer wieder werden (meist recht teure) neue „Pac-Man“-Automaten für Aufsteller- und Sammler*innen produziert. Seit einigen Jahren gibt es zusätzlich dazu auch Miniautomaten, etwa im Maßstab 1:4, und seit neuestem sogar Bausätze um ein paar hundert Euro, die das nächste beste Ding zu einem gut restaurierten Originalautomaten aus den frühen 80er Jahren (mittlerweile sehr teuer) sind.

"Pac-Man"-Spielautomat

Arcade 1Up

Die Ansicht auf Joystick und Buttons beim neuen „Pac-Man“-Automaten zum 40-jährigen Jubiläum, unter der Originallizenz entwickelt von der Firma Arcade 1Up. Ausgewählte Bausätze sind mittlerweile auch in Europa erhältlich.

Fester Stand, guter Halt

Ein Videospielautomat ist nicht einfach nur groß und klobig, sondern er bietet auch buchstäblichen Halt. So wird „Pac-Man“ üblicherweise im Stehen gespielt. Eine Hand umgreift mit beherztem Griff den Joystick - anderenfalls sind etwa schnelle Kurven im Spiel nicht perfekt zu meistern. Legendär ist in diesem Zusammenhang auch der Stützgriff mit einer Hand auf eine Seite des Spielautomaten. Grundsätzlich gilt: Je fester der Stand, desto höher der Score. Die Games-Historikerin Cat DeSpira hat in einem mittlerweile oft herumgereichten, fantastischen Artikel dieses Kulturphänomen ausführlich analysiert.

Auch jetzt, zum 40er von Pac-Man, erscheinen wieder neue Automaten - ein größeres Standgerät (siehe oben) und ein kleineres für den Tisch. Zu klein sollte ein Videospielautomat aber nicht sein, weil er ansonsten seinen oben beschriebenen Zweck, den guten Halt, verfehlt. Wer lieber in der Öffentlichkeit Geister frisst als am eigenen Automaten zu Hause, kann das in den sehr wenigen noch existenten Geschicklichkeitsspielhallen weiterhin tun. Dort findet man mit etwas Glück die Vier-Spieler*innen-Variante „Pac-Man Battle Royale“ oder das riesige „World’s Largest Pac-Man“.

Alles Gute zu vier Jahrzehnten klingendem paku paku paku, Pac-Man! In unseren Konsolen und Computern bist und bleibst du in fast jeder Form ein unterhaltsamer Held. So richtig strahlen tust du aber weiterhin nur in deinen ganz eigenen, magischen Maschinen.

Aktuell: