Die große Healthy Boy Band Cooking Show

Für alle, die nicht kochen können und auch keine Ahnung haben, wie man Gerichte wie Bouillabaisse oder Coq au Vin überhaupt ausspricht.

Von Felix Diewald

Vor einigen Wochen begegnete ich drei jungen und verrückten Tellerwäschern in der sonst eher nicht so verrückten ORF-Kantine. Zusammen seien sie die Healthy Boy Band, erzählten die drei Männer. „So wie eine Boyband“, sagten sie, „nur sind wir keine Musiker, sondern Köche“. Ich ließ das Kantinen-Food also stehen und die drei an den Induktionsherd in der FM4-Küche. Mit dabei hatten die drei ein kleines Büchlein ohne Fotos, aber voller Rezepte, „99 solutions but 1 problem“ steht riesig drauf.

Im Folgenden lest ihr: Anleitungen und hilfreiche Tipps für eine Vor-, Haupt- und Nachspeise sowie das perfekte Begleitgetränk. Vergesst alles, was ihr bei Andi & Alex gelernt habt. Das ist viel besser.

1. Die Vorspeise

„Sie ist eigentlich das Beste, sie ist ein bissl wie das Vorspiel“, sagt Lukas Mraz, einer der Köche der Healthy Boy Band. „Sie dauert länger als die Hauptspeise, die wollen ja alle immer gleich sofort. Die Vorspeise hingegen ist subtiler, hat mehr Säure, macht mehr Spaß.“ Die Köche haben dafür folgendes Rezept ausgewählt:

„Die Größe des Rezepts ist, dass man auch schlechte Austern verwenden kann“, sagt Lukas Mraz, „wir denken ja an euch“. Das Schnitzel, das könne man sich merken, sei immer Abfallverwertung. „Bei viel Hitze wird alles nochmal pasteurisiert. Da kann’s auch nicht passieren, dass ihr den nächsten Tag am Klo verbringen müsst.“ Mit einem Messer die Austern öffnen. Nur nicht in den Schlurf zwischen Daumen und Zeigefinger stechen (dort hält man die Auster nämlich meistens). Es gibt auch eigene Ritterhandschuhe dafür.

Die Auster der kleinen Leute

Falls ihr Vegetarier*innen seid, könnt ihr auch Austernpilze verwenden. Oder, fürs kleine Budget, die „Auster der kleinen Leute", über die Felix Schellhorn, einer der Köche der Healthy Boy Band, informiert: „Wenn man den Rotz hochzieht, runterschluckt und wieder hochholt, bekommt man eine grüne, austernartige Konsistenz. Das kann man in einem Sieb gut sammeln, kaltstellen und panieren – das schmeckt eigentlich ziemlich ähnlich.“

Nur mit Liebe, nicht mit Hammer panieren

Jetzt geht es mit den Austern in die Panierstraße. Die Auster aus dem Meer oder aus der Nase trocken im Mehl wenden, dann in die gequirlten Eier und in die Panier. „Wenn ihr bei einer anderen Kochshow wärt“, hebt Lukas Mraz hervor, „dann würden sie jetzt das Schnitzel ordentlich klopfen. Das ist, bitte, ein No-Go! Ein Schnitzel gehört nur durchgezogen, mit viel Liebe, ganz sanft.“

Das Butterschmalz aufstellen. Die Austernschnitzis rein und schön goldbraun frittieren. Rausnehmen und auf Papier legen. Lukas Mraz: „Nochmal salzen bitte, das vergessen die meisten Köche daheim.“ Die restlichen Zutaten: Kewpie-Mayo, gehackte Zwiebel, gehackte Petersilie, Öl, Zitronensaft, bissl Pfeffer werden zu einer Sauce Tartare zusammengemixt. „Guten Appetit“, sagt die Healthy Boy Band. „Fisch and no Chips für die Reichen.“

2. Die Hauptspeise

“Es ist wie der Orgasmus“, sagt Healthy Boy Felix Schellhorn. „Du erreichst den Peak, bam!, es ist richtig geil, aber es ist auch richtig schnell vorbei.“ Daher sei es wichtig, zuerst die Vorspeise langsam aufzubauen. „Die Hauptspeise knallt, braucht aber auch eine Beilage.“ Dafür hat die Healthy Boy Band folgendes Gericht gewählt:

Der „Healthyboybandgroupie“ auf Instagram hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle 99 Gerichte aus dem Kochbuch der Band nachzukochen. „Ich wollte damit den Gedanken der Köche möglichst nahkommen.“, sagt er selbst über sein Projekt. Für diesen Artikel hat er uns seine Kreationen freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Den Reis in einen Topf mit schon geschmolzener Butter geben. Nach 10 bis 15 Minuten ist er fertig. Als zweite Beilage wird dieses Gericht gekocht:

Den Käse in mittelfingerdicke Sticks schneiden

„Das ist ein kleiner Snack zwischendurch, der Kraft bringt“, sagt Lukas Mraz, der dieses Rezept von seiner Mutter gelernt hat. Für „Shitty Gouda, Ketchup“ den billigsten und industriellsten Gouda nehmen, den ihr finden könnt. Den Käse in mittelfingerdicke Sticks schneiden und mit einer Schüssel Ketchup zum Dippen servieren. Lukas Mraz: „Das ist die Vitaminbeilage, das ist das G’sunde quasi.“ Und was ist jetzt die Hauptspeise? „Äh, machen wir jetzt einfach einen Karpfenleberkäse“, sagen die Köche.

89 Gramm Kalbsparüren

Den Karpfen filetieren. „Das ist sehr, sehr überhaupt nicht leicht“, weiß Felix Schellhorn. „Am besten schon filetiert und entgrätet und vielleicht sogar gewürfelt kaufen.“ Das Karpfenleberkäse-Konzept stammt vom dritten Healthy Boy, der in Oberösterreich und komplexer kocht: Philip Rachinger.

Lukas Mraz: „89 Gramm Kalbsparüren ... KalbsPARÜREN – man sieht, der Philipp benutzt Wörter, die keiner kennt. Nur damit er als bester Koch der Welt aus Neufelden dasteht.“ Parüren, wird erklärt, seien zum Beispiel die Sehnen eines Kalbs. „Daraus wird auch Leberkäse gemacht.“

„C’est pas comliqué“

Den Karpfen mit den Parüren und Eiswürfeln zu einem sogenannten „Brät“ verarbeiten. „Wer soll das verstehen?“, wirft Lukas Mraz ein. Gut, dass Philipp Rachinger eine erklärende Sprachnachricht aus Oberösterreich geschickt hat. „Brät? C’est pas comliqué, c’est le truc dans les saucissons, c’est la viande avec de glassons.” Okay. „Für alle, die’s nicht verstanden haben“, fügt Philip noch hinzu: „Brät ist einfach gehacktes Fleisch, c’est ca.“ Danke, Philip.

Karpfenleberkäs, dekonstruiert

Den Karpfen mit Fischsauce, Koriander und Chili abschmecken. Salz und Zitronenabrieb dazu. Bei 150 Grad in einer Backform mit Speck 40 Minuten lang backen. Lukas Mraz Servieridee: „Wir schneiden uns eine dicke Scheibe vom Leberkäse runter, links würde ich ein Röllchen vom Gouda mit Ketchup drapieren. Und mit einem Schöpfer den Reis in eine runde Form pressen und auf den Teller stürzen.“ Wer für den Reis zu faul sei, könne sich auch einfach eine Karpfenleberkäs-Semmel mit shitty Gouda machen. „Karpfenleberkäs, dekonstruiert”, sagt die Healthy Boy Band dazu.

3. Die Nachspeise

“Beim Dessert ist eh schon alles längst vorbei“, sagt Lukas Mraz. „Aber gerade da muss man sich nochmal ganz besonders ins Zeug legen. Denn die Nachspeise ist die letzte Erinnerung, die vom Essen bleibt.“ Dafür hat die Healthy Boy Band folgendes Gericht gewählt:

Bestes Eis der Welt

„Der Sauerklee soll frisch aus dem Wald kommen“, sagt Felix Schellhorn. „Davon 467 Gramm, bitte genau abwiegen.“ Den Sauerrahm mit dem Sauerklee im Mixer mixen. Das Ganze mit dem Vanilleeis verrühren und einfrieren. „Bestes Eis der Welt.“ Als zweites Dessert gibt es folgendes Gericht:

Super Mitbringsel fürs Festival

„Das ist süß-scharf und Cognac trinken ja eigentlich nur die Älteren, but we do a revival, you know“, sagt Felix Schellhorn. Die Pfirsiche schälen, entkernen und abwechselnd mit dem Zucker in ein Glas schlichten. Mit Cognac bedecken und verschließen. Unter den Deckel aber unbedingt ein Tuch klemmen. „Ihr könnt auch ein altes Frequency-T-Shirt nehmen. Das ist überhaupt ein super Mitbringsel fürs Festival, damit wirst du richtig dicht.“ Die Rechnung: Je länger der Pfirsich im Cognac badet, desto stärker fährt das Dessert rein. „Da braucht man nicht einmal Besuch, sondern hat’s allein auch witzig.“ Die Nachspeise-Variation geht aber selbstverständlich auch ohne Alkohol:

„Szechuan-Pfeffer gibt’s in jedem Asia-Markt eigentlich“, sagt Lukas Mraz. Öl und Pfeffer bei 100 Grad in den Thermomix. Dosenpfirsich in Sieb abseihen und mit Öl genießen. Achtung, scharf. Die Healthy Boy Band dazu: „Ein Klassiker, der es noch in keine Schule geschafft hat.“ Es ist auch möglich, beide Pfirsich-Dessert-Variationen gemeinsam zu genießen. „Wenn man ein Tinder-Date zu Hause hat und ausnahmsweise nicht alleine ist, kommt es sehr elegant, wenn man mit zweierlei Pfirsich auftrumpft.“ Für Abende allein vorm Laptop gibt’s aber auch die Variante mit dem 0-Prozent-Aufwand: gekauftes Vanilleeis und gekaufter Dosenpfirsich.

4. Der Drink

"Wir sind eigentlich Köche, aber wir wollen ja nicht verdursten“, sagt Lukas Mraz. Als perfekte Begleitung hat die Healthy Boy Band folgendes Rezept gewählt:

„Das österreichische Orginal der Post-Corona-Zeit“

„Je gschissener der Wein, desto besser der Glühwein“, zitieren die Healhty Boys eine alte Weisheit. Exklusiv für FM4 haben sich die Köche aber noch einen besonderen Twist für den Glühwein überlegt. „Es ist das österreichische Orginal der Post-Corona-Zeit“, sagt Felix Schellhorn. „Der kalte Glüh-Eis-Wein.“ In der organischen Variante mit Naturwein.

Mit Natur- oder Diskounter-Wein

Man solle selber entscheiden, ob man lieber den Naturwein oder den Diskounter-Wein um 1.20 Euro verwende, beides sei möglich. Felix Schellhorn: „Es geht beides, der Wein wird sowieso einmal kurz aufgekocht. Da geht zwar ein bissl Alkohol verloren, aber das braucht’s, damit der Zimt, die Nelke, der Zitronensaft und die Zitronenschale einziehen.“

Neues Trendgetränk für Sommer 2020

Der Natur-Glüh-Eiswein wird genauso zubereitet wie der herkömmliche Glühwein im Winter, nur halt mit Eis und Einkühlen. Der Vorschlag der Healthy Boys: „In der Früh machen, in den Kühlschrank stellen und am Abend statt Prosecco oder Bier trinken.“ Wenn’s mehr fetzen soll, kann man nur das Wasser mit dem Zucker und den Gewürzen aufkochen. Und den Rotwein anschließend kalt dazu geben. So erhält man das volle Alkohol-Potenzial. Hat der Natur-Glüh-Eiswein auch das Potenzial zum neuen Trend-Getränk an der Salzach, der Mur und am Donaukanal? „Wir glauben schon. Aber bei so etwas ist es wichtiger, dass es in den eigenen vier Wänden bleibt“, sagen die Köche bestimmt.

Vielschichtiger und komplexer Geschmack

Der Geschmack des Natur-Glüh-Eisweins ist jedenfalls äußerst vielschichtig und komplex, wie Koch und Hobby-Sommelier Lukas Mraz von der Healthy Boy Band abschließend feststellt: „Ich rieche ... alten, verschwitzten Mann ... der sitzt am Flakturm im Augarten, aber am eckigen, nicht am runden. Schattiger Platz, der Holunder neben ihm ist schon in der Blüte. Schwarze Schuhe, roter Schal. Deo hat er keines drauf. Ist ein bissl funky, das ist aber, glaub ich, der Naturwein. Interessant auf jeden Fall, sehr interessant.“

Wir wünschen guten Appetit.