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Investment-Start-ups machen Musik zu Aktien

Eine ganze Reihe von Start-ups setzt auf ein neues „Musik als Aktie“-Geschäftsmodell: Fans sollen in geplante Releases investieren und so von späteren Musikeinnahmen profitieren können. Am Start sind auch zwei Unternehmen aus Österreich.

Von Felix Diewald

“Today, there are 40000 songs released every single day on Spotify. That’s beautiful, because we get a lot of music to listen to. But for artists, it’s a problem. It’s really hard for them to get noticed in all that noise." sagt Mattias Tengblad. Er ist Gründer des schwedischen Start-ups „Corite“, das die Musikindustrie im Streaming-Zeitalter revolutionieren will. Dabei ist Corite nicht allein. Ähnliche Unternehmen heißen Zeptagram oder Riteband.

Zu viele Musiker*innen, zu wenige Labels

Laut Mattias gibt es weltweit Millionen von Musiker*innen, die kein Label finden aber mit der richtigen Hilfe eine globale Fanbase aufbauen könnten. Die derzeitige Infrastruktur mit drei großen, weltweiten Major-Labels, so geht die Erzählung der Start-ups, sei nicht in der Lage, alle Musiker*innen finanziell und marketingtechnisch zu unterstützen, die es eigentlich verdient hätten. Mögliche Fans gäbe es nämlich genug, sagt zumindest Mattias. “The only power we saw big enough was the listeners. Because there are hundreds of millions of people streaming music everyday compared to the millions of artists creating it."

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Das schwedische Start-up Corite

Festgelegte Stream-Zahl als Gewinnschwelle

Das Geschäftsmodell der neuen Musik-Investment-Plattformen ist in den Grundzügen gleich: Musiker*innen können ein Projekt, sei es eine Single oder ein Album auf die Plattform hochladen und ein Kampagnen-Ziel setzen. Nehmen wir als Beispiel eine Musikerin, deren erfolgreichste Songs momentan jeweils rund 500.000 mal gestreamt werden. Das wären etwa 2000 Euro an Einnahmen durch Lizenzgebühren, sagt Mattias von „Corite“. Das Kampagnen-Ziel der Musikerin in unserem Beispiel wird demnach auch 500.000 Streams für ihre neue Single sein. „And let’s say this musician decides to share 50 percent from the revenues next year. If the song is ‚worth‘ 2000 Euros, she can raise 1000 Euros beforehand for production and marketing.”

Einfach gerechnet: Wer 10 Euro am Anfang der Kampagne in diese Musikerin investiert, bekommt du denselben Betrag zurück, wenn der Song die angekündigten 500.000 Streams im ersten Jahr erreicht. Das ist quasi der Break Even Point. Werden es mehr Streams, bekommt man mehr als die investierten 10 Euro raus. Sind es weniger als das geplante Ziel, geht Geld verloren und man erhältt weniger als die investierten 10 Euro.

Nach dem Start der Investment-Kampagne sorgt das Start-up dafür, dass der Release auf allen Streaming-Plattformen vorhanden ist und treibt auch die Einnahmen daraus ein. Dieses Geld wird unter den „Investor*innen“ je nach Investmenthöhe verteilt.

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Wie viele Newcomer*inenn schaffen den Durchbruch?

Aber: Investments in Musik (und in Kunst) sind mit einem hohen Risiko verbunden. Wie viele vielversprechende Newcomer*innen schaffen den Durchbruch und kommen in die Charts? Jedenfalls nicht alle, das gibt auch Gründer Mattias zu: “This is not where you put your pension money. This is not a bank account. This is high-risk. You are supporting art. The only thing with art you can be sure of in the end is if you like it or not."

Goldgräber-Stimmung auch in Österreich

Mattias Tengblad ist nicht der einzige, der oder die gerade ein Start-up mit einer ähnlichen Geschäfts-Idee vorantreibt. Es herrscht Goldgräber-Stimmung. Neben Schweden gibt es auch in Österreich ähnliche Projekte: So hat die Wiener Plattform „global rockstar“, über die seit 2017 Musik gefundet werden kann, im März 1,5 Millionen Euro an Investment aus der Schweiz aufgestellt. Und auch der Gründer Lukas Rössler hat mit „whaaat.eu“ ein vergleichbares Projekt in der Pipeline.

Obwohl es sich auch hier um ein High-Risk-Investment handelt, das bis zum Totalverlust gehen kann, wird es im Werbe-Video als Investment-Alternative zu „faden“ Optionen wie Gold oder Immobilien angepriesen.

Nicht alle Musiker*innen dürfen mitmachen

Ob „whaat.eu“ aus Österreich oder „Corite“ aus Schweden: Was all die Plattformen gemein haben: nicht jeder und jede Musiker*in kann einfach so mitmachen und ein Projekt für mögliche Investor*innen hochladen. Hier moderieren die Start-Ups und nehmen eine künstlerische als auch wirtschaftliche Selektion vor.

Das Kampagnenziel und die Gewinnbeteiligung sollten bei jedem Projekt nämlich für Artists und Fans fair gestaltet sein, so Gründer Lukas von „whaat.eu“. „So dass das, was an Investment reingesteckt wird, auch realistischerweise zurückkommt. Dafür ist nicht jeder Act geeignet. Aber wir wollen natürlich so vielen wie möglich die Chance geben, auf unserer Plattform präsent zu sein."

Neues Geschäftsmodell oder nur ein Hype?

Die nächsten Quartale werden zeigen, ob und welche dieser Plattformen sich am Ende durchsetzen werden. Digitale Infrastruktur hat durch Netzwerk-Effekte (je mehr Nutzer*innen, desto höher auch der Nutzen der Anwendung) jedenfalls eine „Winner takes it all“-Tendenz. Sollte dieses „Musik als Aktie“-Geschäftsmodell also zünden, werden am Ende wahrscheinlich ein oder zwei Plattformen den Markt dominieren.

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