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Apocalypse

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“Die Apokalypse kommt!”

“Die Apokalypse kommt!” - schrieb irgendwer als Statusmeldung auf Facebook. Sein Schrei wurde vom Meer der sozialen Netzwerke aufgenommen und wie von einer Jericho Trompete durch die ganze Welt verbreitet.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Jetzt warten wir alle darauf, dass die Mauern der von Korruption und Unzucht verseuchten Länder der Welt in Schutt und Asche zertrümmert werden. Inmitten dieses ganzen Lärms habe ich nicht ganz verstanden, ob es gut oder schlecht ist, dass die Apokalypse kommt. Ich bin nicht gläubig, es gibt also keinen Gott, bei dem ich nachfragen könnte.

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Ich habe mich immer gefragt: am Tag des jüngsten Gerichts, wo alle vor ihm, dem Allmächtigen stehen werden, die Lebenden und die Toten - wie findet man eine so starke Stereoanlage, dass alle die Stimme Gottes hören? Das mag sich wie ein banales technisches Problem anhören, aber wenn die Apokalypse kommt, muss man sich Gedanken darüber machen. Denn die Apokalypse ist nicht wie Windows, wo man einfach alles neu starten kann, wenn etwas schief läuft.

Zur Beginn der Pandemie meinten viele, dass das eine Strafe Gottes sei und es höchste Zeit sei, dass sich die Menschheit bessert. Man fand einen Weg zur Besserung, indem man um 18:00 Uhr auf seinem Balkon sang oder klatschte. Die, die gesungen haben, machten sie es für die anderen oder für sich selbst? So wie Menschen alleine im Wald singen, damit sie keine Angst vor Bären oder Wölfen haben. Man klatschte um Teil von etwas zu sein, um ein soziales Leben in der Isolation zu simulieren.

Danach wurde das Singen und das Klatschen zu einem Medienereignis. Vielleicht ist es doch gut, dass die Apokalypse kommt, damit endlich Gerechtigkeit herrscht.

Ich stehe am Balkon und höre mich um, um die Hufe der Pferde der apokalyptischen Reiter zu hören. Manchmal glaube ich sogar, ich höre was.

Sind das Fiaker, die in Wien herumfahren? Eher nicht, denn die russischen und chinesischen Touristen, die mit großem Spaß unter Geruch von Pferdekot im 1. Bezirk spazieren, sind weg (oder „noch nicht da“). Dann sind es doch die apokalyptischen Reiter, die sich aber noch hinter dem Horizont befinden. Bis sie da sind, lege ich mich noch kurz schlafen, weil mich meine Babytochter heute um halb sechs aufgeweckt hat.

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