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„Command & Conquer Remastered“ - Nostalgietrip in die 90er

Vor 25 Jahren hat „Command & Conquer“ Strategiespiele am Computer bunt, schrill und schnell gemacht. Heute ist die Games-Marke nur noch historisch interessant, deshalb wurden die ersten beiden Teil der Serie neue aufgelegt.

Von Robert Glashüttner

Strategiespiele waren alles andere als cool im Jahr 1995. Auf der kurz davor erschienenen ersten Playstation waren Kampf-, Action- und Rennspiele gefragt, am Super Nintendo spielte man am liebsten japanische Rollenspiele, und die CD-ROM-Revolution am PC hat für viel mehr Speicherplatz und damit jede Menge bunte und teils kitschige Multimedia-Spielereien gesorgt. Trockene, tiefgründige Aufbau- und Verwaltungsspiele haben damals also nicht ins Konzept gepasst.

Dennoch war es jene Zeit, in der eine neue Spielgattung geboren wurde, eine Unterform des Strategiespiels, die sich der schrillen Ästhetik angepasst hat. Anstatt wie früher in einzelnen Zügen Figuren zu befehligen, wurden hier Einheiten von beiden Spielfraktionen zur selben Zeit bewegt (in Echtzeit). Statt Figuren auf quadratischen Feldern oder Hexfeldern zu navigieren, steuerte man sie nun übers freie Feld. Und weil lange Textlawinen in Games vorgestrig wirkten, setzte man lieber auf selbstgedrehte Animationen und Videoclips.

„Command & Conquer Remastered Collection“, entwickelt von Petroglyph (teilweise mit Hilfe der Mitarbeiter der Originalspiele) und vertrieben von EA, ist auf Steam und Origin für Windows erschienen. Das Game ist übrigens Open Source!

Echtzeitstrategiespiele gab es schon ein paar Jahre zuvor. „Dune 2“ war 1992 in technischer und präsentatorischer Hinsicht jedoch noch etwas mager. Dem ersten „Warcraft“ gelang es 1994, schon etwas bunter und dynamischer zu werden. Doch erst „Command & Conquer“ hat ein Jahr später den Vogel abgeschossen. Das Game drückte alle richtigen Knöpfe: Das Gameplay war intuitiv, die Grafik anspruchsvoll und die Präsentation überdreht. Bis Anfang der 2000er Jahre sollte „Command & Conquer“ zu einer Kultmarke der Gameswelt werden. Danach wurde es allerdings immer durchwachsener: Weitere Sequels wurden schlechter angenommen, ein Online-Spiel der Serie ist nie so recht in die Gänge gekommen und der vierte Teil der Serie ist komplett in die Hose gegangen.

Besser also, die Zeit 25 Jahre zurückzudrehen und zu den glorreichen Zeiten zurückzukehren: dem Original aus 1995 und dem Spin-off „Red Alert“, das bereits ein Jahr danach erschienen ist. Nun liegen beide Teile der Serie technisch überarbeitet als „Command & Conquer Remastered Collection“ vor.

Bildschirmfoto aus "Command & Conquer Remastered Collection"

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Klotzen statt kleckern

Kleine wuselige Soldaten, ein paar bewaffnete Buggies und der eine oder andere Pixelpanzer zuckeln munter durch die Landschaft. Ich bin der Commander, schaue von oben aufs Geschehen und lenke meine Armee durch Scharmützel und Gefechte. Alles geht schnell und unkompliziert: Zwei Klicks, und meine Truppen greifen an, ein paar weitere Klicks, und ich baue eine kleine Basis mit Kraftwerk, Raffinerie und Kaserne.

Neue Soldaten sind in wenigen Sekunden rekrutiert, neue Gebäude in einer halben Minute gebaut. Die Kämpfe laufen zwar eher chaotisch, aber auch sehr dynamisch ab. Zwischen den Missionen gibt es trashige Videoclips, in denen von mäßig begabten Schauspielern eine hanebüchene Story von zwei sich bekriegenden Fraktionen inszeniert wird. Ein umfangreicher Soundtrack voll gefüllt mit aufdringlichen Rock- und Metalinstrumentals, rundet die kuriose Präsentation des Spieles ab.

„Command & Conquer“ hat Strategiespiele cool und rasant gemacht. Platz für Subtilitäten blieb dabei freilich keiner: Im originalen ersten Teil marschiert man als Terrorgruppe The Brotherhood of Nod gewaltsam in afrikanische Länder ein. Auf der anderen Seite steht die Global Defense Initiative (GDI), eine Art zwischenstaatliche Allianz, die Nod aufhalten möchte. Im Spin-off „Red Alert“, das seinerseits zwei Nachfolger mit jeweils Erweiterungspaketen spendiert bekommen hat, ist das Setting ähnlich absurd: Albert Einstein lässt sich mit einer Zeitmaschine ins Jahr 1924 zurückschicken, wo er Hitler beseitigt. Daraufhin übernimmt Stalins Sowjetunion quasi die Rolle Nazideutschlands, und es stehen sich erneut zwei große Fraktionen militärisch gegenüber.

Bildschirmfoto aus "Command & Conquer Remastered Collection"

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Der Blick zurück

Den Weg nach Vorne scheint es für die „Command & Conquer“-Serie nicht mehr zu geben. Die in die Jahre gekommene Gattung des Echtzeitstrategiespiels tut sich allgemein schwer mit dem Überleben, und der zuständige Verlag EA hat es trotz vereinzelter Erfolge in der zweiten Hälfte der 2000er Jahre nicht mehr geschafft, eine moderne Version des Spiels ins Rennen zu schicken, die überrascht und bleibende Aufmerksamkeit erfährt. Nach dem gefloppten MMO „Tiberium Alliances“ im Jahr 2012 hat man es dann (mit Ausnahme eines Smartphone-Spiels) überhaupt sein lassen.

Amüsante Nostalgie

Mit „Willkommen zurück, Commander!“ wird man nun in der Remastered Collection empfangen. Es ist eine wohlige, vertraute Wiederkehr. Doch die guten Erinnerungen an früher weichen erst mal der Ernüchterung, wenn man das Game dann tatsächlich wieder spielt. Man muss sich an einige Macken gewöhnen, die man vor 25 Jahren als gegeben hingenommen hat, aber heute ziemlich schrullig wirken.

Das aktuelle Remaster der ersten beiden Teile von „Command & Conquer“ ist vor allem ein gelungenes Fanservice. Heute 35- bis 45-jährige fühlen sich damit in ihre Kindheit und Jugend zurückkatapultiert. Ohne die Nostagiebrille wird’s allerdings schwierig, denn im Vergleich zu ähnlichen Spielen wie etwa „Starcraft“ fällt das Game durch: Vor allem lassen sich die Figuren sehr schwer kontrolliert steuern und die künstliche Intelligenz der Computergegner ist quasi nicht existent. Nimmt man das in Kauf und sieht das Game als Kuriosität, wird man aber mitunter dennoch gut unterhalten. Als Draufgabe kann man auch online gegeneinander antreten oder mit dem Leveleditor eigene Karten bauen.

„Command & Conquer“ in der Spielekammerl-Show

Chris Stipkovits und ich gönnen uns ein Nostalgiekammerl und widmen uns deshalb in der heutigen (Donnerstag, 11. Juni) FM4 Spielekammerl-Show von 17 bis 21 Uhr durchgehend dem ehemaligen Kultgame „Command & Conquer“ und seiner Neuauflage.

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