Der Song zum Sonntag: Drakeo the Ruler - „Backflip or Sumn“

GTL ist ein System, das Gefängnisse in den USA für Telefonate von Insass*innen verwenden. „Thank You for Using GTL“ heißt das neue Album des zurzeit inhaftierten, kalifornischen Rappers Drakeo the Ruler, das damit aufgenommen wurde.

Von Christoph Sepin

Schon vor fast einem Jahr wurde Drakeo the Ruler von Vorwürfen freigesprochen, er habe im Jahr 2016 bei einer Veranstaltung einen Mord begangen, doch bis heute sitzt der kalifornische Rapper im Gefängnis. Seine Geschichte hat sich mittlerweile weit über die HipHop-Welt hinaus verbreitet, es gibt Unterschriftenlisten, die seine Freilassung fordern, Artikel in zahlreichen Medien und eine #freedrakeo betitelte Kampagne in sozialen Netzwerken. Und jetzt auch ein Album, das der Rapper vom Gefängnis aus per Telefon aufgenommen hat.

Unter anderem wurden Szenen aus Musikvideos von Drakeo vor Gericht gegen ihn verwendet: „What makes it so difficult for so many to grasp the idea of rap as fiction?“, schrieb die Washington Post kürzlich über den Fall und stellte die Frage: „We seem to understand the difference between a person and a persona just fine — but not when the artist is black?“

Musik veröffentlicht Drakeo the Ruler trotzdem: „Thank You For Using GTL“ als Albumtitel kann wörtlich genommen werden, denn GTL ist ein System, das US-Gefängnisse für Telefonate von Insass*innen verwenden - und über dieses System hat der Rapper auch seine Lyrics zur neuen Platte aufgenommen.

„Thank You For Using GTL“ beginnt mit einer Computerstimme und in artifizieller Freundlichkeit gehaltenen Hinweisen, die den Anfang eines Telefonats signalisieren: „Do you accept this call?“ und „This cell phone call may be monitored or recorded“: Drakeos Stimme ist in Telefonqualität leicht verzerrt, wirkt weit entfernt und trotzdem nah wie ein Anruf, wenn er über seine Situation rappt.

„I beat the murder and the other five attempts“, lautet da eine Zeile in „Backflip or Sumn“, die sich auf seine Gerichtsverhandlung bezieht und dann: „Ain’t do no telling how you make it out that joint“, während Beats, Bass und Samples melancholisch unter seinen Lyrics vor sich hin wandern.

Dazwischen dann Momente der Erinnerung, jemand skatet und man ruft zu, er solle einen Backflip machen, dann große Zeilen wie „If art imitates life, you should probably panic“ und „You put on a good show and now it’s canceled“. Und dann, nach knapp über drei Minuten noch einmal ein Lachen, ein Echo und die Rückkehr der Computerstimme vom Beginn des Albums, bevor das Telefon aufgelegt wird: „Thank you for using GTL“.