FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

In the Valley of the Gods

Campo Santo

FM4 Extraleben: Black Lives Matter

Auch in Videospielen bilden sich herrschende gesellschaftliche Verhältnisse ab - Rassismus, Ungleichbehandlung und Benachteiligung von Minderheiten gibt es sowohl virtuell als auch real in der Industrie. Ein Games-Talk zu einem brennenden Thema.

Von Rainer Sigl

Man denkt nicht sofort an Computerspiele, wenn es darum geht, politische und soziale Probleme sichtbar zu machen. Aber weil sie als alltäglicher Teil der zeitgenössischen Popkultur für Millionen Spieler*innen relevant sind, ist es natürlich auch von Bedeutung, wie darin Menschen, Figuren, Charaktere sowie ihre Beziehungen zueinander dargestellt werden.

Im FM4 Extraleben analysieren Conny Lee, Robert Glashüttner und ich dieses Mal Computerspiele hinsichtlich ihrer ethnischen Vielfalt und besprechen positive und negative Beispiele bei der Darstellung schwarzer Charaktere in Games.

Allein die Tatsache, dass auch wir erst mal länger nachdenken mussten, um schwarze Videospielheld*innen oder gar Spielemacher*innen zu benennen, sagt schon etwas aus: Die Gamesbranche - und dadurch ihr Produkt - ist ziemlich weiß. Vorsicht, Sarkasmus: Schwarz ist ja auch technisch ziemlich schwer darzustellen.

„Mafia 3“ nimmt sich als eines der wenigen AAA-Games in Sachen Rassismusdarstellung - und rabiate Bekämpfung desselben - kein Blatt vor den Mund.

Games und „white privilege“

Sich Eskapismus gönnen zu dürfen, ist ebenso Privileg wie die oft gehörte Aufforderung, doch bitte Politik aus dem Hobby Videospiele draußen zu lassen. Denn natürlich - das haben wir hier schon öfter erörtert - ist Politik in Form von Normalisierung oder sogar Propaganda genau dann besonders wirkmächtig, wenn man sie nicht einmal sieht.

Sprechen wir über Computerspiele!

Zu allen Themen und Sendungen von FM4 Extraleben gibt es Online-Artikel (bis März 2017 und ab April 2017).

Zum Beispiel so: Wenn das Aufbaustragiespiel „Anno 1800“ zwar die industrielle Revolution bis ins spielmechanische Detail abbildet, aber den für den Aufstieg der europäischen Nationen mitverantwortlichen Sklavenhandel außen vor lässt. Wenn die einschlägig belasteten Macher von „Kingdom Come: Deliverance“ die Existenz Schwarzer Menschen im mittelalterlichen Europa kategorisch verneinen und so den neurechten Mythos der „White Middle Ages“ ein Spielfeld bieten. Wenn in „Civilization IV: Colonization“ die gewaltsame Kolonisation zentrales, nicht hinterfragbares Spielelement wird.

Wenn gesellschaftliche Probleme doch aufgegriffen werden, so eher als Feigenblatt und Tapete, wie etwa in „Deus Ex“ und „Detroit“ mit seinen schiefen Rassismus-Analogien, oder gleich wie in „Bioshock Infinite“, in dem zur Sicherheit „both sides“, Rassisten und ihre Widersacher, als gleich schlimm hingestellt werden - nur ja keinen Kunden vergraulen!

Battlefield Hardline

EA/Dice

Als schwer bewaffneter Polizist im Kampf gegen den „Feind“: „Battlefield Hardline“.

Freeze, police!

Während man in Videospielen also kaum mit Schwarzen Menschen, Rassismus oder historischer und gegenwärtiger Ungleichheit konfrontiert wird, darf man umso öfter als tapferer Polizist von leicht bis ultraschwer bewaffnet in den Kampf gegen die üblichen Verdächtigen ziehen: In „Tom Clancy’s The Division“ wird Donald Trumps Tagtraum vom bewaffneten Niedermähen frecher Plünderer quasi ungefragt zum kaum fiktiv behübschten Spielziel, in „Battlefield: Hardline“ wird der Kriegsshooter gleich auf den Einsatz schwerst bewaffneter Polizei gegen ebensolche Verbrecher umgefärbelt - Polizei ist Krieg, der „Feind“ muss vernichtet werden.

Als Polizist*in in Videospielen bekommt man zunehmend schwere Waffen in die Hand, während man sich eigentlich so gut wie niemals mit Kleinigkeiten wie gewaltfreier Deeskalation, Papierkram oder Mahnungen wegen ungerechtfertigter Gewalt herumschlagen muss - Zyniker würden anmerken, dass dies immerhin auch Realismus geschuldet sein könnte.

Reden wir über Computerspiele!

Black Lives Matter, das ist das Thema in diesem FM4 Extraleben. Conny Lee, Robert Glashüttner und ich sprechen über Videospiele.

Die Erstausstrahlung findet am Montag, 15. Juni, von 21 bis 22 Uhr statt, anschließend kann man das aktuelle Extraleben im FM4 Player sowie im FM4 Spielkultur-Podcast hören.

Aktuell: