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Still aus "Da 5 Bloods"

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Spike Lee nimmt uns in „Da 5 Bloods“ mit auf Schatzjagd

Das Thema Rassimus in den USA und die Proteste dagegen sind nicht neu. Und so erscheint Spike Lees neuester Film „Da 5 Bloods“ genau zur richtigen Zeit, um aufzuzeigen, dass das alles schon mal hier war und nicht erst seit gestern ein Problem ist.

Von Dalia Ahmed

„Da 5 Bloods“ handelt von den Kriegsveteranen Eddie, Melvin, Paul und Otis. Die 4 kehren in das heutige Vietnam zurück, um Goldbarren zu bergen, die sie im Krieg gefunden und zurückgelassen hatten. Ebenfalls suchen sie nach dem Leichnam ihres Anführers Norm, der in den Flashbacks aus dem Vietnamkrieg von Chadwick Boseman gespielt wird. Norm inspirierte die Männer, über die Civil-Rights- und Black-Power-Bewegungen der 60er Jahre nachzudenken und das kapitalistische US-System zu hinterfragen.

„Da 5 Bloods“ ist dabei ein klassischer Schatzjagd-Film. Einer dieser Filme, wo man am Ende der Schatzsuche drauf kommt, dass man eigentlich die ganze Zeit nach sich selbst gesucht hat. Denn die vier Veteranen hadern mit posttraumatischen Belastungsstörungen, haben körperliche, altersbedingte Leiden und sind dem ganz alltäglichen Stress des Schwarz-Seins in den USA ausgesetzt. Ein Stress, mit dem jeder der Männer anders umgeht. Der von Delroy Lindo gespielte Paul wurde beispielsweise zu einem Donald-Trump-Unterstützer, der trotz Missfallen der anderen Schwarzen Männer mit der aufgesetzten „Make America Great Again“-Kappe die Schatzsuche antritt.

Es werden aber nicht nur die Klischees des Hollywood-Schatzjagd-Films abgearbeitet. Es kommen auch die klassischen Vietnam-Kriegsfilm-Themen hinzu. Die Verbundenheit zu, aber auch der Verrat der Soldaten an denen man gekämpft hat. Die Konfrontation mit dem Leid, das man als US-Soldat in Vietnam erzeugt hat. Und ein Vater-Sohn-Konflikt zwischen Paul und seinem politisch links gesinnten einzigen Kind wird zur Sicherheit auch noch eingestreut.

„Da 5 Bloods“ ist dennoch nicht nur ein oberflächlicher, klischeebehafteter Schatzjagd- und Kriegsfilm. Durch die Auseinandersetzung mit dem Thema der Diskriminierung afroamerikanischer Soldaten kommt ein Aspekt in den Film, der sonst kaum behandelt wird. Spike Lee nutzt auch die Dialoge zwischen den Männern, um historische Fakten zu streuen, die auf die in den USA tief verwurzelte Rassimusgeschichte hinweisen.

Dem Film muss auch zu Gute gehalten werden, dass er dem im Hollywood-Kriegsfilm oft obligatorischen, patriotischen Moment entgeht. Gefühlt jedes Mal, wenn zu einem „USA! USA!“ Chant angesetzt wird, streut Spike Lee einen Seitenhieb ein, der auf die rassistische Behandlung Schwarzer US-Soldaten hinweist.

Dennoch werden die Themen Rassismus und Diskriminierung und die Zerstörung, die von der US-Regierung national und global angerichtet wurde, eigentlich nur oberflächlich beleuchtet. Eine In-deep-Auseinandersetzung mit den Wirren der sogenannten US-Race-Relations und dem Erbe der US-amerikanischen Kriegsbestrebungen überall auf der Welt, passiert dann doch nicht. 

Wer aber einfach nur Lust auf eine actionreiche Schatzjagd mit vier alten Freunden, die gemeinsam lachen, streiten und weinen hat, dem und der sei „Da 5 Bloods“ ans Herz gelegt. 


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