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Patricia Narbon

Mynth entführen uns auf den Friedhof und ins Schwimmbad

Das Zwillings-Duo Mynth hat bereits mit zwei Alben zwischen Electro-Pop und Trip-Hop überzeugt. In ihrer neuen Single „Ivy Meet Me In Your Dreams“ widmen sie sich mit flirrender Pop-Ästhetik dem Leben und dem Tod, am Friedhof und im Schwimmbad.

von Michaela Pichler

Das Salzburger Zwillingsduo Mynth besticht bereits seit 2014 mit einem Faible für melancholischen Electro-Pop. Damit wurden die mittlerweile Wahlwiener Giovanna und Mario Fartacek 2017 mit einem Amadeus Austrian Music Award in der Kategorie „Electronic/Dance“ ausgezeichnet. Zwei Alben sind bereits in der Mynth-Diskografie zu finden, ein drittes steht für diesen Herbst an. Mit „Ivy, Meet Me In Your Dreams“ bescheren uns Mynth nun einen Vorgeschmack darauf in Single-Format.

„Ivy, Meet Me In My Dreams“ ist der bereits zweite Vorbote von Mynth für das im Herbst 2020 erscheinende Album „Shades“. Auch die bereits erschienene Single „Laurel“ wird darauf zu hören sein.

Von den Farben und Friedhöfen

So verträumt sich der Song anhört, befasst er sich doch mit eher schweren Themen, mit dem Leben und dem Tod und der Koexistenz dieser beiden Welten. Inspiriert wurden Mynth dabei vom Roman „Das Feld“ vom österreichischen Autor Roman Seethaler, in dem der Erzähler am Friedhof sitzt und den Lebensgeschichten der Toten lauscht. „Ivy“ bezeichnet dazu passend den Efeu, der wild auf einem alten Grabstein dahin wächst und das melancholisch-romantische Bild eines Friedhofs verkörpert. Mynth singen dabei zwar auch von einem Zentralfriedhof, allerdings nicht vom berühmt berüchtigten in Wien. Die Zwillinge sind eher Fans von kleinen, ländlichen Friedhöfen, auf denen es still und heimlich vor sich hin wuchert. „So ein kleiner Friedhof hat fast eine ganz eigene Romantik“, meint Giovanna Fartacek.

Our story’s sprouting wild / like all the flowers during spring time / in the central cemetery at night

Wer Live-Auftritte von Mynth vermisst, kann sich als Trostpflaster bis zum nächsten Konzert die „FM4 Stay at Home“-Session aus der Quarantäne ansehen.

Ein nostalgischer Schleier liegt über den flirrenden Gitarren, ein Hook, der sich in tanzender 80s-Manier an die Claps schmiegt und dazu der Gesang von Giovanna Fartacek, der irgendwo zwischen zuckersüßen Versprechen und bittersüßer Warnung ansetzt.

Was Mynth da gelungen ist, erklärt sich vor allem durch die Neu-Findung ihres eigenen Sounds. Kommen Mario und Giovanna Fartacek doch ursprünglich aus einer eher beatlastigen Trip-Hop-Ecke, mit synthetischen Electro-Instrumentarium. Dabei sind zum Beispiel Perlen wie „Elevator“ entstanden.

Für das kommende Album geht es aber wieder mehr in Richtung „klassische“ Band-Form: Gemeinsam mit Günther Paulitsch an den realen Drums und Fabian Wintersteller am Bass klingt Mynth daher wesentlich organischer, auch auf „Ivy, Meet Me In Your Dreams“ ergeben sich dadurch ganz neue Räume. Schön verklärt melancholische, die zwischen Vergangenheit und der Gegenwart umherschwirren und mehr Pop versprühen denn je. „Ivy, Meet Me In Your Dreams" war für uns jetzt eine extreme Schüsselnummer. Das war der erste Song, wo wir den Sound parat hatten, wie auch das restliche Album klingen soll“, erzählt Mario Fartacek im Interview.

Die neue Single ist auch neben dem bereits erschienenen „Laurel“ ein weiterer Vorbote auf das kommende Konzeptalbum von Mynth: „Shades“ wird es heißen und es befasst sich als roter Faden mit unterschiedlichen Farben und Schattierungen.

Das Auge hört mit

Mynth wären nicht Mynth, wenn sie in ihrer Musik nicht auch die visuelle Ebene mitdenken würden. Die Musikvideos der Geschwister gehören daher immer schon zum Gesamtkonzept ihres Musikprojekts. Auch bei der neuen Single „Ivy, Meet Me In Your Dreams“ durfte die richtige Szenerie dafür nicht fehlen.

Giovanna Fartacek beschreibt in ihren Lyrics zwar ein von Efeu überwuchertes Grab, für das Video wurde aber ein ganz anderer pittoresker Ort gesucht - und mit dem Amalienbad am Reumannplatz im 10. Wiener Gemeindebezirk schließlich auch gefunden. Noch während der Quarantäne konnte das Video unter der Regie von Rupert Höller unter anderem im ausgelassenen Schwimmbecken des 1926 gebauten Gebäudes gefilmt werden. „Es war wirklich Wahnsinn! Einfach unten in diesem riesen Pool zu stehen hat schon so einen eigenen Vibe!“, schwärmt Giovanna Fartacek. Und dann natürlich erst die Pastelltöne - Wes Anderson ist sicher neidisch auf Mynth und ihre Filmlocation.

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