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Black To Techno

Gucci / Frieze

„Black to Techno“

Techno kommt aus Detroit und war zu Beginn eine von Afroamerikaner*innen geschaffene und mit widerständigen politischen Inhalten aufgeladene Musik- und Kunstform. Der Kurzfilm „Black to Techno“ feiert diesen Aspekt.

Von Natalie Brunner

Die british-nigerianische Regisseurin und Künstlerin Jenn Nkiru hat mit dem Kurzfilm „Black to Techno“, eine Mischung aus Dokumentation und visuellem Gedicht geschaffen. Sie verwebt sich überschneidende Erzählungen über den philosophischen und politischen Gehalt, den der in Detroit entstandene Techno in sich trägt.

Jenn Nkiru hat bei Musikvideos für Kamasi Washington und Neneh Cherry Regie gemacht und sie war die Co-Regisseurin des Apeshit Videos von Beyoncé und Jay-Z.

Ihr halbstündiger Film „Black To Techno“ ist eine dichte Collage, aufgebaut wie inzwischen antiquiertes Channelsurfing. „Black To Techno“ erzählt von der Geburt von Techno in dem Moment, als die Fließbänder der Autoindustrie Detroits zum Stillstand kamen und die Menschen zum Rhythmus der Maschinen zu tanzen begannen.

In „Black to Techno“ wird Mike Banks von Underground Resistance zitiert. Er antwortet auf die Frage, was es bedeutet, mit der Maschine im Einklang zu sein, mit einer Geschichte, in der die Stanz-Maschine seines Großvaters genau in dem Moment eine Funktionshemmung hat, als er nach einer falschen Bewegung seine Hand darunter hat und sie ihm deshalb nicht abgetrennt wird.

Jenn Nkiru blickt nicht nur auf die historischen Umstände, sondern vor allem auf die Geisteshaltungen und Philosophien, aus denen Techno geboren wurde. Und so erzählt „Black to Techno“, wie kultureller Widerstand einen Lebensraum für die Bewohner*innen von Detroit geschaffen hat.

Die Regisseurin beginnt mit dem Projekt Drexciya, deren Tracks viele maritime Themen und Titel hatten und die in Linernotes zu ihrem Album eine afrofuturistische Mythologie erschufen: Drexciya ist ein Unterwasserland, bevölkert von den ungeborenen Kindern schwangerer afrikanischer Frauen, die von Sklavenschiffen geworfen worden waren. Weil die Babys daran gewohnt waren, im Bauch ihrer Mütter unter Wasser zu atmen, waren sie nicht ertrunken.

Ein anderer Erzähler von „Black to Techno“ ist der Musiker, Wissenschaftler und Erfinder Onyx Ashanti. Er baut kybernetische Musikinstrumente und so verschmilzt Techno mit seinem Körper.

Der Film zeigt auch drei der besten weiblichen DJs aus Detroits - Stacy Hale, Minx und DJ Holographic -, die in einer Autofabrik zwischen Bergen von Maschinen ein Techno Set spielen.

Black To Techno

Gucci / Frieze

Jenn Nkiru wollte keine Doku machen, die die Entstehungsgeschichte von Techno wieder einmal aufrollt, sondern, wie sie es sagt, eine "kosmische Archäologie“. Sie versteht Techno als eine philosophische, klangliche und anthropologische Praxis, etwas das Menschen hilft, ihre mit der Sklaverei beginnende und vom Kapitalismus weitergeführte Ausbeutung und Entfremdung zu überwinden.

Nkiru spannt dabei den Bogen von Aretha Franklin zu dem Radio-DJ Electrifying Mojo, Underground Resistance, Electrifying Mojo und J Dilla. Sie erzählt keine Fakten, sondern versucht Substanz zu visualisieren und die afroamerikanischen Ursprünge des innovativen Geistes des Genres zurück zu fordern.

Die einzig unschöne Erdung von „Black to Techno“ ist, dass der Geldgeber - ein italienischer Luxuskonzern - sich aufdringlich durch ein Logo im Bild in den afrofuturistischen Klassenkampf hineinreklamiert.

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