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Titelbild Game "Neversong"

Atmos / Thomas Brush

„Neversong“: Von Tragisch zu Heiter und retour

Aus einem sehr erfolgreichen Browsergame wurde dank Kickstarter-Kampagne ein erweitertes und extrem atmosphärisches Adventure, das eine traurige Geschichte erzählt. Die erschließt sich uns erst vollständig, wenn wir das Spiel bis zum Schluss durchgespielt haben. Im Folgenden allerdings keine Spoiler dazu, die das Spiel nicht selbst in den ersten Minuten bringt.

Von Conny Lee

Neversong", entwickelt von Atmos Games, Publisher Serenity Forge, ist erschienen auf Steam für Windows und Linux, weitere Plattformen sollen folgen.

Vor zehn Jahren hat ein junger Spieleentwickler namens Thomas Brush ein kleines Browsergame programmiert, das überraschend zu einem Riesenerfolg wurde und Millionen Mal gespielt wurde. Das Game hieß „Coma“. 2018 hat Thomas Brush dann eine Kickstarter-Kampagne gestartet, um ein vollwertiges Game zu machen, das auf der Idee und dem Gameplay von „Coma“ basiert. Die Kampagne war erfolgreich und Thomas Brush konnte das Dreifache seines finanziellen Ziels erreichen. Das Spiel, das daraus entstanden ist, ist vor kurzem erschienen. Es hätte eigentlich „Once upon a Coma“ heißen sollen, wurde aber in „Neversong“ umbenannt.

Aus dem Koma erwacht

Wir spielen den Waisenjungen Peet, dessen beste Freundin Wren von einem gruseligen, weißen Monster entführt wurde, mit langen dünnen Gliedmaßen und vielen spitzen Zähnen im Gesicht.

screenshot aus neversong

Atmos / Thomas Brush

Daraufhin fällt Peet für unbestimmte Zeit in ein Koma. Als er daraus wieder erwacht, ist nicht nur Wren immer noch entführt, sondern obendrein sind alle Erwachsenen aus dem Dorf verschwunden. Sie sind aufgebrochen, um nach Wren zu suchen und seither nicht mehr zurückgekehrt. Jetzt sind im ganzen Ort nur mehr Kinder anzutreffen.

Peet macht sich also auf, um Wren vor dem Monster zu retten. In Unterhaltungen mit anderen Kindern und durch Hinweise, die wir finden, ergibt sich so nach und nach die Geschichte von Peet und Wren. Das Dorf wird allerdings immer unheimlicher und verlassener. Wir treffen auf gefährliche Kreaturen, und als dann doch ein paar Erwachsene zurückkehren, jagen sie uns kreischend mit Messern hinterher.

Das Gameplay von „Neversong“ besteht aus einfachen Rätseln, Jump&Run-Passagen und allenthalben gilt es, einen Boss im Kampf zu besiegen. Immer wenn wir größere Aufgaben erledigt haben, bekommen wir Teile eines Liedes: der Neversong, den Wren und Peet früher gemeinsam am Klavier gespielt haben.

screenshot aus neversong

Atmos / Thomas Brush

screenshot aus neversong

Atmos / Thomas Brush

Und mit jedem Teil des Liedes bekommen wir hilfreiche Utensilien, etwa einen Baseballschläger oder ein Skateboard. Damit können wir immer mehr Bereiche der Welt erforschen und in den Bossfights bestehen.

Musik spielt nicht nur für die Story eine Rolle, sondern der ebenfalls von Thomas Brush geschriebene Soundtrack trägt wesentlich zu der melancholischen und traumähnlichen Atmosphäre des Games bei. Der Entwickler selbst gibt an, dass für den Neversong im Spiel Claude Debussys „Claire de Lune“ seine Inspiration war.

Der Look des Games ist der eines cartoonhaften 2D-Sidescrollers in einer Sepia-Farbgebung. Die Stimmung kann schnell wechseln zwischen heiter und idyllisch zu horrorhaft und tragisch. Die Story gibt uns immer wieder Hinweise darauf, dass nicht alles das ist, was es auf den ersten Blick zu sein scheint. Und - auch wenn man das Ende ab einem gewissen Punkt erahnt, wenn man genug dank M. Night Shamalayan Filme gesehen hat - ergibt sich die Geschichte erst zur Gänze, wenn man „Neversong“ zu Ende spielt.

„Neversong“ ist ein Puzzle-Action-Adventure über Verlust und Trauma, das aber keineswegs durchgehend dramatisch ist, sondern meistens einen heiteren, unterhaltsamen Tonfall anschlägt. Die Story in ihrer Gesamtheit ist allerdings durchaus traurig und gleich zu Beginn werden wir sogar in einem Disclaimer vor einigen der Inhalte gewarnt.

Thomas Brush ist ein Spielentwickler der es wirklich versteht, berührende Stories und gut gemachtes Gameplay miteinander zu kombinieren, was spätestens seit seinem Game „Pinstripe“ bekannt ist. Mit „Neversong“ hat er sein Können allerdings perfektioniert.

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