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Hardspace Shipbreaker

Blackbird Interactive

Game

Auf Montage im Orbit

In der futuristischen Hard-SF-Arbeitssimulation „Hardspace: Shipbreaker“ hackeln wir für wenig Kohle als Weltraum-Monteur auf der gefährlichsten Baustelle im Erdorbit.

Von Rainer Sigl

In Science-Fiction-Filmen und Romanen sind die Heldinnen und Helden meist Piloten, Soldaten oder Ingenieure, die den Großteil ihrer aufregenden Existenzen mit glorreichen Entdeckungen, grimmigem Konflikt und genialen Technikspielereien verbringen. Banalen Alltag gibt es da kaum, und wenn es um harte manuelle Arbeit geht, müssen in vielen Zukunftsszenarien sowieso Roboter oder Maschinen ran.

Ganz anders ist das in „Hardspace: Shipbreaker“. Da schwebe ich im Erdorbit rund um riesigen Weltraumschrott und muss im Schweiße meines Angesichts unter Lebensgefahr für einen mageren Stundenlohn hackeln. Als „Cutter“ nehme ich im orbitalen Dock alles vom kleinen Triebwerk bis zum riesigen Raumschiffwrack mit Schweißbrennern, Lasern und anderen Geräten auseinander. Was noch verwertbar ist, wird aufgehoben, der Rest recycelt oder eingeschmolzen.

Im Weltraum hört dich niemand hackeln

Das Arbeiten im Weltraum ist, wie so viele schlecht bezahlte Jobs, zu gleichen Teilen monoton und voll tödlicher Gefahren. Das Shipbreaking ist eine Mischung aus Physik-Geschicklichkeitsspiel und einer Art strategischen, freien Puzzle-Aufgabe: Ich muss gut überlegen, wo ich mit dem Zerschneiden der großen Wracks beginne. Mache ich einen Fehler, kann mir schon mal alles um die Ohren fliegen. Der Tod ist hier allerdings nur temporär, denn die Firma klont mich einfach nach - allerdings wird mir das dann nicht nur vom Lohn abgezogen, sondern macht meine eh schon gewaltigen Schulden bei meinem Arbeitgeber noch größer.

Die Aufgaben werden immer schwierigeer, die Gefahren werden mehr. Mit genügend Geld lässt sich das Werkzeug upgraden, doch der größte Feind sind früher oder später die Stechuhr und der Sauerstoffvorrat.

Hardspace Shipbreaker

Blackbird Interactive

Kapitalismussatire im All

„Hardspace: Shipbreaker“, entwickelt von Blackbird Interactive und im Vertrieb von Focus Home Interactive, ist im Early Access für Windows erschienen.

„Hardspace: Shipbreaker“ ist ein interessantes Spiel: einerseits eine futuristische Arbeitssimulation, in der ich physikalisch korrekt in der Schwerelosigkeit und unter Zeitdruck Aufgaben erfülle, andererseits eine böse Kapitalismussatire, in der es abseits meiner gefährlichen Arbeit und Schulden eigentlich nichts gibt und der Vorarbeiter aus dem Off mit gelangweilter Space-Cowboy-Attitüde zur Steel-Guitar diese gar nicht schöne, alte Welt des Spätkapitalismus achselzuckend kommentiert.

Es ist ein wenig schade, dass das eigentlich meditative Gameplay durch künstliche Zeit- und Sauerstoffknappheit zunehmend stressig wird - es wäre schön, wenn sich die Entwickler im weiteren Verlauf des Early Access hier zu einem „Zen-Modus“ durchringen könnten, denn als „Process Game“, also als Spiel, das als zentrales Thema die Abbildung eines Arbeitsablaufs hat, funktioniert „Hardspace“ auch ohne zusätzlichen Druck hervorragend. Als Hard-SF-Arbeitssimulation und Physik-Sandbox ist es schon jetzt ein höchst originelles Unikat.

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