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A.A.Williams

A.A.Williams / Bella Union

Leidenschaftlich leiden mit „Forever Blue“ von A.A.Williams

Der Name ist Programm: Auf ihrem Debütalbum „Forever Blue“, erschienen am 3.7.2020 bei Bella Union, durchstreift die Londoner Musikerin A.A.Williams die Tiefen der Schwermut auf der Suche nach Erlösung.

Von Katharina Seidler

Wäre ich doch jemand anders – „If only I was someone else" - mit diesem herzzerreißenden Satz beginnt A.A.Williams ihr Album „Forever Blue“. „All I asked for was to end it all,“ so der Titel dieses traurig-schönen Openers, und auch die anderen Songs auf A.A.Williams Debütalbum sind von Schwermut durchdrungen. Dass die Platte „Forever Blue” heißt, ist hierbei nur konsequent. „Seit ich denken kann, hab ich mich so gefühlt, schon als ganz kleines Kind“, erzählt A.A.Williams dazu im Interview.

Diese kleine schwarze Wolke ist wie ein seltsamer Freund für mich - sie fühlt sich vertraut an, wenn auch nicht unbedingt angenehm.

Auf Pressebildern und in ihren Videos streift A.A.Williams meist mit wehendem Haar durch finstere Wälder, ein schwarzweißer Traum todesromantischer Goths, und natürlich trägt auch ihre Musik Schönheit und Traurigkeit zu gleichen Teilen in sich. Die Nummern von A.A. Williams sind elegische Swan Songs, sie beginnen in der Regel als Singer-Songwriter-Innenschau und schwingen sich im Lauf ihrer 5 oder 6 Minuten Spielzeit zu monumentalen Post-Rock- und Slowcore-Hymnen auf. Dementsprechend hat die Musikerin letztes Jahr auch eine Split-EP mit den japanischen Post-Rockern MONO veröffentlicht.

Ich liebe diesen Widerspruch zwischen den luftigen Anfängen der Songs und ihren überwältigenden, alles überrollenden Enden.

Besonders deutlich wird der Bruch zwischen introspektivem Beginn und überwältigendem Ausbruch in dem Song "Fearless“. Williams streckt darin ihre Zehen vorsichtig in den Black-Metal-Pool und hat als Ergänzung zu ihrem zarten Gesang Johannes Persson von den schwedischen Metallern Cult of Luna eingeladen, das unbestrittene Highlight der Platte.

A.A.Williams

A.A.Williams / Bella Union

„Forever Blue“ von A.A.Williams ist am 3.7.2020 bei Bella Union erschienen.

Aufgewachsen ist A.A.Williams mit einer klassischen Musikausbildung an Cello und Klavier. Erst als Jugendliche entdeckte sie durch Filmsoundtracks wie etwa den von „Matrix“ die Kraft von noisiger Popmusik: „Ich hatte davor keine Ahnung, dass so eine Musik wie etwa die von Nine Inch Nails überhaupt existiert. Es war, als wäre eine Tür für mich aufgegangen - ich habe auf einmal meinen Platz als Zuhörerin gefunden.“ Ein schöner Zufall, dass Williams in etwa zur selben Zeit eine verwaiste, kaputte Gitarre auf der Straße fand und zum Songschreiben begann.

Menschen, die A.A.Williams mögen, kauften auch: Chelsea Wolfe, Zola Jesus oder Anna von Hausswolff. Dass in Williams’ teilweise doch eben nach Rezept gewerkten Goth-Hymnen so viel Schönheit steckt, liegt an ihrem feinen Gespür und ihrer gerade-noch-nicht-übertriebenen Phrasierung. Vielleicht ist ihr Debütalbum „Forever Blue“ noch nicht das ganz große Meisterwerk geworden, aber es ist auf jeden Fall ein schönes, schwarzes Meer zum leidenschaftlich Leiden.

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