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Der Song zum Sonntag: Ashnikko - „Daisy“

Vor kurzem hat Ashton Casey alias Ashnikko noch Musik mit Claire Boucher alias Grimes veröffentlicht, ihr jetzt erschienener neuester Track „Daisy“ wurde von BBC-Musikauskennerin Annie Mac zum „Hottest Record in the World“ erkoren.

Von Christoph Sepin

Auf diesen Seiten wurde über Ashnikko vor ein paar Monaten schon einmal hier geschrieben, als Teil unserer „Bands to Watch“, unserer Künstler*innen, die man sich merken sollte, für das neue Jahrzehnt. Die Musikerin aus North Carolina hat seitdem nur an popkultureller Relevanz gewonnen: Ihr Song „Stupid“ ist ein viraler Superhit geworden, das Video dazu hat mittlerweile 35 Millionen Views, gemeinsam mit der ebenfalls zum Superstartum aufsteigenden Doja Cat hat sie außerdem das übersättigte Upbeat-Feuerwerk „Boss Bitch“ geschrieben, das in den USA mit Goldstatus ausgezeichnet wurde.

Warum das alles so gut funktioniert, hat einige Gründe (beispielsweise das Ashnikko ein paar der besten Ohrwurm-Hooks der letzten Jahre zusammengebastelt hat) und einen ganz wichtigen: Egal ob in ihren Zusammenarbeiten mit anderen kreativen Menschen oder mit ihren Soloreleases, Ashton Casey ist nicht nur eine der zentralen Protagonistinnen einer neuen Popwelt, sondern auch einer neuen Generation von Teenage-Rebellion-Musik. Nur ist das bei ihr unbekümmerter, cleverer, durchdachter, verspielter und vor allem auch humorvoller als bei so manch vergleichbarem Weltschmerz-Act der Vergangenheit. Pop im Jahr 2020 muss relatable sein, Ashnikko schafft das mühelos und vermischt harte Realität und Heartbreak mit ihrer eigenen dystopischen Kunstwelt.

Ob in Bild oder Ton: Durchzogen von bunten und gleichsam düsteren Motiven und Empowerment-Lyrics zelebriert Ashnikko den (cyber-)punkigen Futurismus und teilt das mit zum Beispiel Claire Boucher alias Grimes, vor wenigen Wochen haben die beiden auch gemeinsam ein Lied namens „Cry“ veröffentlicht. Zu finden wird es diese Kollaboration wohl am irgendwann einmal erscheinenden und dann vermutlich furchtbar erfolgreichen Debütalbum der Musikerin geben, genau wie ihr neuestes Pop-Kunststück „Daisy“.

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Darin stellt sich Ashnikko gegen fade, alte Rollenbilder und gesellschaftlichen Bullshit, dreht mit Leichtigkeit überholte Konzepte um und verpackt das in ihren eigenen Stil. Ein trappiger Beat begrüßt in „Daisy“, einem verzerrten Sample folgt ein selbstbewusstes Lachen bevor Ashnikko ihr eigenes Konzept des braven Gänseblümchens präsentiert. „You don’t wanna see me bratty, pet the kitty, call me catty“.

Was soll das mit dem Prinzessinensein, fragt sie dann und stellt klar: ich bin lieber ein König: „Fuck a princess, I’m a king. Bow down and kiss on my ring“ und weiter: „I’m no Cinderella, but I like the shoes, big glass platforms, bitch, I’m choosy“.

Die titelgebenden Gänseblümchen stehen in Ashnikkos Lyrics zwar still und ruhig am Nachttisch, von ihren üblichen, unschuldigen Zuschreibungen werden sie von ihr aber befreit: „Daisies on your nightstand, never forget, I blossom in the moonlight“. Diese Blumen blühen in der Nacht, sie beißen zurück, wenn man sie ärgert, sie sind kalt und blau: „Long blue hair, blue as a bruise“ und „Glacial with the blue ice, I’m terrifying“ sind da Songzeilen.

Wie in einigen anderen Songs von Ashton Casey geht es auch hier um Kompromisslosigkeit, ums Boss-Sein und Verweigerung: Gegen alte patriarchale Konstrukte, gegen das unterwürfige Prinzessinnenimage, gegen Zwänge und gegen eine (Musik-) Welt, die ihren Protagonist*innen vorschreibt, wie sie sich zu verhalten haben.

Am besten beschreibt das Ashnikko natürlich selbst: „It’s about this character and she is this vigilante who smashes the patriarchy and leaves daisies as a calling card“, sagt sie im Interview mit der BBC. Formeln, die sie nicht erfunden hat (z.b.: Grimes hat in ihrer Musik mit ähnlichen Konzepten gespielt), aber mit erstaunlicher Eloquenz in ihren Songs unterbringt: Fiktive Charaktere, reale Probleme und vor allem große, zukunftssichere Popmomente auch wieder im neuesten Lied von Ashton Casey.

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