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Lianne La Havas

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Lianne La Havas und ihre betörenden neuen Songs

Nach einer längeren Pause kehrt die britische Songschreiberin stark und selbstbestimmt zurück. Lianne La Havas ist mit ihrem dritten, selbstbetitelten Album nun angekommen.

von Eva Umbauer

Lianne La Havas nimmt sich Zeit für ihre Songs. Zwischen ihren ersten beiden Alben lagen drei Jahre. Für ihr aktuelles, drittes Album hat sie sich sogar fünf Jahre Zeit gelassen.

„To make a complete piece of work that meant something that had a story just took a little bit of time.“

Der Album-Opener „Bittersweet“ ist voll stiller Kraft, Sinnlichkeit und Spiritualität. „Sweet summer rain, I’m born again“, singt Lianne La Havas, die Soul/Folk-Songschreiberin mit den griechischen und jamaikanischen Wurzeln in „Bittersweet“.

Lianne La Havas ist ein Kind Londons und all der Vielfalt, die es in dieser Stadt gibt. Sie sagt zwar, dass es oft schwer ist „to fit in when you have two heritages“, dass sie sich aber genau wegen ihrer Wurzeln für unterschiedliche Musikstile interessiert, von Folk und Rock bis zu Pop und Soul. Letzteren mag Lianne vor allem old-school, und so findet sich in „Bittersweet“ etwa auch ein Sample vom großen amerikanischen Soul-Man Isaac Hayes.

Vielfalt

Lianne La Havas mag interessante Stimmen, sie mag Lauryn Hill und die Fugees, Bands wie die Kings Of Leon oder Red Hot Chili Peppers, genauso wie die US-Musikerin Erikah Badu. Sie liebt die Musik von Joni Mitchell, oder die von Bon Iver, genauso wie die von Radiohead.

Ihre Coverversion von „Weird Fishes“ - vom 2007er Radiohead-Album „In Rainbows“, die Lianne La Havas schon letztes Jahr veröffentlichte, findet sich nun auf dem neuen Album, gut platziert in der Mitte der Platte, nach dem Instrumental „Out Of Your Mind“. Die Version von „Weird Fishes“, die Lianne La Havas geschaffen hat, ist langsamer und geerdeter als das Original von Radiohead.

Weird Fishes

Im Song „Weird Fishes“ findet man sich „at the bottom of the ocean“, also ganz tief unten. Der Song passt richtig gut zu diesen neuen eigenen Kompositionen von Lianne La Havas. Ihr selbstbetiteltes drittes Album ist ein Konzeptalbum in drei Teilen, in dem es um das erste Verliebtsein geht, dann die Beziehung und dann das Ende dieser Beziehung und die Zeit danach.

Man muss erst ganz unten sein, um sich wieder in die Höhe ziehen zu können, findet Lianne La Havas und bedient sich dabei diverser Metaphern. Pflanzen und die Natur kommen in ihren neuen Songs etwa vor, das zarte Erblühen einer Blume, die volle Pracht der Blüte und dann schließlich das Verblühen des Gewächses. Der Kreislauf der Natur, allen Lebens.

Lianne La Havas

Warner

„Lianne La Havas“ von Lianne La Havas ist am 17.07.2020 bei Warner erschienen.

Gitarre und Piano

Lianne La Havas, eigentlich Lianne Barnes, wollte ursprünglich Kunstlehrerin werden. Ihren ersten Song schrieb sie mit elf Jahren. Ihr Vater brachte ihr Grundkenntnisse für Gitarre und Klavier bei. Die Gitarre richtig zu spielen, lernte sie aber erst mit achtzehn Jahren. Ihr aus Griechenland stammender Vater ist Multiinstrumentalist, von seinem Nachnamen Vlahavas kommt Liannes Künstlername La Havas.

Mit ihrem aktuellen Album ist Lianne La Havas so richtig angekommen. Die Songs sind weniger glatt poliert, weniger poppig als die von „Blood", ihrem letzten Album, dennoch im Pop verankert. Oldschool, wie gesagt. Sie sind elegant, niemals aufdringlich oder gar enervierend, dennoch von den Straßen von Südlondon kommend. "...to get back to Brixton...“ heißt es im Album-Closer „Sour Flower“.

Und wer sich keinen Schlaf gönnt, muss auch auf das Träumen verzichten: „You won’t find a dream if you don’t get to sleep“, singt Lianne La Havas in „Please Don’t Make Me Cry“.

Dieses neue Album ist ein „confessional“ Album, auch ein „empowerment" Album. Sei stark, lass dich nicht unterkriegen, so die Message. "...like a woman scorned...“, singt Lianne La Havas in „Can’t Fight“. Die semiakustische Gitarre ist wunderhübsch, genauso wie bei „Paper Thin“ oder beim so schönen „Courage", wo es auch Synthies gibt und Lianne singt: "...so I sing instead...“ Singen hilft immer, in allen Lebenslagen, jedenfalls dem Menschen und der Künstlerin Lianne La Havas.

Im Februar dieses Jahres spielte sie in der Barbican Hall in London ein atemberaubendes Konzert, zusammen mit dem BBC Symphony Orchestra, unter der Leitung von Jules Buckley. Der begeisterte schon bei seiner orchestralen Zusammenarbeit mit Laura Mvula oder auch mit Tori Amos. Die Stimme von Lianne La Havas, ihre Gitarre, ihre komplette Aura - das alles war ein großer wundersamer realer Traum.

Jetzt die betörenden neuen Songs von Lianne La Havas auf einem kompletten Album hören zu können, gibt Freude, Kraft und Hoffnung, etwas, das es dringend nötig hat. Danke, Lianne!

„When did heaven get this heavy?“, fragt Lianne La Havas in „Can´t Fight“.

P.S.: Die neuen Songs von Lianne La Havas entstanden wieder zusammen mit ihrem langjährigen Songwriting-Partner Matt Hales. Der englische Musiker war mit seiner Band Aqualung international erfolgreich. Die Produktion übernahm dieses Mal Lianne La Havas zum allergrößten Teil selbst, Matt Hales assistiere nur bei manchen der Songs. Bei anderen Tracks machten die englischen Musiker/Producer Beni Giles und Alex „Mura Masa“ Crossan als Produzenten mit.

„Lianne La Havas“ von Lianne La Havas ist am 18.07.2020 bei Warner erschienen.

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