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Der Komet "Neowise" über Goldfield, Nevada im Juli 2020

David Becker / AFP

Der Komet „Neowise“ ist dieser Tage besonders gut zu sehen

Mit dem Kometen „Neowise“ ist dieser Tage ein Himmelskörper, der seit 5000 Jahren nicht mehr in unserer Nähe war und der älter ist als unser gesamter Planet, mit freiem Auge am Himmel sichtbar. Alles, was du dafür tun musst, erfährst du hier.

Der Komet „Neowise“ ist dieser Tage mit freiem Auge am Himmel zu entdecken. Der Schweifstern mit dem Fachnamen „C/2020 F3“ ist ein wiederkehrender Komet mit einer nahezu parabolischen Umlaufbahn; seine nächste Wiederkehr ist wahrscheinlich erst in mehr als 6.000 Jahren. Bester Beobachtungszeitraum ist in den Tagen rund um Neumond am 20. Juli. FM4 Science Buster und Astronom Florian Freistetter erzählt im Interview mit der FM4 Morning Show alles Wissenswerte über „Neowise“:

Man kennt „Neowise“ ja noch nicht so lange, er wurde erst im März dieses Jahres entdeckt. Wie funktioniert eigentlich die Entdeckung eines Kometen?

Florian Freistetter: Naja, man schaut einfach auf den Himmel, und man weiß, was da sein sollte, also die meisten Sterne am Himmel kennt man, oder sie stehen in Katalogen. Und wenn dann Teleskope oder Astronomen und Astronominnen hinschauen und etwas Neues auftaucht, wie eben zum Beispiel so ein Komet, und wenn man sich genug auskennt, dann findet man das. Und diese Kometen, die kommen ja neu, die brauchen ja ein paar Tausend Jahre, diese Art von Kometen, um die Sonne zu umkreisen, und die tauchen dann quasi plötzlich auf, wenn sie wieder mal in die Nähe kommen und wenn man lang genug hinschaut. Also: Hinschauen! Dann findet man sie.

Und wieso ist ausgerechnet dieser Komet so gut sichtbar?

Damit ein Komet mit freiem Auge sichtbar ist, muss er vor allem sehr viel Staub erzeugen können. Der Komet selbst ist nur ein paar Kilometer groß, den würde man nicht sehen - das, was man sieht, ist die Staubwolke, die ein Komet erzeugt. So ein Komet besteht aus Gestein, aus Felsen, aber auch aus sehr viel Eis, gefrorenem Material. Und wenn der in die Nähe der Sonne kommt und dann das ganze Eis warm wird, gasförmig wird, und ins All hinausfliegt, reißt er Staub mit sich. Und je nachdem, wie groß diese Staubwolke ist, kann sie dann deutlich mehr Licht reflektieren als der kleine, Kilometer-große Brocken, und wenn diese Staubwolke groß genug ist und der Komet nah an der Erde vorbeifliegt, dann können wir den noch mit freiem Auge sehen. Und bei diesem Kometen ist das der Fall.

Komet "Neowise" im Juli 2020 in Jean, Nevada

David Becker / AFP

„Neowise“ über Jean, Nevada am 15. Juli 2020

Wenn ich nach oben schaue, wie weiß ich dann, ob ich wirklich „Neowise“ sehen und nicht, sagen wir, die ISS?

Das weiß man sofort, denn ein Komet schaut nicht aus wie ein Stern, ein Planet oder die ISS, die sind alle nur helle Punkte. Aber ein Komet ist kein Punkt, es ist ein längliches, verschwommenes Objekt, er sieht aus wie eine Wolke, also: Wenn man den Kometen sieht, dann weiß man, dass er es ist.

Wenn mich jetzt das Kometenfieber gepackt hat, wo und wann kann ich dann „Neowise“ am besten sehen?

Wichtig ist, dass es dunkel ist. Nicht nur dunkel wie in der Nacht, sondern wirklich dunkel, nicht so wie in der Stadt oder in der Nähe von Städten, da ist es meistens viel zu hell. Man sollte also wirklich schauen, dass man rauskommt, und es sollte natürlich auch schönes Wetter sein, also wenn Wolken am Himmel sein, wird es auch nix. Wichtig ist auch, man braucht einen freien Blick nach Norden. Also der Komet ist im nördlichen Himmel zu sehen nahe dem Horizont, also wenn da Häuser, Bäume oder Berge sind, dann könnte man Pech haben. Das heißt, wirklich schauen, dass man wo ist, wo es dunkel ist und dass man Richtung Norden nichts hat, was den Horizont verdeckt, und dann kann man jetzt in den nächsten Tagen so zwischen halb Elf und Halb Zwölf Richtugn Norden schauen, so ein Stückchen unter und neben dem Großen Wagen, und dann kann man ihn sehen, und dann nochmal morgens so um halb Drei oder Drei herum. In den nächsten zwei Wochen kann man ihn aber noch mehrmals gut sehen, da wird die Sichtbarkeit dann eher abends besser sein.

Und man braucht wirklich kein schweres Gerät dafür?

Ja, es geht mit freiem Auge, aber natürlich, wenn man ein Fernglas hat oder ein Teleskop, dann sieht man natürlich besser. Man darf sich also nicht das erwarten, was man aus dem Internet kennt, wo ja jetzt täglich die Bilder vom Kometen gepostet werden, also das, was eine Kamera sieht, ist natürlich nicht das, was man mit freiem Auge sieht. Aber es ist trotzdem beeindruckend, es ist ein Himmelskörper, der seit 5000 Jahren nicht mehr in unserer Nähe war, ein Himmelskörper, der älter ist als unser gesamter Planet - also auch, wenn man ihn nur mit freiem Auge sieht, dann soll man trotzdem froh sein, dass man ihn gesehen hat.

Wie selten ist es überhaupt, dass man einen derartigen Kometen sieht?

Das kommt darauf an, welche Kometen man meint. Wenn man mit Teleskopen schaut, dann kann man eigentlich ständig Kometen sehen, aber mit freiem Auge, das kommt nicht so oft vor, das letzte Mal war so vor 20 oder 30 Jahren. Das lässt sich auch nicht wirklich vorhersagen, weil eben nicht gut vorhersagbar ist, wie sich ein Komet entwickelt, wieviel Staub ein Komet erzeugt. Das heißt man muss die Chancen nutzen, die da sind, denn wir können nicht vorhersagen, wann das nächste Mal einer vorbeikommen wird, der mit freiem Auge so gut sichtbar ist.

Vielen Dank, Florian, für das Gespräch!

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