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Elis Noa

Vilma Pflaum

Soundpark Act des Monats

FM4 Soundpark Act des Monats: Elis Noa

Was möchtest du wirklich im Leben? Diese Frage stellt sich das österreichische Duo Elis Noa und verpackt die Fragestellungen in wunderschöne, reduzierte und soulige Popsongs. Elis Noa ist damit unser FM4 Soundpark Act des Monats August.

Von Andreas Gstettner-Brugger

Eine betörende Stimme, atmosphärische Soundflächen, Pianotöne, die wie aus dem Nichts auftauchen, bis sich schließlich zaghaft sanfte Beats unter die Synthesizer schieben. Es ist fast schon herzzerreißend schön, wie sich die weichen Vocals von Elisa Godino im Refrain von „Love Letter“ beim vermeintlichen Refrain in die Höhe schrauben. Zusammen mit Musiker und Produzent Aaron Hader haben Elis Noa schon letztes Jahr einen Grundstein für ihr hervorragendes Konzept-Debütalbum gelegt, das jetzt verzögert durch die Coronavirus-Krise Mitte August endlich erscheint.

Singt Elisa hier noch „I didn’t know what I desire or maybe I was trying to hide it“, dreht sich das ganze Werk „What Do You Desire?“ um wohl eine der wichtigsten und vielschichtigsten Fragen im Leben. Was will ich wirklich?

Dinosaurier und Ehrlichkeit

Elisa und Aaron haben sich am Konservatorium kennengelernt - als die Dinosaurier noch auf der Erde waren, wie Elisa scherzhaft meint. Eigentlich haben sich beide gegenseitig beschuldigt, dem jeweils anderen den Proberaum „gestohlen“ zu haben. Aus dieser kleinen, anfänglichen Reiberei ist dann schon bald eine Liebe für das gemeinsame Musizieren und Experimentieren geworden. Es hat dann aber doch einige Zeit gebraucht, bis sich die beiden musikalisch wirklich gefunden haben. Zwischenzeitlich als Quintett haben sich die beiden Musiker*innen ganz auf die Geschichten fokussiert, die sie mit ihren Songs erzählen wollen. Ist früher noch „die coole Produktionsidee“ manchmal im Vordergrund gestanden, fühlen sich die Songs und der Text für Elisa jetzt viel klarer an.

Zu Beginn der Geschichte, die auf dem Debüt erzählt wird, spricht Elisa ihre Muse, eine bestimmte Person, in ruhiger und eindringlicher Art an. Sie versucht ihrer Muse die Angst zu nehmen, um ihr die entscheidende Frage zu stellen: „What do you desire?“ Dieses Prélude führt zu dem ersten Track „Nude“, in dem Elisa uns tief in ihre Seele blicken lässt. Immer noch hängt sie an einer Person, allerdings will sie ihre Gefühle nun nicht mehr verstecken. Keine Lügen mehr, Ehrlichkeit und klare Ansagen werden hier mit einem dringlichen, reduzierten, pumpenden Popsong transportiert.

Es ist eine vielschichtige Frage, die sich auf den verschiedenen Ebenen wie ein roter Faden durch das ganze Album zieht und einen schönen Erzählbogen schafft.

Albumcover "What Do You Desire?" von Elisa Noa

Elis Noa/Lasvegas Records

Das Debütalbum von Elis Noa erscheint am 14. August auf Las Vegas Records

Vom anfänglichen Gespür, dass etwas nicht stimmt, zu dem Willen, etwas zu verändern und auch das Gegenüber damit zu konfrontieren. Dabei kommen alle Facetten vor, die sich während Beziehungen entwickeln können. Vom Zweifel über Eifersucht und auch Wut.

Ein Song, der diese emotionale Komplexität widerspiegelt, ist „Still Nothing (Goddam)“. Mit seinen rollenden Beats, dem eingängigen Refrain, bei dem mehrere Harmonieschichten übereinandergelegt werden, der dann wieder in die reduzierte Strophe übergeht, ist der Track ein gutes Beispiel dafür, wie eine Produktion der Story und den Tönen viel Raum lassen und trotzdem eine dichte Atmosphäre schaffen kann. Visuell umgesetzt ist dieses Stück wieder einmal hervorragend von Regisseur Rupert Höller, der gekonnt die schönen Bilder mit kleinen Irritationen bricht.

Mit Future-Pop aus dem Versteck

Elis Noa öffnen mit ihrem Album „What Do You Desire?“ den Raum zur Innenschau.

Elis Noa live:

  • 1.8. Feldkirch, Poolbar Festival
  • 30.8. Wien, Liminalzone Phonocutsession I Supersense
  • 2.10. Wien, Radiokulturhaus, Albumrelease

Elisas gefühlvolle, poetische und ehrliche Texte halten einem den Spiegel vor und können einen dazu bringen, sich selbst diese manchmal unangenehmen Fragen zu stellen. Finde ich okay, wie mein Leben läuft? Mache ich eine Arbeit, die mich erfüllt? Fühle ich mich wohl in meinen Beziehungen und bin ich ehrlich mit mir und meinen Mitmenschen?

Hinter diesem ungeschminkten und ehrlichen Konzeptalbum steht sicherlich auch der Beweggrund, sich nicht mehr verstecken und seine Bedürfnisse äußern zu wollen, wie mit dem Song „Hideaway“ klar wird. Stellt man sich diesen Fragen und realisiert, dass man manche Dinge ändern möchte, so kann das auch zu Ängsten führen. Es braucht also viel Mut, sich und anderen seine Gefühle einzugestehen, und Vertrauen darauf, dass dadurch zwischenmenschliche Beziehungen langfristig gesehen sich zu einem Besseren verändern können.

Gerade diese reduzierte Nummer macht die Magie und die Stärke des Albums von Elis Noa aus. Es braucht nicht viel, um von der Stimme, den Sounds und den Akkorden in einen Bann gezogen zu werden. Der hypnotische Future-Pop-Song birgt auch eine Portion Hoffnung in sich, einen neuen Anfang zu wagen. „What Do You Desire?“ schafft das Kunststück, bei aller nachdenklicher Reflexion das Leben und vor allem die Liebe zu feiern, mit all den Gegensätzen und der manchmal schwierigen Suche nach dem eigenen Weg. So beinhaltet es auch die Antwort auf die Frage, was man sich im Leben wirklich wünscht, die an unterschiedlichen Stellen immer wieder wohl die gleiche: zu lieben und geliebt zu werden.

Aktuell: