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Voodoo & Die Ansa Panier

Radio FM4 | Gersin-Livia Paya

FM4 Private Sessions

Unterwegs mit Voodoo Jürgens

Es gibt sie wieder, die kleinen Glücksmomente in unsteten Zeiten. Ein Wochenende lang waren Voodoo Jürgens & die Ansa Panier in ganz Österreich unterwegs. Sie haben Konzerte gespielt bei euch, in blühenden Gärten, auf einem alten Bauernhof und Sonntagabend bei einem Teich.

Von Alexandra Augustin

Es ist keine gute Zeit für Musiker*innen auf der ganzen Welt. Auf der Bühne zu stehen vor Publikum, dieser Austausch, diese Kraft, die sich da auftut zwischen den Bretterböden und den Herzen der Menschen, das alles fehlt uns seit Monaten schmerzlich. Musik und Emotionen sind stark gekoppelte Kräfte, die miteinander in einer lebendigen Symbiose stehen. Was bleibt, wenn die Musik nicht mehr ist? Wer sind wir noch, wenn wir nicht gehört werden und hören dürfen? Dieses Vakuum, das sich hier aufgetan hat in der letzten Zeit macht uns zu schaffen. Den Musiker*innen und VeranstalterInnen natürlich auch ökonomisch. Aber vor allem die künstlerischen Kräfte liegen brach. Das Ventil, die eigene Stimme. Wohin mit all der Freude, der Wut, dem Schmerz, wenn man das nicht miteinander teilen kann? Musik ist Katharsis, Musik ist ein Trostspender und manche Menschen meinen gar, Musik ist die beste Medizin.

Voodoo Jürgens und die Ansa Panier bei der Private Sessions Tour

Radio Fm4/Alexandra Augustin

„Eine gute Sache an der Musik ist: Wenn sie dich trifft, fühlst du keinen Schmerz“, hat Bob Marley einst gesagt. „Musik ist kein Luxus, sondern schiere Lebensnotwendigkeit. Musik ist dazu da, das Leben der Leute zu verändern. Musik ist die effektivste Kunstform, um den Menschen zu zeigen, dass sie nicht allein sind", hat der Chefdirigent des London Symphony Orchestra, Sir Simon Rattle, einst schon klug festgestellt. Und auch der ehemalige Frontman von Motörhead, Lemmy Kilmister, hatte immer weise Worte auf seiner locker sitzenden Zunge: „Wir wollen die Band sein, wegen der dein Rasen stirbt, wenn wir im Nachbarhaus einziehen.“

In diesem Sinne lässt sich auch die aktuelle Ausgabe der FM4 Private Sessions verstehen: Die Gärten der lieben FM4 Fans werden zu magischen Orten. Das ist aktuell, mit den nötigen Sicherheitsmaßnahmen, möglich. Wir sind hungrig, wir wollen endlich wieder auf Konzerte und zumindest kurz alle Sorgen vergessen. Damit wir alle feiern können, wird dein Rasen zur Opfergabe.

Wir trafen uns in einem Garten: Voodoo Jürgens in Damreith

Eine der vielen Bewerbungen für die Private Session mit Voodoo Jürgens & der Ansa Panier kam von vier Jungs, die vor genau zehn Jahren einen Paddelverein gegründet haben. Sie erkunden seitdem alle Flüsse der Umgebung auf ihre Gemütlichkeit. Andi Schug und seine Freunde wollten unbedingt, dass Voodoo Jürgens & die Ansa Panier bei ihnen aufspielen.

Die weitläufige, wunderschöne Landschaft und der riesige Garten sind die perfekte Location für so ein Konzert. Die Umgebung darf nicht bebaut werden und so sieht man fast bis hinüber, durch die Wälder hindurch nach Tschechien. Der ganze Garten wurde also kurzerhand zur Open Air Location erklärt. Der 2.000 Quadratmeter Grund ist bereit, da gibt es eine Grillerei und ein liebevoll hergerichtetes Buffet, an dem Andis Frau Eva wochenlang gekocht und gebacken hat. Den Stargästen im eigenen Haus soll es an nichts fehlen.

Ein ganzer Garten voll alternativ denkender Geister, denen das Wohl der gesamten Gesellschaft ein Anliegen ist, die nicht mit dem Strom schwimmen und sich hier am Land eine eigene Welt aufgebaut haben, die wunderbar gut und schön erscheint. Auch Voodoo Jürgens und Schlagzeuger David Schweighart fühlen sich wohl und erinnern sich im Radiointerview an allererste Konzerte in den frühen Tagen der Band zurück.

Erster Private Sessions Stop in Damreith

Radio FM4/Gersin-Livia Paya

Keine Angst

Übrigens an dieser Stelle: Alles Gute zur verspäteten Hochzeitsfeier: Denn 15 Jahre sind Eva und Andi schon beisammen, aber sie hatten nie die Gelegenheit zu einem richtig großen Hochzeitsfest. Und der Voodoo Jürgens & die Ansa Panier, die sind nun sogar besser als jede nie gefeierte Hochzeitsfeier. Ein Garden Eden für eine Band. Alle Freunde und die Familie sind riesige Voodoo-Fans. So meint es auch der „Präsident“ des autarken Paddelvereins, Willi:

„Jemand, der Texte macht, die sich um sozial ausgegrenzte Menschen kümmern, das ist ein Themenbereich, der uns alle interessiert. Wir treten auch für die Rechte von Minderheiten und Ausgegrenzten ein. Die, die am Rand stehen, sollen mehr Gehör und Zuspruch finden. Alle sind willkommen hier, das ist der Kernpunkt unsere Botschaft.“

Es ist ein schönes Fest, bei dem am Ende alle tanzen und ausgelassen feiern. Auch die Gäste tragen eine schöne Panier: Second-Hand- und Hawaii-Hemden. Tatsächlich dürfen wir für einen Moment vergessen, in welch absurden Zeiten wir aktuell leben (müssen). Voodoo Jürgens & die Ansa Panier überziehen ihr Set um eine halbe Stunde, niemand bemerkt das. Alle schönen Lieder sind dabei: Die Gitti, Hansi, der Boxer, Tulln. Wir graben Tote aus und haben für einen kurzen Moment keine Angst.

On the road again: Unterwegs im Weinviertel

Konzerte zu spielen, hat die Band naturgemäß sehr vermisst. Gerade eben durften Voodoo Jürgens & die Ansa Panier das Popfest in Wien im sogenannten „Ausnahmezustand“ bespielen. Davor gab es aber lange nichts zu feiern, meint Voodoo Jürgens zwischendurch, bei der Reise zwischen den Welten von Ort zu Ort für die FM4 Private Sessions. So eine barocke Kirche ist natürlich ein spannender Ort. Aber viel lieber haben er und seine Band kleine Locations mit Charakter und Patina, egal ob ein Beisl, eine Bar oder ein abgeranzter Club. Und zu sehen, wie die Fans leben und wohnen, ist auch spannend.

Voodoo Jürgens und die Ansa Panier beim zweiten Private Sessions Tour Stopp

Radio Fm4 / Gersin Livia Paya

Auch bei der Tour jetzt werden Erinnerungen an vergangene, bessere Tage geweckt. Erinnerungen an eine Konzertreise nach Sofia etwa, wo fünf Menschen im Publikum waren, die dafür im Laufe des Abends immer feierwütiger geworden sind und letzten Endes die Band auf einige Runden Schnaps eingeladen haben. Einen renovierten Bauernhof, so wie hier in Straning, haben Voodoo und seine Band noch nie musikalisch bespielt.

Voodoo Jürgens und die Ansa Panier beim zweiten Private Sessions Tour Stopp

Radio Fm4/Gersin Livia Paya

„Ich bin zwar schon einmal in einem Heustadl abgestürzt, aber so ein Konzert ist für uns was Neues“, meint Voodoo Jürgens. Straning ist ein kleines Dorf im Weinviertel. Die Ortschaft liegt 50 Autominuten von Wien entfernt. Die Bahnstation wurde vor ein paar Jahren aufgelassen. Jetzt siedeln sich in der erträglichen Leichtigkeit der Leere neue Menschen an, die die Gegend als Refugium von der lauten Stadt schätzen. Ein Wochenendhaus hier, ein revitalisierter Bauernhof da: So langsam kehrt wieder Leben ein in diese Region, der die Stadtflucht zusetzt.

„Als unsere Eltern das Haus gekauft haben vor 13 Jahren, haben wir gedacht, das ist der langweiligste Ort von Österreich. Das ist die strukturschwächste Region in Österreich und die siebentärmste Gemeinde Österreichs“, erzählen die drei Brüder Jakob, Benny and Matthäus. Aber es gibt hier genug Platz für große Feste und der Hof ist wunderbar hergerichtet. Im wetterfesten, aber offenen „Stadl“ ist genug Platz für die Band und rund 70 Menschen. Manche Freunde sind schon seit zwei Tagen hier und haben sich warmgefeiert.

„Uns ist heute so richtig bewusst geworden, wie sehr einem Livemusik gefehlt hat in den letzten Monaten“, meint eine Freundin der drei Brüder. Auch hier herrscht große Dankbarkeit dafür, einen Moment lang dem Stillstand der letzten Wochen entkommen zu können: Die Menschen sind ausgelassen, rollen am Boden und feiern ausgelassen im Freien.

„An dieses Fest werden wir uns ewig erinnern, unsere Herzen zerspringen fast. Wie sollen wir das Fest, das wir hier jedes Jahr feiern, in Zukunft toppen? Ich glaube, wir müssen das nächste Mal AC/DC einladen“, meint einer der drei Gastgeber.

Voodoo Jürgens und die Ansa Panier beim zweiten Private Sessions Tour Stopp

Radio Fm4 / Gersin Livia Paya

Voodoo Jürgens und die Ansa Panier auf der Private Sessions Tour

Gersin Livia Paya/Radio FM4

Wir wollen Sonne statt Regen: Zu Besuch in Aschbach

Schon am Abend der zweiten Station herrscht leichte Besorgnis: Die schwüle Hitze der letzten Woche will kippen und sich entladen, muss raus, weg. Ein reinigender Regen ist angesagt, genau dort, wo am dritten Tag der Tour, am Sonntag, das letzte Konzert der FM4 Private Sessions angesagt ist: in Aschbach in Niederösterreich, zuhause bei Karin. Eine pittoreske Location inklusive nicht nur einem Badeteich, sondern gleich vier (!!!) Teichen erwartet die Band. Eine Grillfeier ist geplant. Die lustige Partytruppe besteht aus großen Voodoo-Jürgens-Verehrern.

„Nach der Quarantäne, inklusive verschobenem Voodoo-Jürgens-Konzert bei uns in Amstetten, brauchen wir dringend eine Aufheiterung! Wir bieten eine große Feuerstelle für eine gute Verköstigung, zwei Hütten, ausreichend Getränke und natürlich das Wichtigste: Freunde, die Voodoo Jürgens lieben, die sich eine gute Party nie entgehen lassen und die wundervoll mitsingen können“, stand in der Bewerbung von Karin.

Aber au weh! Das ist nicht nur ein bisschen Regen, das ist ein ausgewachsenes Unwetter. Sonnenschirme und ein Pavillon helfen da auch nicht mehr wirklich und so beschließen einige der Gäste einfach ihre Kleider ganz auszuziehen und in der Unterwäsche im warmen Regen zu feiern. Das Wetter tut der Stimmung keinen Abbruch. Die Bühne wird, so weit es geht, wasserfest gemacht und dann Hut drauf: Rock ’n’ Roll!

Private Sessions Tour Stop mit Voodoo Jürgens in Aschbach

Gersin Livia Paya/Radio FM4

Gerade an diesem Abend wird wieder einmal sichtbar, was für großartige Musiker Voodoo Jürgens und seine Band sind. Egal unter welchen Vorzeichen, the show must go on und die lauten Momente als auch die leiseren funkeln hier im Sommerregen erst so richtig gut.

Von allen drei Konzerten ist der letzte Abend der wahrscheinlich unvergesslichste. Immer dann, wenn Situationen zur Herausforderung werden, wenn etwas Besonderes passiert, dann wird so ein Abend eben erst recht großartig. Fans jubeln, singen alle Texte mit, gestehen dem Voodoo und seiner Band nach dem Konzert, wie viel ihnen die Lieder bedeuten, und können es kaum glauben, so einen Star und seine Band im eigenen Garten willkommen heißen zu dürfen. Und auch die Band wird die Tage wohl so schnell nicht vergessen.

„Das ist das Schöne am Herumfahren und Musizieren, dass man immer neue Gegebenheiten findet und sich immer wieder neu darauf einlassen muss. Es waren drei ganz unterschiedliche Situationen. Man lebt im Hier und Jetzt und jeder Tag war besonders“, meint Voodoo Jürgens nach dem Konzert.

Danke an euch, liebe Fans von FM4 & Voodoo Jürgens & Ansa Panier! Denn wenn man eines gemerkt hat an diesen drei Tagen, dann wie sehr wir alle einander vermisst haben. Wer kann ohne Musik leben? Ohne einen Song, ohne einen Tanz? In diesem Sinne: „Thank you for the music!“

Bis zur nächsten Ausgabe der FM4 Private Sessions!

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