Krachige Sounds machten den MS-20 zu einem „Punk“-Synthie

Die FM4 Musikmaschinen: Das semimodulare und vergleichsweise günstige Keyboard MS-20 überzeugte neue Musiker_innen von der elektronischen Klangerzeugung.

Von Stefan Trischler | Video: Claus Diwisch

Es gibt einen Schlüsselsatz in der sehenswerten Dokumentation Synth Britannia: „Wir liebten die Infrastruktur und das Umfeld von Punk“, gibt da Martyn Ware zu Protokoll, „nur die Musik selbst fanden wir etwas altmodisch und eindimensional. Also nahmen wir die Punk-Attitüde und stellten sie in einen anderen Kontext.“ In welche zwei Richtungen diese elektronische Umdeutung später gehen sollte, zeigen Wares zwei Bands exemplarisch vor: Die frühen The Human League schufen ähnlich wie Throbbing Gristle oder The Normal einen düsteren Soundtrack für den industriellen Norden Englands, während der Synth Pop von Heaven 17 mitten im Mainstream der 80er Jahre landete, wo auch Bands wie Depeche Mode oder Soft Cell dominierten.

Eine wichtige Rolle bei dieser Entwicklung spielten leistbare Synthesizer der japanischen Firma Korg. Der semimodulare MS-20 war ab 1978 das Flagschiff der Firma. Mit zwei Oszillatoren, via Patchkabel zusteckbaren Effekten wie einem Ringmodulator und der Option, externe Signale nicht nur dazuzumischen, sondern auch als Ausgangspunkt für eigene Klänge zu verwenden, eröffneten sich ganz neue Möglichkeiten. So wurde das Gerät zu einer wichtigen Zutat von elektronischen Punk-Entwürfen, Industrial Musik und nach einer Wiederentdeckung als Second Hand-Maschine in den 90ern auch essenzielles Tool von unterschiedlichen Produzenten wie Aphex Twin, William Orbit oder Alec Empire.

Mehr Geschichten zum MS-20 erzählen Patrick Pulsinger und meine Wenigkeit diese Woche in den Musikmaschinen - und einige der vielen Klang-Möglichkeiten des Gerätes (in Kombination mit dem Sequenzer SQ-10) werden ebenfalls vorgestellt:

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