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Carrion

Phobia

Umgekehrter Tentakelmonster-Horror

Im „Reverse Horror Game“ „Carrion“ schwinge und schlinge ich mich als tentakeliges Alienmonster durchs Leben - ein grotesker, blutiger Pixelspaß.

Von Rainer Sigl

Schleimige, rote Tentakel katapultuieren mich voran durch enge Lüftungsschächte und durch geräumige Höhlen. Ich bin ein riesiger, formloser Haufen aus Muskeln, Mäulern und Augen, ein rasender Albtraum aus Fangarmen und tödlicher Geschwindigkeit, der Menschen in Sekundenbruchteilen schnappt und sie sich schmatzend einverleibt.

Im Indiespiel „Carrion“ spiele ich ein ständig wachsendes Horrorwesen, das sich einen Weg aus einer Forschungseinrichtung bahnt. Im Pixel-Look und aus der Seitenansicht wusele ich als tödlicher Tentakelterror durch diese Welt, löse Rätsel und entwickle mich ständig weiter: vom wuseligen kleinen Tentakelchen zur tödlichen Lawine aus rollendem Body-Horror. Die Inspirationen sind ebenso eindeutig wie klassisch: John Carpenters „Ding aus einer anderen Welt“ hat hier ebenso einen würdigen Erben gefunden wie der „Blob“, und auch ein wenig Xenomorph-DNA aus „Alien“ ist mit dabei.

Mahlzeit, Biomasse!

„Carrion“ ist ein Reverse Horror Game, also ein Spiel, das die bekannten Horrorperspektiven umdreht. Das gelingt ziemlich gut, denn der groteske Body-Horror meiner Spielfigur ist nicht nur ein optisches Gimmick: So wie in „Carrion“ hab ich mich noch in keinem Videospiel fortbewegt, und das rasante Schwingen an unzähligen Tentakeln, die Verformbarkeit meines Körpers und die Jagd auf mehr Biomasse entwickeln einen ganz eigenen Reiz.

Übermächtig bin ich übrigens trotzdem nicht, denn mit Schusswaffen, Flammenwerfern oder gar schwer bewaffneten Wachrobotern sollte ich mich besser nicht anlegen. Stattdessen ist es besser, unbemerkt zu bleiben und aus dem Hinterhalt zuzuschlagen - wie man das aus den bekannten Horrorfilmklassikern eben kennt. Zu diesem Zweck bekommt mein Horrorwesen eine Reihe an nützlichen Fähigkeiten dazu, die es je nach Körpermasse anwenden darf - etwa das Auswerfen eines Fangnetzes, temporäre Tarnung oder die Übernahme ahnungsloser Menschen per Tentakel.

Carrion

Phobia

„Carrion“, entwickelt von Phobia Game Studio und verttrieben von Devolver Digital, ist für Windows, Mac, Linux, Xbox One und Nintendo Switch erschienen.

Kurz und gut

„Carrion“ ist ein klassisches Metroidvania, also ein Plattform-Action-Adventure mit offener Spielewelt, die sich durch den Erwerb neuer Fähigkeiten immer weiter öffnet. Kampf und Rätselelemente halten sich die Waage, viel Grund, in bereits erforschte Gebiete zurückzukehren, hat man nicht. Auf Hilfestellungen wie eine Übersichtskarte wird übrigens verzichtet.

Die absolut originelle und bizarre Spielfigur macht „Carrion“ zu etwas ganz Besonderem. Schade ist nur, dass es vor allem zu Beginn einen Hauch zu simpel und nach vier bis fünf Stunden schon wieder vorbei ist. In dieser Zeit wird man aber großartig unterhalten.

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