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Marie Curie Elemente des Lebens

Studiocanal GmbH / Laurie Sparham

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Dunkelheit und Leidenschaft in den Biopics über Edison & Curie

Die zwei Filme „Edison – Ein Leben voller Licht“ und „Marie Curie – Elemente des Lebens“ portraitieren die beiden herausragenden Forscher*innen ohne zur Physik und Chemie-Doppelstunde zu werden.

Von Philipp Emberger

Judy Garland, Freddie Mercury oder Elton John - die aktuelle Biopic-Welle hat sich längst die großen Shownamen vorgenommen und abgearbeitet. Mit „Marie Curie – Elemente des Lebens“ und „Edison – Ein Leben voller Licht“ kommen nun zwei große Namen der Wissenschaft zu ihrem Biopic. Obwohl zumindest in „Edison“ der Filmtitel etwas irreführend ist, denn der Film geht kaum als klassisches Biopic durch. Neben Edisons Geschichte wird auch die des hierzulande unbekannteren George Westinghouse erzählt.

Es werde Licht

Plakat von "Edison - Ein Leben voller Licht"

Filmladen

„Edison – Ein Leben voller Licht“ ist seit dem 30. Juli im Kino zu sehen

Zu Beginn von „Edison – Ein Leben voller Licht“ ist es dunkel. Zwei Männer wollen das aber ändern: Der Erfinder Thomas Alva Edison auf der einen Seite und der Großindustrielle George Westinghouse auf der anderen Seite. Beide kämpfen mit unterschiedlichen Ansätzen darum, die USA flächendeckend mit Strom zu versorgen: Wechselstrom gegen Gleichstrom heißt das Duell, das in die US-Geschichtsbücher als Stromkrieg Eingang gefunden hat. Der Originaltitel des Films „The Current War“ erscheint in diesem Zusammenhang auch wesentlich passender.

Die Geschichte des Stromkriegs erstreckt sich auf der Leinwand über eine Spanne von knapp zehn Jahren. Allerdings überfliegt „Edison“ das Jahrzehnt jedoch ohne wirklich Erleuchtung in die Handlung zu bringen. Es bleibt nicht genügend Zeit, sich der spannenden Geschichte mit all ihren Details zu widmen. Ebenso fehlt ein dramatischer Höhepunkt – die beiden Kontrahenten treffen nur kurz aufeinander, und selbst dieses Gespräch entspringt der Fantasie des Drehbuchautors Michael Mitnick. In der Realität hat es so nie stattgefunden. Immerhin Benedict Cumberbatch kann seiner Filmographie nach Stephen Hawking und Alan Turing eine weitere faszinierende Rolle als brillantes Genie hinzufügen. Aber auch Michael Shannon als George Westinghouse überzeugt.

Curie als feministisches Vorbild

Plakat zu "Marie Curie - Elemente des Lebens"

Constantin Film

„Marie Curie – Elemente des Lebens ist seit dem 6. August im Kino zu sehen.

Knapp 6.000 Kilometer quer über den Atlantik in Paris ist es ebenso dunkel wie in den USA. Das dunkle Paris rund um 1900 wird allerdings von leuchtenden Neonfarben durchzuckt, während Marie Curie mit ihren Forschungen dabei ist, die Welt zu verändern: Sie entdeckt die beiden Elemente Polonium und Radium. Der Film „Marie Curie – Elemente des Lebens“ zeigt die wichtigsten Stationen in Curies Leben und demonstriert in Flash-Forwards auch die Auswirkungen ihrer Forschungen, wie den Angriff auf Hiroshima oder die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Die Regisseurin Marjane Satrapi (u.a. Persepolis) betont aber in Interviews, dass Marie Curie eine „anständige Frau“ war und es unanständige Menschen waren, die ihre Forschungen dazu verwendet haben, Menschen zu töten.

Regisseurin Marjane Satrapi beschränkt sich aber nicht nur auf die wissenschaftliche Arbeit Curies, sondern zeigt in dem gut ausgestatteten Film auch, wie die anfängliche Laborgemeinschaft Maria Sklodowska und Pierre Curies zu einer Lebensgemeinschaft wird. Satrapi lässt auch die Probleme nicht aus und inszeniert eine Marie Curie, die ein feministisches Vorbild ist und Beziehung und Leben bedingungslos der Wissenschaft unterordnet.

Zwei Leben für die Wissenschaft

Die bedingungslose Hingabe zur eigenen Arbeit ist auch einer der großen Parallelen in den Leben der beiden herausragenden Forscherinnen. Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Filme: Die Schauspieler*innen tragen den Großteil des Films. Marie und Pierre Currie werden dargestellt von Rosamunde Pike und Sam Riley. Ihre Präsenz erhellt den Film und hilft über manch konfuse Minute hinweg. Die verschiedenen Zeitebenen versuchen zwar einen ganzheitlichen Blick auf Curies Forschungen zu werfen, helfen aber der filmischen Erzählung nur bedingt und verwirrt an manchen Stellen. Bei all den Zeitsprüngen bleibt dann auch, ähnlich wie in „Edison“, nicht genügend Zeit, Curies komplexes Leben in seiner Gänze greifbar zu machen und am Ende bleibt bei beiden Filmen nur ein oberflächlicher Eindruck der Portraitierten.

Marie Curie Elemente des Lebens

Studiocanal GmbH / Laurie Sparham

Rosamunde Pike und Sam Riley als Marie und Pierre Curie

„Marie Curie – Elemente des Lebens“ arbeitet die Lebensstationen Curies pflichtbewusst ab und liefert einen oberflächlichen Eindruck der Ausnahme-Wissenschaftlerin. Gleichzeitig zeigt der Film aber die Revolutionskraft ihrer Forschung in einem visuell ästhetischen und gut gespielten Biopic. Die visuelle Stärke kann auch „Edison“ ausspielen und zeigt den Stromkrieg zwischen Thomas Edison und George Westinghouse mit ausgeklügelten Lichtspielen. Kameramann Chung Chung-Hoon hellt die vorindustrielle Dunkelheit zunehmend mit Kunstlicht auf. Zum Vorschein kommt ein reichlich ausgestatteter Film mit humanistischem Anstrich, denn Edison weigert sich, auch für Millionenbeträge seine Erfindungen für die Waffenproduktion zu verwenden.

Beide Filme rücken große Namen der Wissenschaft in den Mittelpunkt und tun sich sichtlich schwer damit, die komplexen Leben auf die Leinwand zu bringen. Für einen ersten Eindruck über Leben und Arbeit von Edison, Westinghouse oder Curie sind aber beide Filme gut geeignet und werden wohl künftig in dem ein oder anderen Klassenzimmer zu sehen sein. Vor allem „Marie Curie - Elemente des Lebens“ hat dabei auch eine spannende Erzählung und zeigt eine beeindruckende Frau.

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