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Der Song zum Sonntag: TOBACCO und Trent Reznor - „Babysitter“

Das Nine Inch Nails-Bandzentrum taucht auf einem Track des Musikers TOBACCO aus Pittsburgh auf und alles ist verwirrend. Industrial im Jahr 2020 kann auch so klingen.

Von Christoph Sepin

Was ist denn hier los? Man hätte sich es nicht zu erwarten getraut, im Jahr 2020 nochmal etwas von Trent Reznor zu hören. Mitten im Lockdown veröffentlichte der mit seinen Nine Inch Nails zwei neue Alben seiner Instrumental-Experimentierfreudigkeit „Ghosts“, dann mussten wir alle weinen, als uns Reznor wissen ließ, dass für 2020 eigentlich eine Tour mit der fantastischen Jehnny Beth geplant gewesen wäre. Als Trost gab’s dann ein Verschieben auf hoffentlich 2021 und die Message: „Continue to listen to Bowie, and don’t be too hard on yourself“. Haben wir natürlich gemacht.

Das war im Mai, jetzt ist’s August und der Name Trent Reznor taucht nicht nur auf neuer Musik auf, nein, seine Stimme ist sogar wieder zu hören: „Hot Wet & Sassy“ wird das nächste Album, des Musikers Thomas Fec alias TOBACCO aus Pennsylvania heißen, das im Oktober rauskommt. „This was new for me, but I wanted to write a song that was everything I am and have been, and then like one notch further. Trent was the notch further“, sagt er über die Kollaboration „Babysitter“ als Teaser zur Platte.

Alles ist sehr verwirrend in diesem Lied und das ist wirklich schon schön so: Melodien, Samples, Stimmen, Textzeilen sind abstrakt, schwer zu deuten, sind verdreht und mit Effekten überladen, widersprüchlich, unangenehm und vertraut, herausfordernd und zugänglich. Dieses Lied macht beim Zuhören so viel Spaß, wie es das wohl auch beim Zusammenbasteln gemacht hat.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Wörtlich kann man hier nichts nehmen, auch nicht den titelgebenden „Babysitter“: „I’m the new babysitter, I’m your babysitter, and I can make time slow down“, klingts da verzerrt zu Beginn des Songs. Vielleicht bedeutet das nichts, vielleicht bedeutet das vieles. Vielleicht gehts um Machtkämpfe, um Manipulation, um menschliche Beziehungen, vielleicht geht’s sogar um Politik. Oder eben auch überhaupt nicht.

Dann trommelt und zerrt es wieder in alle Richtungen und ein Multiversum an Stimmen beginnt von allerlei Seltsamkeiten zu erzählen: Von Geheimnissen, die man sich ins Ohr flüstert (oder eben nicht), von brennenden Müllhalden, von Spiegeln in Badezimmern, von Zauber und Charme: „Light the garbage leave it burnin here, beause you don’t charm me, darling“.

Als „Soundtüftler“ hat mal jemand Trent Reznor beschrieben, das teilt er wohl auch mit Thomas Fec und dessen Projekt TOBACCO. Auch hier wieder Trademarks des überproduzierten Industrials für ein neues Jahrtausend: Kaum greifbar, wie viele Ebenen sich denn da tatsächlich in diesem Lied befinden, wo eine Idee beginnt und wo sie endet. Dafür hörbare Freude am Musikmachen von zwei besonders experimentierfreudigen Menschen und die Audioproduktionsdevise: „Mehr ist mehr“.

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