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Othercide

Lghtbulb Crew

Blutrote Göttin in Schwarzweiß

Das außergewöhnlich stylische „Othercide“ verbindet die Struktur moderner Rogue-likes mit Rundentaktik à la „XCOM“.

Von Rainer Sigl

Eine zart gebaute, blutrote Muttergöttin hängt träumend über einer monochromen Albtraumstadt in Schwarzweiß, ein riesiges Gehirn mit Synapsen als Schlachtfeldern, hochgewachsene Kriegermädchen, die immer wieder als Klone aus schwarzem Wasser geboren werden: Das Videospiel „Othercide“ bietet Abwechslung von den üblichen Science-Fiction- und Fantasy-Klischees.

Die düstere, geheimnisvolle Science-Fiction-Mythologie und die rätselhafte Handlung sind aber nicht die Hauptattraktion, denn das ist zweifellos der Look dieses Spiels: viel Schwarzweiß, nur hin und wieder ein paar blutrote Farbspritzer und dazu ein Figurendesign, das irgendwo zwischen Jugendstil und HR Giger liegt. „Othercide“ sieht einfach großartig aus. Das Klischee, dass französische Videospiele oft einen ganz besonderen Style haben, bestätigt sich bei dieser französisch-schwedischen Indie-Koproduktion.

„XCOM“ trifft Rogue-like

Hinter der stylischen Optik hat „Othercide“ aber auch ein gutes Spiel zu bieten, und zwar eine interessante Mischung zweier Genres. Zum einen breche ich hier immer wieder von vorne in den Kampf auf und muss, wenn alle meine Kämpferinnen besiegt sind, einen neuen Run anfangen. Genau: Das ist das Prinzip aller populären modernen Rogue-likes, von „Spelunky“ über „Hades“ bis hin „Dead Cells“, in dem der Tod und das Neuanfangen Teil des Konzepts sind.

Die Rogue-like-Struktur gibt dem Spiel Rhythmus und Wiederspielwert, der Kern des Gameplays entstammt einer anderen höchst motivierenden Strategiespielnische: „Othercide“ ist nämlich im Grunde ein Rundentaktikspiel. Wer den Genrekönig „XCOM“ kennt, hat auch „Othercide“ schnell verstanden. Ich trete Mission für Mission mit einem kleinen, hier nur dreiköpfigen Trupp gegen eine Anzahl unterschiedlicher Gegner an, habe alle Zeit, die Aktionen meiner Soldatinnen genau zu planen und darf jede von ihnen nach und nach zur mächtigen Spezialistin ausrüsten.

Für schwere Entscheidungen sorgt die Tatsache, dass ich verwundete Kämpferinnen - es gibt sie übrigens in drei Klassen, als Nah- und Fernkämpferin sowie als Verteidigungsspezialistin - nur heilen kann, indem ich eine andere, zumindest gleichrangige Soldatin dafür opfere.

Othercide

Lghtbulb Crew

Esoterisch, aber gut

Erschienen ist „Othercide“ für PS4, Xbox One und Windows. Entwickelt vom französisch-schwedischen Indiestudio Lightbulb Crew, wird es von Focus Home Interactive vertrieben.

Gerade zu Beginn ist „Othercide“ durch seine leicht esoterisch wirkende dunkle Fantasywelt, seine verschachtelten Menüs und seine komplexen Kampffähigkeiten ein bisschen schwer zu durchschauen, doch nach den ersten ein, zwei Rückschlägen durchschaut man die Feinheiten des durchaus originellen Timeline-Systems, lernt alte Kampfkünste schätzen und neue Skills dazu und kommt mehr und mehr ins Spiel - bis einen der nächste herausfordernde Bosskampf vor nur scheinbar unüberwindliche Aufgaben stellt.

Dass man stirbt, ist unweigerlicher Teil des Konzepts: Weil mit jedem Game Over im nächsten Versuch neue helfende Elemente freigeschaltet werden und ich stärker als zuvor ins Abenteuer starte, bleibt das Ganze aber trotzdem spannend. „Othercide“ ist beileibe kein einfaches Spiel, dafür ein originell zusammengemixtes, das sich in Setting und Optik deutlich von anderen Spielen unterscheidet.

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