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Der Song zum Sonntag: Sufjan Stevens - „Video Game“

„The Ascension“ wird das neue, achte Studioalbum von Sufjan Stevens heißen. „Video Game“ ist vor wenigen Tagen als zweite Single davon veröffentlicht worden.

Von Christoph Sepin

Wenn Sufjan Stevens singt, dass er nicht jemandes Video Game sein will, dann erinnert das wohl nicht zufällig an andere, große Songs: Lana Del Rey wird hier an einer Stelle zitiert, dann wieder Depeche Mode, weil in der Popmusik eben alles eine Antwort oder Referenz auf etwas ist, das es davor schon einmal gab. In seinem neuen Song „Video Game“ ist sich der Musiker aus Detroit all dessen spürbar bewusst, spielt damit und remixt Lyrics anderer zu seinem eigenen Ding.

„The Ascension“, das Aufsteigen, wird das neue, achte Studioalbum von Sufjan Stevens heißen. Als erster Track davon wurde vor einem Monat „America“ veröffentlicht, ein Lied, in dem sich Stevens, wie jetzt auch in „Video Game“, mühelos von allgemeingültigen Begriffen zu persönlichen Gefühlen hantelt: „Don’t do to me what you did to America“, singt er im einen, „I don’t wanna play your video game“ im anderen Lied.

„Video Game“ ist ab der ersten Sekunde ein Lied gegen das Heldsein, ein Statement gegen Starkultur, gegen Ruhm und übertriebene Verehrung: Wenn Stevens singt, er möchte kein „Personal Jesus“ sein, kein „Center of the Universe“ oder „your Julius Caesar“, dann ist das eine Aussage pro Menschlichkeit, für Gleichheit und gegen eigentlich bedeutungslose Hierarchien.

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Damit stellt er sich auch gleich gegen eine Welt auf Social Media, in der der Wert von Personen in Zahlen gemessen wird, je nachdem wie populär sie denn nun in ihrer Online-Präsenz seien. „It’s unfortunate that we live in a society where the value of people is quantified by likes, followers, listeners and views“, sagt Sufjan Stevens dazu bezogen auf „Video Game“ im Interview mit dem DIY Magazine.

„Your worth (invaluable) should never be based on other people’s approval (ephemeral). Just be yourself. Keep it real. Keep it moving. Do all things with absolute purity, love and joy. And always do your best“, fügt er noch hinzu. Gute Aussage.

Das könnte, als Lied, leicht altbacken klingen, tut das fast auch ein bisschen, wenn Stevens von einer Welt ohne Personenkult träumt - obwohl es diese so eh nicht mehr wirklich gibt. Popstars, Influencer*innen, Celebrities des 21. Jahrhunderts geben zumindest vor, relatable zu sein, sind nah an ihrem Publikum und kommunizieren (fast) ungefiltert über allerlei Online-Plattformen. Auf einem klassischen Podest wie in vergangenen Jahrzehnten stehen heutige Superstars dank Social Media nicht mehr. Stevens ist sich dessen aber auch bewusst und spielt mit den Widersprüchen - so tanzt im Musikvideo zu „Video Game“ auch Viral-Tanz-Erfinderin und TikTok-Star Jalaiah: „I thought, what if we could get Jalaiah to star in a ‚dance video‘ about not wanting to star in a ‚dance video?‘ I’m so honored she agreed“, sagt er in einem Statement dazu.

Ein Videospiel, das bleibt als Kernaussage, ist nichts Echtes. Ist genauso fake, wie der retrofuturistische Hintergrund, durch den Jalaiah im Musikvideo tanzt. „All you want is what the resumé tells you“, singt Stevens dann einmal über eine Welt der Kategorien und bleibt dabei simpel und repetitiv, wie es auch loopende Videos im Internet sind - oder eben oft Gameplay in Videospielen. Und es bleibt als Vermutung bei diesem doch sehr durchdachten Lied: Wahrscheinlich ist das alles mit Absicht so gemacht.

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