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Kampf der Games-Services: Apple gegen alle?

Bei den vielen Computerspielangeboten der großen Games-Plattformen und Silicon-Valley-Konzerne wird der Durchblick immer schwieriger. Nun zanken sich diese Unternehmen auch noch wechselseitig untereinander. Vor allem Apple hat sich in den letzten zwei Wochen viele Feinde gemacht.

Von Robert Glashüttner

Computerspiele werden immer seltener auf einem Datenträger abgespielt, den man in ein Gerät einlegt - irgendwie wirkt das mittlerweile fast schon etwas altertümlich. Games werden stattdessen auf unterschiedlichen Online-Plattformen gehostet und gespielt, auf denen die User Lizenzen erwerben.

Diese neue Gameswelt in der Cloud macht das Spielen zwar größtenteils einfacher, doch es gibt dabei zwei große Haken: Man ist nicht nur von einer stabilen Internetverbindung, sondern auch vom jeweiligen Plattformbetreiber abhängig. Das sind meistens große Silicon-Valley-Konzerne wie Apple oder Google, oder große Spieleverlage wie Epic Games oder Valve. Derzeit ist zwischen diesen Konzernen ein regelrechter Kampf ausgebrochen, wo man schon mal den Überblick verlieren kann.

Welchen Konzern hätten’S denn gern?

Sony, Nintendo, Microsoft, Google, Amazon, Microsoft. Diese und einige andere Großunternehmen liefern sich teilweise seit Jahrzehnten einen Wettkampf darüber, wer die bessere Konsole, die bessere Software, die bessere Spielumgebung, die bessere Community-Umgebung bietet. Den aktuellen Kampf der Games-Plattformen hat vor allem Apple angefacht. Begonnen hat es damit, dass der Konzern die Apps der Konkurrenten von Google (Stadia), Microsoft (Xbox Game Pass) und Facebook (Facebook Gaming) aus seinem App Store entfernt hat. Der Grund: Diese Unternehmen würden innerhalb ihrer Apps Videospiele anbieten, auf die Apple keinen Zugriff und keinen Einfluss mehr hat.

Das war vor knapp zwei Wochen. Vor einer Woche ist dann der zweite Kampf gestartet, wo Apples Gegner diesmal Epic Games heißt - bekannt vor allem als Entwickler und Beitreiber des Games-Überfliegers „Fortnite“, der auch für Iphone und Ipad verfügbar ist. Oder besser gesagt: verfügbar war, denn Apple hat „Fortnite“ kurzerhand aus seinem App Store geschmissen (wie übrigens auch aus dem Google Play Store). Der Grund: Epic Games hat versucht, mit einem eigenen virtuellen Shop in „Fortnite“ den Apple App Store und die damit verbundenen Gebühren zu umgehen. Ein Plattformbetreiber schneidet bekanntermaßen immer mit, wenn auf seiner Plattform Lizenzen, virtuelle Güter und Services verkauft werden.

Apple gegen alle

Mittlerweile spitzen sich diese Konfrontationen der Konzerne immer mehr zu. Apple kommt hier eine besonders starke Rolle zu, weil das Unternehmen finanziell am längsten Ast sitzen dürfte, mit dem Iphone weiterhin eine sehr gute Position am Smartphone-Markt inne hat und deshalb die Regeln vorgeben möchte. Die Frage ist, wie viele größere Kämpfe man imstande ist, gleichzeitig auszufechten, und welche Bündnisse hier in den kommenden Wochen noch geschmiedet werden.

Die Stimmung zwischen „Fortnite“-Entwickler Epic Games und Apple hat sich jedenfalls in der vergangenen Woche nicht verbessert. Das dramaturgisch durchaus wirkungsvolle Video, in dem ein Spielcharakter die Knechtschaft von Apple durchbricht, (eine Anspielung an den legendären Apple Macintosh-Werbespot aus 1984) ist schnell viral gegangen, ebenso wie der darin erwähnte Hashtag #FreeFortnite.

Riese gegen Riese

Ein Kampf der Marke „David gegen Goliath“ ist das aber nicht, denn auch Epic ist mittlerweile ein 18 Milliarden schwerer Konzern, der User auf seine Seite locken möchte. Das betrifft nicht nur „Fortnite“ oder die beliebte Spieleentwicklungsumgebung Unreal-Engine sondern auch den Epic Games Store als Konkurrenz zur beliebten Spieleverkaufs- und communityplattform Steam.

In den Epic Games Store werden ständig Millionen von US-Dollar gebuttert (damit Spieleverlage dort exklusiv ihre Produkte verkaufen), in der Hoffnung, ein Quasi-Monopol zu brechen. Das ist zwar grundsätzlich nicht schlecht, doch dicke Brieftaschen alleine werden auf lange Sicht nicht genug sein. Unverständlicherweise ist der Epic Store weiterhin nicht mehr als eine reine Verkaufsplattform, auf der man seine gekauften Games startet und spielt und andere User als Freund*innen hinzufügen kann. Ansonsten gibt es keinerlei Community-Features, was absolut unverständlich ist, weil Konkurrent Valve mit Steam eine Fülle an Features bietet: Achievements, Foren, User-Reviews, unzählige Modding-Möglichkeiten, und so weiter.

Keine Sympathieträger

Doch egal, ob der Konzern nun Epic, Apple, Google, Facebook, Amazon oder Microsoft heißt: Wirkliche Sympathieträger gibt es in dieser IT-Unternehmensschlacht aus Konsumentensicht keine mehr. Insofern wäre es doch mal wieder erfrischend, sich auf seinem Rechner Linux zu installieren und Spiele von unabhängigen Entwicklerinnen und Entwicklern direkt von ihrer Website oder ihrer Itch.io-Seite zu kaufen. Denn wenn man will, geht es auch ganz ohne die Großkonzerne.

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