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Mortal Shell

Cold Symmetry

„Mortal Shell“ ist Dark Souls junior

Das Actionrollenspiel „Mortal Shell“ ist trotz verblüffender Ähnlichkeit weitaus mehr als nur ein frecher Epigone der japanischen Kultspielserie.

Von Rainer Sigl

Schweigsame Ritter in glänzenden Rüstungen, grässliche Monster, Schwertgeklirr - und 1000 Tode. Wer das Actionrollenspiel „Mortal Shell“ zum ersten Mal sieht, traut seinen Augen kaum, denn auf den ersten und auch zweiten Blick sieht es fast auf unverschämte Weise bis in kleinste Details genauso aus wie sein großes Vorbild: „Dark Souls“.

Das beginnt bei zentralen Spielmechaniken und zieht sich über die Dark-Fantasy-Atmosphäre bis hin zu Kleinigkeiten wie dem Ladebildschirm. Man braucht nicht drumherumreden: „Mortal Shell“ orientiert sich so stark an den Spielen von From Software, dass sich eigentlich nur die Frage stellt, ob das hier ein klonhafter Epigone oder eine übereifrige Hommage ist.

Same same, but different

Schon nach wenigen Spielminuten wird aber klar, dass das hier doch mehr ist als nur eine freche Kopie. Dafür sorgt schon die Hauptfigur: Die ist zu Beginn ein spindeldürres, schwachbrüstiges Albinowesen, kaum mehr als dünne Muskelfasern über einem Gerippe. Unser stummes Alter Ego hat aber die erstaunliche Fähigkeit, in die Körper gefallener Krieger zu schlüpfen. So kann der magische Parasit schon bald zwischen vier verschiedenen Körpern wechseln - sobald er sie einmal gefunden hat.

Die bringen unterschiedliche Fähigkeiten mit und erlauben so das Wechseln zwischen archetypischen Spielstilen: Da ist der riesige, aber langsame Haudrauf, der flinke Schurke, der Allrounder und ein Spezialist, der auf spezielle Kampfmanöver setzt. Zusätzlich finden wir insgesamt vier recht unterschiedliche Nahkampfwaffen und eine Fernwaffe, die ebenso unterschiedliche Kampfstile ermöglichen. Die Auswahl brauchen wir auch, denn das Überleben in „Mortal Shell“ ist schwer.

Mortal Shell

Cold Symmetry

Klein, aber ohoaaaargh!

Die Spielewelt lässt sich, wie in den Vorbildern, frei erforschen, doch überall stellen sich uns Gegner in den Weg. Der Nahkampf gegen sie ist das spielerische Zentrum von „Mortal Shell“, und er ist beeindruckend wuchtig ausgefallen. Dafür sorgen stimmige Soundeffekte ebenso wie Bildschirmwackeln und eine einschüchternde Gegnerschar.

„Mortal Shell“ remixt die „Dark Souls“-Schablone hier mit einer originellen Fähigkeit: Dank „Hardening“ kann ich mich auf Tastendruck für ein paar Sekunden versteinern lassen und so jeden Angriff abwehren; eine kleine Innovation, die die präzisen, methodischen Kämpfe aber erfrischend anders als im Vorbild werden lässt. Heilen kann ich mich hauptsächlich durch eine spezielle, genau getimte Parade; beim Tod geht’s wie gewohnt ohne Erfahrungspunkte zurück zum Anfang. Bis man die Feinheiten der Spielsysteme halbwegs durchschaut hat, vergehen schon ein, zwei Stunden, denn erklärt wird - der Tradition folgend - kaum etwas.

Mortal Shell

Cold Symmetry

Klasse statt Masse

„Mortal Shell“, entwickelt von Cold Symmetry und herausgegeben von Playstack, ist für Windows, PS4 und Xbox One erschienen.

„Mortal Shell“ ist eine beeindruckende Leistung, vor allem für ein Indie-Studio mit nur 15 Mitarbeitern. Mit begrenztem Budget haben sie ein Spiel erschaffen, das auf gewisse Weise, aber in viel kleinerem Maßstab durchaus mit seinem Vorbild „Dark Souls“ mithalten kann. Gespart wurde hier nicht an der Qualität, sondern am Umfang, und das recht clever, denn was fehlt, ist verschmerzbar: Ich darf meinen Charakter nicht frei entwickeln, sondern habe nur vier leicht variierbare Archetypen, und mit insgesamt fünf Waffen ist auch hier die Auswahl eng begrenzt. Auch ein Multiplayer-Part wurde ausgespart.

Trotz dieser Einschränkungen überzeugt „Mortal Shell“ aber mit großartiger Atmosphäre und interessantem Kampfsystem. Ja, dieses Spiel ist mehr als nur ein seelenloser Klon: Es ist eine absolut gelungene Hommage, die durchaus auf eigenen Beinen steht. Bis zum Remake von „Demon’s Souls“ oder dem nächsten offiziellen Spiel von Hidetaka Miyazaki wird man hier hervorragend unterhalten.

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