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„Weiyena - ein Heimatfilm“

Filmemacherin Weina Zhao erzählt in diesem eindrucksvollen Biopic ihre eigene Familiengeschichte, die unweigerlich mit der politischen Geschichte Chinas verwoben ist.

Von Christian Pausch

Von Mittwoch bis Sonntag findet in Freistadt in Oberösterreich das Filmfestival „Der neue Heimatfilm“ statt. Ein Film, der dort Österreichpremiere feiert, ist „Weiyena - ein Heimatfilm“ vom Wiener Regisseurinnen-Duo Weina Zhao und Judith Benedikt.

Persönliches Biopic

Filmemacherin Weina Zhao fungiert in dem Film nicht nur hinter der Kamera, sondern auch als Protagonistin und Erzähl-Stimme, ist es doch ihre eigene Familiengeschichte, die in „Weiyena“ erzählt wird. Doch nicht nur das, ganz nebenbei arbeitet der Film auch hundert Jahre chinesische Geschichte auf, aus der Sicht von Zhao und ihren Großeltern und Eltern.

Weina Zhao

Radio FM4 | Christian Pausch

Weina Zhao war im Februar in meiner Sendung zu „Corona Rassismus“ bei FM4 zu Gast.

Die väterlichen Großeltern aus dem Norden und die mütterlichen Großeltern aus dem Süden Chinas haben ganz andere Gräuel erlebt, obwohl sie zur selben Zeit im gleichen Land lebten. Die Geschichte Chinas und somit auch die der Familie ist eine von Entbehrungen und Qualen. Weinas Mutter war erst 12 Jahre alt, als ihre beiden Elternteile während der Kulturrevolution ins Gefängnis mussten. Vier Jahre lang muss sie alleine überleben, nur wenige Male durfte sie ihre Eltern besuchen, unter der Bedingung, ihnen ein Geständnis zu entlocken.

Besonders deutlich wird das Leid der chinesischen Bevölkerung auch beim Besuch im Heimatdorf der Großmutter väterlicherseits. Dort, im Haus, in dem sie aufgewachsen ist, erzählt die Großmutter von Vergewaltigung, Mord und Totschlag zu Zeiten der japanischen Besatzer. Wäre das Leben ihrer Oma ein Spielfilm, würde sie nach einer halben Stunde ausschalten, erzählt Weina aus dem Off. So brutal, so schrecklich sind die Dinge, die diese erleben musste.

„Erst während ich ihre Erzählung ins Deutsche übersetze, beginne ich die Gewalt, die sie erlitten hat, auch emotional zu verstehen. Ist Deutsch die Sprache, in der ich wirklich fühle?“

Weiyena Filmposter

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„Weiyena - ein Heimatfilm“ läuft beim Heimatfilmfestival in Freistadt am Freitag um 17:15 Uhr und am Samstag um 12:30 Uhr.

Immer wieder hinterfragt Weina Zhao die Beziehung zu ihren beiden Heimatländern, ihren beiden Sprachen und sie stellt auch die Frage danach, wodurch sich Identität bildet. Ist Blutsverwandschaft wichtiger oder die geographische Verortung? Was hat sie mehr geprägt?

Es gibt viel zu lernen in „Weiyena“ über politische Geschichte, aber auch über Traumata, Familiendynamiken und gelebte Erinnerung. Bei all den Informationen ist der Film vor allem da berührend, wo die Familie unbeschwert zusammen sitzt, miteinander kocht oder auch mal gemeinsam schweigt.

Heimat ist ein komplexes Thema, das wird in „Weiyena - ein Heimatfilm“ eindrucksvoll und sehr persönlich gezeigt.

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