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Katja Lenz / DPA / AFP

„Bowies Bücher“: Wie David Bowies Lieblingsbücher seine Texte prägten

Der Journalist John O’Connell hat in „Bowies Bücher“ eine Analyse der offiziellen Lieblings-Literaturliste von David Bowie geschrieben, in der er diese Bücher vorstellt und sie mit seinen Lyrics in Kontext bringt. Eine Möglichkeit, der Person David Bowie einen Hauch näher zu kommen.

Von David Pfister

Über vier Jahre ist es nun schon her, dass der vielleicht wichtigste Popstar des zwanzigsten Jahrhunderts starb. Ein Grund warum das Schaffen des Musikers so gehaltvoll und spannend ist, war Bowies Leidenschaft und Fantum für andere Kunst außer seiner eigenen. Neben einem umfangreichen Wissen um E- und U-Musik verarbeitete David Bowie auch vielerlei Impulse aus der bildenden Kunst, der Malerei und vor allem der Literatur.

2013 wurde im Londoner The Victoria & Albert Museum die Ausstellung „David Bowie Is“ gezeigt. Die Retrospektive seiner Karriere umfasste etwa fünfhundert Objekte aus seinem Privatarchiv wie etwa Kostüme oder Instrumente. Und eine Liste von hundert Büchern, die Bowie als die für ihn wichtigsten und prägendsten auserkoren hat.

Buchcover von "Bowies Bücher"

KiWi

„Bowies Bücher. Literatur, die sein Leben veränderte“ von John O’Connell ist in einer Übersetzung von Tino Hanekamp im Kiepenheuer & Witsch Verlag erschienen. Das Buch wurde humorvoll von Luis Paadin illustriert.

Nun ist mit John O’Connels „Bowies Bücher“ eine Analyse dieser Buchliste in Form eines kleinen Büchleins erschienen, welches die Bowie-Literatur vorstellt und mit seinen Liedern in einen Kontext bringt.

Inspiration für Musik und Texte

David Bowie hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass seine eigene Kunst aus Fragmenten, Impulsen und Ideen anderer gebaut war. Kaum hatte er beispielsweise in den Spätsiebzigern die elektronische deutsche Krautrock-Musik entdeckt, baute er diese Sounds nach, interpretierte sie aber mit seinem eigenwilligen und gleichzeitig eingängigen Sinn für Melodien. Ein anderes Beispiel: Für sein harsches Album „Outside“ aus dem Jahr 1995 umarmte er den Industrial Rock von Nine Inch Nails und verdaute ihn zu einem weiteren Tentakel der Bowie-Hydra.

Inhaltlich speiste Bowie die Poesie und Sinnhaftigkeit seiner Texte zu einem großen Teil aus der Weltliteratur.

Das berühmteste Beispiel ist da wohl der Dystopie-Klassiker „1984“ von George Orwell. 1974 wollte David Bowie das Buch in ein Musical verwandeln. Er bekam aber nicht die Rechte und so wurde daraus das Album „Diamond Dogs“.

Von Klassikern zu Pseudowissenschaft

Unter den einhundert Werken, die ihm am wichtigsten waren, sind Klassiker wie „Madame Bovary“ von Gustave Flaubert, „Lolita“ von Vladimir Nabokov oder „Die Gesänge des Maldoror“ von Lautréamont, erwartbare Schriftstellerinnen wie Jack Kerouac, Albert Camus oder Truman Capote, gleichzeitig aber auch obskurer Okkultismus und krude Pseudowissenschaft. Und auffällig viel Biografien und Historisches/Politisches/Wissenschaftliches.

Der Journalist John O’Connell hat zu jedem der hundert Bowie-Lielbingsbücher ein Kapitel geschrieben, welches das Buch vorstellt und den direkten Einfluss in Bowies Musik aufzeigt.

„Die Maschinensounds von Bowies Berlin-Alben und Iggy Pops „The Idiot“ sind durchdrungen vom Einfluss des Alfred Döblin Meisterwerks ‚Berlin Alexanderplatz‘, des deutschen Äquivalents des Ulyssses. […] Bowie dürfte die Übersetzung von James Joyce’ Freund Eugene Jolas gelesen haben, die Döblins Berlinerisch in trashigen amerikanischen Slang verwandelte und bei der Kritik weitgehend durchfiel.“

„Bowies Bücher“ ist einerseits eine großartige Möglichkeit neue Literatur kennenzulernen oder sich an sie wieder zu erinnern. Und andererseits hilft es, Bowies Lieder besser zu dechiffrieren und der Person Bowie einen Hauch näher zu kommen.

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