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Cloudelvis

Weird, weirder, Cloudelvis - Unser Austrian Act of the Day

Wie von einem anderen Stern ist das Trio Cloudelvis plötzlich in der österreichischen Musiklandschaft aufgetaucht. Die „Boygroup on Acid“ namens Cloudelvis ist unser Austrian Act of the Day.

von Alica Ouschan

Sphärische Elektro-Pop-Melodien, verzerrte Stimmen, ein aufwendig produziertes Musikvideo, das einen verstört und gleichzeitig fasziniert. Pinke Kapuzen, die ausschauen wie Cheerleader-Pompoms, ein weißer Riese mit silbernem Gesicht, der wirre Zeilen singt - mit diesem audiovisuellen Knall sind Cloudelvis vor zwei Wochen in der österreichsichen Musiklandschaft aufgetaucht.

Mit dem Musikvideo zu „Diamondring“ und der Geheimniskrämerei darum, wer sich hinter den Kapuzen verbrigt, haben Cloudelvis sofort für Aufsehen gesorgt. Angeblich handelt es sich bei den drei Künstlern nämlich um Musiker, die zuvor bereits mit anderen Musikprojekten unterschiedlicher Richtungen erfolgreich geworden sind und sich vor etwa anderthalb Jahren als Cloudelvis zusammenschlossen.

Es schien fast so, als wäre erstmal nicht mehr als das in Erfahrung zu bringen, denn Cloudelvis geben (natürlich!) auch keine Interviews. Die Rettung nahte, als es von Seitens des Labels Phat Penguin - wo beispielsweise auch Buntspecht und die FM4 Award Winner Anger angesiedelt sind - bekanntgegeben wurde, dass Cloudelvis einen Spokesman nominiert hat. Er sei ein guter Freund der Band und hätte sich bereit erklärt, ein Interview in deren Namen zu geben.

Das - auch wenn es das mit Abstand Weirdeste ist, was ich im Punkto Interviews bisher erlebt habe - konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Ich werde also vom Spokesman mit dem wundervollen (und ganz bestimmt echten) Namen „Donnie Diamond“ angeskyped und es beginnen die komischsten 20 Interview-Minuten meines Lebens.

And it only gets weirder...

Folgender Anblick offenbart sich mir: „Donnie Diamond“ sitzt flankiert von zwei der vermeintlichen, natürlich wie immer mit Pompom-Kapuzen maskierten, Cloudelvis-Dudes vor der Kamera und grinst mich mit sonnenbebrilltem Gesicht unter einer blonden Perücke an. „Ist das ihr ernst?“, schießt es mir durch den Kopf. „Na das kann ja mal was werden.“ In der Hoffnung, zumindest ein bisschen was aus diesem ominösen Spokesman, der angeblich aus Nashville, Tennessee kommt und mit einem der Cloudelvis Boys zur Schule gegangen ist, herauszukitzeln beginne ich mit meinen Fragen.

Skype Conference

FM4/Alica Ouschan

Mühsam ist die ganze Sache nicht nur, weil Donnie bei jeder Gelegenheit abschweift und mir lieber von sich und seinem Klarinettenunterricht oder seiner Karriere als Highschool-Cheerleader erzählt als mit sinnvollen Infos über die Band rauszurücken, sondern ich auch mehr und mehr das Gefühl bekomme, dass ich die ganze Sache einfach nicht so ganz ernst nehmen kann. Ich beschließe, das Beste draus zu machen und das Interview bis zum bitteren Ende durchzuziehen: Denn auch wenn diese Aktion absolut absurd und sehr lächerlich ist, zeigt sie doch Wirkung. Außerdem steh ich irgendwie auf die Comedy-Nummer. Und immerhin, wissen wir jetzt zumindest ein bisschen was über Cloudelvis (wobei ich natürlich nicht garantieren kann, dass Donnie mich nicht hin und wieder angeflunkert hat!).

Was wir über Cloudelvis wissen

Cloudelvis besteht aus drei Musikern, welche sich selbst die Künstlernamen „Grateful Daddy“, „Mad Buddah“ und „Bit Banger“ auferlegt haben. Ersterer sei mit Donnie Diamond zur Schule gegangen und hat - während Donnies Klarinetten Stunden - beim selben Musiklehrer Gitarrenunterricht genommen. Eine sehr kleine Gitarre sei es gewesen, sagt Donnie. Aber keine Ukulele.

Alle drei seien zuvor höchst erfolgreich mit anderen Musikprojekten unterwegs gewesen - Grateful Daddy hat mit seiner kleinen Gitarre als Straßenmusiker in Wien angefangen und liebt Blues, einer kommt aus der Hip Hop- und der dritte Bandmember aus der Elektro- und Clubszene. All das haben sie aber hingeschmissen, um Cloudelvis zu gründen, sagt Donnie.

Was ihre verschiedenen musikalischen Wurzeln verbindet, sei weniger die Musik an sich, sondern mehr der Vibe, die Gefühle, die sie vermitteln wollen: „It’s the feeling in the music - the feeling of change in blues and the feeling of freedom in electronic music... Cloudelvis music is a transportation to a place where we all are!“, sagt Donnie und lächelt verträumt, bevor er wieder abschweift.

Die pinken, Pompom-artigen Masken tragen Cloudelvis übrigens aus gesundheitlichen Gründen, um die Luft zu filtern. Was aber nix mit Corona zu tun hat, meint Donnie. Wobei es natürlich praktisch sei, beim Einkaufen, weil man die Maske schon auf und somit immer mit dabei hat. Als ich frage, ob die Identität der Bandmitglieder jemals enthüllt wird meint er, dass es dafür keinen Plan gibt. Nicht aber, weil sie ihre Identität nicht preisgeben wollen, sondern weil sie angeblich einfach keine haben. Aha. Näher erklären kann Donnie das aber nicht, es habe viel mit Mathematik zu tun und darin sei er immer schlecht gewesen, er mochte den Klarinettenunterricht viel lieber.

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Das Musikvideo zu „Diamondring“ ist übrigens laut Donnies Angaben genau so kostspielig gewesen, wie es ausschaut: „Billions and billions of dollars“ habe es gekostet. So viel, dass Mad Buddah in einer kleinen Box unter den Stiegen vor einem Kiosk hausen müsse. Die Erklärung für diese wirre Aussage lässt nicht lange auf sich warten. Als ich nach der passend gewählten Beschreibung „Boyband on Acid“ frage, erzählt mir Donnie, dass diese Bezeichnung enstanden ist, weil Cloudelvis eine Boyband ist, die - ja, er hat das wirklich so gesagt - immer on Acid ist.

Während des Interviews laufen im Hintergrund übrigens Menschen durch - Deko wird aufgehangen und wieder abgenommen, der Sinn dahinter erschließt sich mir nicht. Aber das tut er bei sehr wenigen Sachen, die in diesen 20 Minuten passieren und gesagt werden.

„Wave to everyone you see!“

Immerhin flüstert einer der beiden pink-maskierten Dudes im Hintergrund Donnie ins Ohr, dass wir sehr, sehr bald mehr Musik von Cloudelvis hören werden. Betonung auf sehr bald. Und nachdem Cloudelvis ihren großen Traum erfüllt haben und ein Konzert in einer Wüste gespielt haben, wird es auch Liveshows in Wien geben. Zum Abschied frage ich - wie bei jedem Interview - ob es noch was von Seiten der Band gibt, das sie loswerden wollen. Ja, meint Donnie. Cloudelvis sei es wichtig, dass wir aufeinander achten und allen Menschen zuwinken, denen wir begegnen. Verwirrt und zutiefst belustigt beende ich das Gespräch.

Mein Fazit zu der ganzen Sache lautet vermutlich wie folgt: Ich liebe lustige Aktionen, dementsprechend kann ich vor dieser erstklassig gemachten Inszenierung nur meinen imaginären Hut ziehen. Wie ernst oder nicht ernst man das erste Auftreten von Cloudelvis nehmen kann, bleibt abzuwarten. Fest steht, dass sie musikalisch mindestens so spannend sind wie als Gesamtkonzept, bei dem ich noch immer nicht so ganz weiß, was ich davon halten soll und darauf brenne zu erfahren, wer dahinter steckt. Und falls diese Form der Inszenierung wirklich ernst gemeint ist, bleibt ja zum Glück immer noch das Statement vom Spokesman, die Band sei quasi durchgehen auf LSD.

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