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The Killers

Anton Corbjin

„Imploding The Mirage“ heißt das 6. Album der Killers

Die Band aus der amerikanischen Spielhöllen-Wüstenstadt Las Vegas, The Killers, nennt ihr neues Album „Imploding The Mirage“. Die Killers und Vegas, eine Hass-Liebe, aber letztlich mit viel mehr Liebe als Hass. Türen auf für den evangelikalen Bombast einer Band, die in den frühen 00er Jahren den Gitarrenpop neu definierte.

von Eva Umbauer

Als Brandon Flowers Anfang der 00er Jahre auf eine Annonce von Dave Keuning antwortete, waren The Killers geboren. Dave erwähnte Oasis als wichtigen Einfluss, und weil man noch andere britische Bands gut fand - während in den USA gerade Nu-Metal regierte -, kamen Dave und Brandon rasch überein, eine Band zu gründen. Der Song „Mr. Brightside“ war geboren, und der Rest ist, wie man so schön sagt, Rock´n´Roll History.

Schade, dass Dave Keuning noch immer von den Killers pausiert. Er lebt mit seiner Familie in San Diego und konnte sich dann doch nicht aufraffen, bei „Imploding The Mirage“ mitzumachen.

Bandgeschichte

Bassist Mark Stoermer, ein gebürtiger Texaner, war im Alter von drei Jahren mit seiner Familie nach Las Vegas gekommen. Mark ist zwar dabei am neuen Killers-Album, wirkt aber dennoch etwas abwesend, aber vielleicht ist das ja auch nur, weil die aktuellen Interviews meist Brandon Flowers und Drummer Ronnie Vanucci miteinander absolvieren.

Wie The Killers live also nun aussehen könnten? Darüber müssen wir uns zur Zeit - leider - keine Sorgen machen. Konzerte zu spielen geht ja nicht, und schon gar nicht in großen Venues, wie The Killers das gewöhnlich tun. In dieser außergewöhnlichen Zeit ohne eine Tour konzentriert sich Killers-Sänger Brandon Flowers also zuallererst auf seine Familie - viel Zeit mit seiner Frau und den drei gemeinsamen Söhnen zu verbringen.

The Killers Albumcover "Imploding the mirage"

Olivia Bee

Schlagzeuger Ronnie Vannucci hingegen - er trommelt seit seinem sechsten Lebensjahr - ist heute auch schon einmal als Hochzeitsfotograf in Las Vegas tätig. Der Schlagzeuger der Killers fotografiert einen am sogenannten schönsten Tag seines Lebens, na wie cool ist das denn.

„If I don’t get out of this town, I might be the one who finally burns it down…“ - „Caution“, The Killers

Brandon Flowers hat mittlerweile Las Vegas verlassen, obwohl er die Stadt immer gerne mochte, aber weil seine Frau die Stadt nicht mehr aushielt, aufgrund von Ereignissen, die früh in ihrem Leben dort stattfanden. Brandon lebt mit seiner Familie jetzt wieder im Nachbarbundesstaat Utah, wo er geboren und aufgewachsen ist. In Salt Lake City, Utah ging Brandon Flowers - er gehört der christlichen Glaubensgemeinschaft der Mormonen an - auch zu seinem ersten Konzert. The Cure standen auf der Bühne - es wurde ein prägendes Erlebnis.

Der junge Brandon Flowers liebte englische Bands wie The Cure oder The Smiths, und David Bowie liebte er sowieso, aber auch amerikanische Rockmusik wie die von Bruce Springsteen. Dass er eine tolle Stimme besitzt und einmal Sänger werden würde, ein ikonischer Frontmann einer international richtig erfolgreichen Band, das wusste der stille junge Mann Brandon Flowers, der manchmal kurz zu sich selbst sang, damals noch nicht. Ok, er nahm ein paar Jahre lang Klavierunterricht, aber das tun viele, die später aktiv nichts mehr mit Musik zu tun haben.

The Killers Albumcover "Imploding the mirage"

Island/Universal

„Imloding the Mirage“ von The Killers ist bei Island/Universal erschienen.

Magic Show

„Imploding The Mirage“, der Titel des neuen Killers-Albums, bezieht sich auf jenes Hotel namens The Mirage, das sich am berühmten Las Vegas Strip befindet. The Mirage ist ein riesiges Resort im polynesischen Stil, das Ende der 1980er Jahre eröffnete und aus dem heutigen Erscheinungsbild der Stadt nicht mehr wegzudenken ist. Im Theatersaal des Mirage traten die aus Deutschland stämmigen „Magier“ Siegfried & Roy jahrelang mit ihren weißen Tigern auf.

Auch die Mitglieder der Killers gingen einmal zu einer dieser Shows. Die Tiere sind heute, zum Glück, in Pension, im „Secret Garden“ des Mirage. Tiere gehören auf keine Bühne, Bands hingegen schon.

Was wären die Musikbühnen ohne The Killers in all den Jahren gewesen. Las Vegas selbst hatte nie wirklich eine Musik-Szene, im Gegensatz zu US-Städten wie Detroit, Seattle, das texanische Austin, oder New York und L.A. sowieso. Aber den Killers folgte dann eine weitere Las-Vegas-Band: Imagine Dragons.

Im bittersüß-nostalgischen Albumtitel-Song „Imploding The Mirage“ - der Track erinnert an die US-Band The Cars - singt Brandon Flowers: „I was a timid Rockwellian boy, she was tattooed and ready to deploy, gave me reservation and the like, but she could be the dangerous type, but I threw caution ’cause something about that yin and the yang“, und weiter heisst es im Songtext: „While you were out there, chewing on fat for probable cause, I let go, while you were out there weighing odds I was imploding the Mirage“. Ein Song für seine Frau.

„Reach for the summit of an ancient design, on the verge of eternal, on the heels of divine“ - „When The Dreams Run Dry“, The Killers

Von „golden shackles“ singt Brandon Flowers, von goldenen Handschellen, von „lightning fields of love“ oder einfach nur vom Durchhalten: „We´re a dying breed, we are running towards a place where we´ll walk as one“, heisst es evangelikal anmutend in „Dying Breed“, einem Stück, das an die deutsche Krautrock-Ära erinnert, an Stücke wie „Moonshake“ der Band Can, und tatsächlich einen gesampelten Beat aus einem Stück der Krautrockband Neu enthält.

Piano, Gospel & Funkrock

Ein wenig Funkrock gibt es am neuen Killers-Album - „Fire In Bone“, aber in die Disco geht die Band diesmal nicht, im Gegensatz zu ihrem letzten Album, dem von Stuart Price produzierten „Wonderful, Wonderful“.

Der Song „Lightning Fields“ hat ein anmutiges Piano, und einen riesengroßen Gospelrefrain. „Blowback“ hat eindringliche Akustikgitarren, „Caution“ hat unbändige Kraft, erinnert an U2 und ist jener Song am neuen Killers-Album, auf dem Lindsey Buckingham Gitarre spielt. Lindsey ist der Gitarrist der großen englisch/amerikanischen Band Fleetwood Mac. Die Killers haben ihn quasi einfach angerufen, und er kam und machte sein Ding.

„Mirage after mirage, crawling back into your arms“ - „My God“, The Killers

Bei „My God“ gastiert die kalifornische Songschreiberin Natalie Mering aka Weyes Blood. Beim wunderschönen „Lightning Fields“ singt die Kanadierin KD Lang mit - die Alternative-Country-Künstlerin ist seit den frühen 1990er Jahren in Nordamerika ein Star. „Press your face against mine, take the car out for a drive“, singt Brandon Flowers. Los geht´s, wir sausen den Las Vegas Strip runter, wir blenden alles aus, und ums Klima scheren wir uns auch mal nicht.

Aber eigentlich geht es im berührenden „Lightning Fields“ um die verstorbene Mutter von Brandon Flowers, und was er anders machen würde, wäre sie noch am Leben, aber dann spricht seine Mutter zu ihm, mit der Stimme von KD Lang, und gibt ihm ihre Absolution.

„We just follow the moon to the stars, to the sun“, singt Brandon Flowers im hymnischen „When The Dreams Run Dry“.

Das sehnsuchtsvolle „Running Towards A Place“ schrieben die Killers zusammen mit dem Kalifornier Ariel Rechtshaid (We Are Scientists, Haim, etc). „Give me a song that I can sing", singt Brandon Flowers“, in „Running Towards A Place“.

Ewig und göttlich?

Vier der Songs von „Imploding The Mirage“ wurden vom Australier Alex Cameron co-geschrieben, er war ja schon am letzten Album der Band dabei. Produziert wurde „Imploding The Mirage“ vom Kanadier Shawn Everett. Er machte schon Studioarbeit für die Alabama Shakes, Julian Casablancas von den Strokes oder auch für die US-Band The War On Drugs, dessen Mastermind, Adam Granduciel, konnte dann auch für einen Gastauftritt am neuen Killers-Album gewonnen werden. Als zweiter Produzent von „Imploding The Mirage“ fungiert der US-Musiker Jonathan Rado, den Musikliebhaber*innen von seiner Band Foxygen kennen.

„Imploding The Mirage“ - on the verge of eternal, on the heels of divine? Die Killers ewig und göttlich. Ganz so weit wollen wir nicht gehen, aber knapp daran sind die Killers.

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