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Bildschirmfoto aus dem Computerspiel "Rogue Legacy 2"

Cellar Door Games

Game

In „Rogue Legacy 2“ wählen wir unsere Nachfolger mit Bedacht

In diesem Game stirbt man oft, doch das macht nichts: Mit Hilfe einer starken Familie und eines stabilen Stammbaums arbeiten wir uns im Gruselschloss immer weiter nach vorne.

Von Robert Glashüttner

Videospiele haben eine immerwährende Besonderheit, die gleichzeitig die größte Herausforderung ist: die Interaktivität. Jeder Mensch ist anders und so gibt es auch ganz viele Herangehensweisen an Games. Manche Leute sind schnell und behände. Andere spielen lieber langsamer und tun sich mit bestimmten Geschicklichkeitsaufgaben schwerer, sind aber schlauer beim Kombinieren, und so weiter.

Dieser Heterogenität wird man als Gamedesigner*in relativ einfach gerecht, indem man sein Game so anlegt, dass es nur für eine bestimmte Zielgruppe gedacht ist. Viel schwieriger ist es, sein Computerspiel zugänglich und interessant für möglichst viele Zielgruppen zu machen: Anfänger*innen ebenso wie Gaming-Profis, Genre-Expertinnen ebenso wie Einsteiger. Ein aktuelles Game, das diese Balance sehr gut meistert, ist das brillante „Fall Guys“ (FM4 hat berichtet). Aber auch in Spielegattungen, wo man es weniger vermuten würde, ist zugängliches, oder besser gesagt: freundliches Design möglich.

Nach dem Tod wähle ich einen würdigen Nachfolger

Vor sieben Jahren ist ein auf den ersten Blick eher unscheinbares Game namens „Rogue Legacy“ erschienen, das einen Ritter im Retrolook in ein Gruselschloss geschickt hat. Es war ein klassisches Jump’n’Run, allerdings ziemlich herausfordernd. Der Clou: Nach jedem Bildschirmtod konnte man sich aussuchen, wer seiner virtuell dahingeschiedenen Figur nachfolgt. Wichtig waren dabei nicht nur Klasse (Magier, Barbar, etc.) und individuelle Fähigkeiten, sondern auch negative oder zumindest sonderbare Effekte wie Kleinwüchsigkeit, schlechte Sehkraft oder Schwindelgefühl, was dazu führt, dass das Bild um 180 Grad gedreht wird. Bereits erspielte Erfolge waren permanent und haben die folgenden Versuche einfacher gemacht.

„Rogue Legacy 2“ ist in einer Frühversion (Early Access) für Windows erschienen.

„Rogue Legacy“ wurde zu einem Überraschungshit, ist allerdings visuell nicht allzu gut gealtert. Wenn man es heute spielt, wirkt es wie ein durchschnittliches Indiegame aus den frühen 2000er Jahren - was schade ist und die innovative und sympathische Spielmechanik teilweise in den Schatten stellt. Nun ist aber die einfache Lösung veröffentlicht worden: ein wesentlich besser aussehendes Sequel! „Rogue Legacy 2“ ist aktuell in einer Frühversion spielbar und - obwohl inhaltlich sehr ähnlich zum Originalspiel - die perfekte Gelegenheit für jene, die Teil 1 nicht kennen, mal reinzuspielen.

Bildschirmfoto aus dem Computerspiel "Rogue Legacy 2"

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Eine Familie, die Kraft und Erfahrung sammelt

Es ist erfreulich, wie rasch man in „Rogue Legacy 2“ zu ersten Erfolgen kommt, obwohl man schnell und oft scheitert. Das ist der Spagat, den das Game meistert: Gute Spieler*innen können zwar schnell und geschickt durchs (zufällig generierte) Schloss laufen und sich souverän durch die ziemlich toughen Monster schnetzeln. Doch auch, wenn man anfangs noch mit den Geschicklichkeitsaufgaben überfordert ist, hat man davor und danach immer Zeit, neue Fähigkeiten, Klassen, Besonderheiten und natürlich auch Waffen, Gegenstände und andere Hilfsmittel freizuschalten. Zeitlimit gibt es sowieso keines: Wir können also sowohl bei unseren Aufenthalten im Gruselschloss jeden Schritt in Ruhe planen und uns später auch mit Muße überlegen, in welche Upgrades wir unser frisch erbeutetes Gold stecken wollen.

Ein bisschen schade ist, dass man „Rogue Legacy 2“ - so, wie den Vorgänger - nur alleine spielen kann. Ein Multiplayer-Modus hätte dem zweiten Teil einen zusätzlichen Anreiz verliehen. Doch auch in der aktuellen Frühversion ist das Game ebenso reizvoll wie amüsant. Die vielen Charakterzüge und Eigenschaften, die den normalen Spielfluss mit kuriosen Besonderheiten durchmischen, sorgen für Überraschungen und können manchmal auch zu unseren Gunsten genutzt werden. Keine Frage: Auch legasthenische, farbenblinde Hypochonder-Figuren können mit Leidenschaft und Geduld obsiegen!

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