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Cross Cult

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George Takeis Kindheit im Internierungslager

Als Hikaru Sulu vom Raumschiff Enterprise wurde George Takei weltberühmt. Heute folgen ihm Millionen Menschen auf Social Media und er nutzt die Öffentlichkeit, um sich für Themen einzusetzen, die ihm wichtig sind, und um über einen Teil der US-amerikanischen Geschichte aufzuklären, der sein eigenes Leben maßgeblich geprägt hat: die Internierung von Japano-Amerikanern nach Pearl Harbour.

Von Conny Lee

Am 7. Dezember 1941 wird Pearl Harbour von der japanischen Luftwaffe angegriffen. Am nächsten Tag erklären die USA Japan den Krieg. Menschen japanischer Herkunft werden von da an in den Medien und der Öffentlichkeit als potentielle Verräter und Staatsfeinde angesehen. Es herrscht eine aufgeheizte und feindselige Stimmung, die auch George Takei und seine Familie, die damals in Los Angeles lebt, zu spüren bekommen.

Bild aus They called us enemy

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1942 dann erlässt Präsident Franklin Delano Roosevelt die sogenannte “Durchführungsverordnung (Executive Order) 9066”, die es dem Militär ermöglicht, Japano-Amerikaner, die an der Westküste lebten, in Zügen zu Internierungslagern abzutransportieren. Es gibt keinen Prozess, keine Geschworenen, die Betroffenen müssen alles, was sie sich aufgebaut haben, zurücklassen und können nur mitnehmen, was in ihre Koffer passt. Und das allein deswegen, weil sie japanischer Abstammung sind.

bild aus They called us enemy

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120.000 Japano-Amerikaner wurden in Internierungscamps gebracht. George Takei war damals fünf Jahre alt. Seine Eltern wurden mit ihm und seinen zwei Geschwistern ins Camp Rohwer nach Arkansas gebracht. Dort lebten sie zu fünft in einem einzelnen Raum.

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„They called us enemy“ von George Takei, Justin Eisinger und Steven Scott, illustriert von Harmony Becker, aus dem Englischen übersetzt von Christian Langhagen, auf Deutsch erschienen bei Cross Cult

In der Graphic Novel „They called us enemy“ erzählt George Takei von den Jahren seiner Kindheit, die er und seine Familie in Internierungslagern verbracht haben. Er erzählt davon, wie seine Eltern versuchten, die Situation für die Kinder so gut wie möglich zu gestalten, wie seine Mutter zum Beispiel bunte Teppiche aus Stoffresten knüpfte, um den Wohncontainer etwas wohnlicher zu machen. Oder wie sein Vater den Glauben an gelebte Demokratie nicht verlor und nicht verbittert wurde, obwohl er so ungerecht von der US-amerikanischen Regierung behandelt worden war, ihm alles genommen und er mit seiner Familie als Staatsfeind in Lager gesperrt wurde.

George Takei beschreibt aber auch, wie er die Umstände aus der Perspektive eines Kindes wahrgenommen hat und vieles einfach als gegeben hinnahm. Das Internierungscamp wurde für ihn und seine Geschwister ein neues Zuhause.

Den Text hat George Takei gemeinsam mit den Autoren Justin Eisinger und Steven Scott verfasst, die beide Erfahrung mit dem Schreiben für Comics haben. Die Manga-ähnlichen Illustrationen in Schwarz-Weiß stammen von Harmony Becker.

Der Hauptteil der Geschichte dreht sich um die Zeit im Lager, das Comic blickt aber auch auf die Zeit danach, als Takeis Familie wieder Fuß fassen und sich ein neues Leben aufbauen musste. Es erzählt von den Anfängen als Schauspieler und seinem ersten Vorsprechen bei Gene Roddenberry, der ihm die Rolle seines Lebens als Mr. Sulu geben sollte.

Bild aus They called us enemy

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Immer wieder springt die Erzählung ins Heute, wo George Takei als Schauspieler und Aktivist in der Öffentlichkeit steht. Die Erzählform von „They called us enemy“ ist ambivalent: Einerseits werden die himmelschreienden Ungerechtigkeiten beleuchtet, die Japano-Amerikaner damals widerfahren sind, andererseits beschreibt Takei auch schöne Erinnerungen, die er als Kind, allen Umständen zum Trotz, erlebt hat.

Das Comic zieht auch Parallelen zu aktuellen Entwicklungen, wie zum Beispiel die Lager an der Grenze der USA zu Mexiko, wo die Trump-regierung Erwachsene und Kinder festsetzte. „They called us enemy“ von George Takei ist ein Comic über US-amerikanische Geschichte und warum es so wichtig ist, nicht zu vergessen, sondern aus der Vergangenheit zu lernen.

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