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Wasteland 3

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Eiskalte Endzeit in „Wasteland 3“

In der postapokalyptischen Zukunft des SF-Rollenspiels „Wasteland 3“ läuft ein klassisches Rollenspielgenre zur neuen Hochform auf.

Von Rainer Sigl

Schlimmer geht immer, auch wenn man es angesichts der Gegenwart kaum glauben mag: Irgendwann in 100 Jahren liegen die USA in Trümmern, es herrschen Chaos und Gewalt. Bitter verfeindete Fraktionen liegen in dauerndem Konflikt, es geht um Politik, Bürgerrechte und das blanke Überleben. Das Rollenspiel „Wasteland 3“ spielt in einem alternativen Amerika, das Ende der Achtzigerjahre einen globalen Atomkrieg gegen die Sowjetunion geführt hat.

In der brutalen Science-Fiction-Dystopie kämpfe ich mit einem Trupp schwer bewaffneter Ranger in einem eisigen Colorado gegen Banditen, mörderische Clowns, kommunistische Roboter und einen Kult, der eine Künstliche Intelligenz nach dem Vorbild Ronald Reagans verehrt. Schon diese Kurzbeschreibung macht klar, dass die Vereinigten Staaten nach dem großen Knall noch ein ganzes Stück bizarrer geworden sind.

Charakterköpfe im Überlebenskampf

Später im Spiel bin ich maximal zu sechst unterwegs, zu Beginn darf ich mir zwei vorgefertigte Spielfiguren aussuchen. Zur Auswahl gibt es etwa zwei durchgeknallte Punks, einen mörderischen Vater mit seiner listigen Tochter, eine Söldnerin und ihre Schülerin und noch ein paar andere Charakterköpfe. Alternativ darf ich mir genregemäß natürlich meine Helden auch selbst erstellen und sie im weiteren Spielverlauf zu einzigartigen Persönlichkeiten entwickeln.

Überhaupt lässt „Wasteland 3“ in klassischer Rollenspieltradition viele Freiheiten: Fast jede Situation lässt sich je nach Fähigkeiten meiner Figuren auf unterschiedliche Weise lösen - auch wenn trotzdem oft die Waffen sprechen. Wie ich mich verhalte, wirkt sich dabei immer auf das weitere Spiel aus. Für die Vielzahl möglicher Handlungsoptionen sorgen viele Spezialisierungen, Talente und bestimmte „Perks“, die von banalen Fähigkeiten wie Erste Hilfe bis hin zu exotisch-bizarren wie „Toaster-Reparatur“, „Sadomasochismus“ und „betrunkenes Kung Fu“ reichen.

Wasteland 3

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Ein „Fallout“ wie früher

Das klingt ein wenig vertraut? Kein Wunder, immerhin gibt es seit Jahren ja bereits einen großen Platzhirsch im Subgenre „postnukleares Rollenspiel mit schwarzem Humor“, und zwar die „Fallout“-Reihe. Wer „Wasteland 3“ hier Epigonentum vorwirft, verkennt aber die Games-Geschichte: Schon 1988 erschien mit „Wasteland“ das allererste Rollenspiel mit genau diesen Merkmalen, und „Fallout 1“ ist dessen direkter Nachfolger. 2014, also schlappe 26 Jahre später, kam mit „Wasteland 2“ ein Kickstarter-finanzierter „offizieller“ zweiter Teil heraus, Nummer drei macht nun alles noch eine Spur besser, größer und abwechslungsreicher und ist de facto genau die Art Spiel, der Fans der ersten „Fallout“-Teile seit Jahren nachtrauern.

Schon seit Bethesdas „Fallout 3“, doch ganz besonders seit „Fallout 76“ wird die nostalgische Sehnsucht nach den klassischen Tugenden der ersten Rollenspiele übermächtig - so sehr, dass via Kickstarter nun eben der reanimierte Urahn des „Originals“ zurück zu den Wurzeln gehen kann.

„Wasteland 3“, entwickelt von inXIle Entertainment und vertrieben von Deep Silver, ist für Windows, Mac, Linux, PlayStation 4 und Xbox One erschienen.

Mit Erfolg: „Wasteland 3“ ist ein klassisches, sehr umfangreiches Rollenspiel, das große Freiheiten und eine komplexe Spielewelt mit interessanten Bewohnern bietet. Neben den rundenweise ablaufenden taktischen Kämpfen stehen die vielen Gespräche und Entscheidungen im Mittelpunkt, die das postapokalyptische Colorado auf die eine oder andere Art prägen. Auch deshalb lohnt es sich, dieses gelungene Spiel mehrmals zu spielen, bis zu einem von mehreren möglichen Enden.

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