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Elderbrook

Elderbrook

Elderbrook, der außergewöhnliche Elektroniker

Der Brite Alex Kotz alias Elderbrook ließ sich lange Zeit für sein erstes komplettes Album. Bisher kennen wir den Electronic-Musiker von Minialben, einzelnen Tracks oder Kollaborationen mit anderen Künstler*innen. Auf „Why Do We Shake In The Cold?“ zeigt Elderbrook nicht nur seine ganze musikalische Bandbreite, sondern auch, welch sensibler Geschichtenerzähler er ist.

Von Eva Umbauer

Alexander „Elderbrook“ Kotz ist Multi-Instrumentalist, Producer, Sänger und Songwriter. Elderbrook ist ein feinsinniger Electronic-Music-Storyteller. Im Alter von vierzehn Jahren begann Alex Kotz zusammen mit Freunden von der Schule in einer Gitarrenpopband zu spielen. Die Gruppe wollte ein wenig wie ein Mix aus Kings Of Leon, den Strokes und den Arctic Monkeys klingen.

Singen wollte Alex Kotz immer schon, und weil es ein paar seiner Freunde „cool“ fanden, Gitarre zu lernen, tat er das auch. Von der ersten Minute an wollte er nun Songs schreiben.

„I really loved indie guitar pop“

Mit 19 begann Alex Kotz als Indie-Folk-Singer/Songwriter, ein wenig wie Mumford And Sons. Erst als Alex Student an der Universität wurde - der Bath Spa University in Südwestengland, wo es viele kreative Kurse gab -, entdeckte er elektronische Musik für sich.

Alex war nun alt genug, um in Clubs gehen zu dürfen. Was er dort spürte, sagt Alex Kotz, „enlightened me to the world of dance.“ Vorher liebte er seinen Indie-Folk, und ganz ist diese Liebe nie erloschen: „What still stays with me from my indie-folk days is, I guess, the voice . The way I sing is still kind of indie, maybe a little bit folky, but now it’s just with the electronic backing.“

Plattencover von Elederbrooks "Why Do We Shake In The Cold"

Big Beat Records/Parlophone/Warner

„Why Do We Shake In The Cold?“ ist am 18.9. bei Big Beat Records/Parlophone/Warner erschienen.

Anfangs tat sich Alex Kotz als One-Man-Band Elderbrook nicht leicht. Er wusste erst nicht genau, wie er die elektronische Musik anpacken könnte, er war es gewohnt, einfach „nur“ zu singen und Gitarre zu spielen. Aber dieses Ausprobieren machte den Sound von Elderbrook nur noch interessanter.

Das Elderbrook-Album „Why Do We Shake In The Dark?" bezieht viele Aspekte seiner musikalischen Bandbreite ein, seine Vergangenkeit und seine Gegenwart: „Sonically, the album brings my sound back to a more indie/alternative world than I’ve been in a while. Still taking my love of electronic music but mixing it together with music styles I started with and that I’ve always been inspired by.“

Alex „Elderbrook“ Kotz nahm sich viel Zeit für sein Debütalbum, das nun endlich erschienen ist, weil, wie er im FM4-Interview sagt, er erst den Sound finden musste, den er genau haben wollte für das Album.

Sehr persönliche Geschichten

Elderbrook hat ein Gespür, moderne elektronische Musik zu erschaffen, die eine gewisse Beseelthat hat, die sich mit einfühlsamen und introspektiven Themen wie etwa Identität befasst. in „My House“, einer der Singles vom Album, geht es um das Thema „bigger, better“, immer mehr haben zu wollen, aber auch um „my own experience with childhood and not fitting in.“

Der Song „Next December“ ist ebenfalls ein sehr persönliches Stück. Alex Kotz war mit seiner Freundin auf Reisen, als er sie bat, seine Frau zu werden: Nächsten Dezember, so hoffte er, würde seine Freundin dann schon seine Frau sein.

Musikalisch ist dieser Track interessant, weil er ganz ohne Synthies auskommt, auch ohne Schlagzeug, überhaupt ohne Instrumente, sondern nur aus seiner Stimme und einem Vocoder besteht, jenem Gerät - oder Software - mit dem eine Sprechstimme über Tasten polyphon modifiziert werden kann, sodass sie wie ein künstlicher Chor klingt.

Viele Freunde, viel Anerkennung

Eine Grammy-Nominierung - für „Cola“ zusammen mit dem britischen Duo Camelphat - und weitere Nominierungen für Musikpreise, Tourneen mit Jungle, Bonobo oder Friendly Fires und Kollaborationen mit Camelphat, Diplo oder Rudimental haben Elderbrook einen hervorragenden Ruf als facettenreiches, riesengroßes Talent eingebracht, das eben auch mühelos unterschiedlichste Genres verarbeitet.​

Alex Kotz arbeitet gerne mit anderen Musiker*innen zusammen. Es ermöglicht ihm, die musikalische Welt anderer zu betreten, mehr zu experimentieren, Dinge zu machen, die er in den Tracks von Elderbrook so nicht machen würde. Er empfindet das Zusammenarbeiten als eine Art von Freiheit, die Zügel, sozusagen, lockerer zu lassen als er es als Elderbrook tun würde.

Menschen brauchen Menschen

Der Albumtitel, „Why Do We Shake In The Cold“, also „Warum zittern wir in der Kälte?“ handelt von „the importance of human connection“, wie Alex Kotz im Interview sagt. Er vertritt die Theorie, dass wir rein wissenschaftlich betrachtet in der Kälte zittern, um durch die Reibung unseren Körper aufzuwärmen. Was er sich jedoch vorstellt ist, dass Menschen vielleicht deshalb zittern, um anderen zu zeigen, dass sie sie brauchen.

„The album title is about people needing people. The idea that we shake in the cold to let other people know that we need them close. Though I’m not sure this is a scientifically valid theory, the idea is something that I love. That we show we are sad to let others know we need them. That’s why I named the album after Elderbrook’s theory of humanity and shaking. A lot of this album explores themes that are based around people needing people and I couldn’t think of anything more perfect.“

Das ist ein schönes Sinnieren des Künstlers Elderbrook. Lassen wir ihn weiter sinnieren, etwa im Text zum Track „My House“, einer der Singles aus seinem Album.

„The song focuses on how a lot of people, if not most, always want the next bigger, better thing. Never being happy with what they’ve got. The other side to the lyrics of this song is that a lot of people never stop acting like children; ‚my house is bigger than your house‘ ‚I know you are but what am I‘ and the whole ‚I want‘ culture. Another theme running through is my own experience with childhood and not fitting in anywhere.“

Alex Kotz wählte seinen - wie er sagt, etwas nach Lord Of The Rings klingenden - Künstlernamen Elderbrook, als er gerade fernschaute: eine Comedy, wo der US-Comedian Reggie Watts mit aufgesetztem britischem Akzent sagte: „Now introducing the very lovely and talented Lady Elderbrook!“ Das Wort „elderbrook“ klingt auch poetisch: „elder“ ist der Flieder, der Hollunder, und „brook“ der Bach, ein kleiner Fluss. Elderbrook lebt nicht direkt in London, sondern außerhalb der Stadt. Die Natur ist ihm wichtig.

Urbaner Natur-Fan

Das FM4-Interview via Telefon absolviert Elderbrook aus einer einsamen Hütte irgendwo am Land in England, wo er die absolute Stille genießt, bevor er sich wieder in seinem Studio „einschließt“. Solange bis es die Situation mit Corona wieder zulässt, Konzerte zu spielen.

Am liebsten würde Elderbrook kleine Acoustic-Auftritte machen. Zurück zu seinen Wurzeln, als er sich selbst die Gitarre beibrachte und Songs zu schreiben begann, lange bevor Alex „Elderbrook“ Kotz um die Welt sauste, von einem Festivalauftritt zum nächsten. Jetzt ist gerade alles anders. Elderbrook kann damit zum Glück - den Umständen entsprechend - ganz gut umgehen.

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