FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

High Fidelity

Hulu/Starzplay

Lässige Melancholie in der Neuauflage von „High Fidelity“

Nach dem Film aus dem Jahr 2000 wird der Kultroman „High Fidelity“ des britischen Autors Nick Hornby zur zehnteiligen Serie. Die Serie zelebriert Popkultur und zeigt Zoë Kravitz in der mit Melancholie überladenden Story.

Von Philipp Emberger

Kevin Bannister, Kat Monroe, Simon Miller, Justin Kitt, Russell „Mac“ McCormack. Das sind die fünf Namen der Top-5-Heartbreak-Liste. Säuberlich kuratiert von der Protagonistin Rob. Ja, richtig – Protagonistin, denn Rob heißt zwar immer noch Rob, aber Rob steht jetzt für Robyn und sie ist in der Serienversion von „High Fidelity“ eine schwarze bisexuelle Frau, gespielt von Zoë Kravitz (deren Mutter Lisa Bonet schon im Film eine Rolle gespielt hat). Das ist aber nicht die einzige Änderung in der Neuauflage. Der wenig gewinnbringende Plattenladen steht nun, anders als im Buch bzw. in der Serie, nicht mehr in London oder Chicago, sondern ist im hippen New York City angesiedelt.

Die Änderungen sind aber eher nur auf den organistorischen Rahmen der Serie beschränkt. Die Grundthematik ist gleich gelieben. Zu Sinead O’Connors „Nothing Compares to you“ weint die melancholische Plattenladenbesitzerin Rob dem verloren gegangenen Traummann Mac, Nummer 5 auf der Top5-Heartbreak-Liste, hinterher. Nachdem es in der Beziehung gekriselt hat, zieht er aus der gemeinsamen Wohnung aus und verabschiedet sich nach London. Ein Jahr später ist Rob über die Beziehung immer noch nicht hinweg und erzählt die vierte Wand durchbrechend von der Trennung und dem Liebeskummer.

High Fidelity

Hulu/Starzplay

Nur um Mac wenig später auf der Straße zu begegnen, denn Mac ist zurück aus London und wohnt wieder in New York City. Das ist Auslöser genug für Rob, um fortan nervig selbstbemitleidend durch die 10 Folgen der Serie zu stolpern und rauszufinden, wieso ihre Beziehungen immer in die Brüche gehen. Welch Glück, dass es die Top5-Liste gibt und Rob in weiterer Folge ihre Exen abklappern kann, um semi-therapeutische Beziehungsgespräche zu führen. Am Ende bleibt dann die Erkenntnis, dass es vielleicht doch nicht an ihr, sondern an allen anderen liegt.

High Fidelity

Hulu/Starzplay

v.l.n.r. Cherise (Da’Vine Joy Randolph), Simon (David H. Holmes) & Rob (Zoë Kravitz)

High Fidelity

Hulu/Starzplay

„High Fidelity“ ist zu sehen im Starzplay-Channel auf Amazon Prime.

Ode an die Popkultur

Auch in der Serienversion müssen die zwei besten Freund*innen, Simon und Cherise, Robs Gejammer ertragen. Simons Homosexualität hat ihn auf Nummer 3 der Top5-Heartbreak-Liste bugsiert und er arbeitet ebenso wie Cherise mit Rob im Geschäft. Die energiegeladene Cherise wird fabelhaft gespielt von Da’Vine Joy Randolph und ist das erfrischende Highlight der Serie. Zu „Come on Eileen“ tanzt sie durch den Plattenladen und versprüht dabei so viel Lebensfreude, dass sie zur Sympathiefigur wird und Rob phasenweise den Rang abläuft. Denn Hauptfigur Rob ist mit ihren Secondhandklamotten so lässig, dass man ihr die Melancholie in den zahlreichen Monologen nicht wirklich abnimmt.

Die Szenen im Plattenladen gehören zu den wunderbaren Momenten, die die Serie liefert. Immer der passende Soundtrack im Ohr, beispielsweise wenn Rob eine Wie-gewinne-ich-meinen-Ex-zurück-Playlist erstellt. Hier wird Popkultur gefeiert und das ist zu sehen, zu hören und zu spüren. „High Fidelity“ ist immer noch eine große Zelebrierung von Popkultur. Jede Folge ist mit Songs vollgeladen und der Plattenladen in Brooklyn ist ein popkultureller Begegnungs- und Diskussionsort. Über Michael Jacksons als Person wird dabei ebenso debattiert wie über die mentalen Probleme von Kanye West.

Semi gelungener Modernisierungsversuch

Mit seinen Romanen zählt Nick Hornby zweifelsohne zu einem der einflussreichsten Schriftsteller der Popliteratur. Neben „High Fidelity“ schrieb er etwa „About a Boy“ oder „Fever Pitch“. Über eine Million Exemplare wurden von „High Fidelity“ verkauft.

2000 wurde sein Roman „High Fidelity“ bereits verfilmt – mit John Cusack in der Hauptrolle. Der war von der Idee der Serie alles andere als begeistert. Als die Pläne bekannt wurden, twitterte der Schauspieler „Of course - they want to brand their thing with our thing- they’ll fuck it up“.

Die beiden Serienschöpferinnen Sarah Kucserka und Veronica West geben sich Mühe, die Charaktere und Handlungen ins Jahr 2020 zu bringen. Nummer 2 auf der Top-5-Heartbreak-Liste, Kat Monroe, ist beispielsweise eine nervige Instagram-Influencerin und Nummer 4, Justin Kitt, ein gescheiteter Stand-Up-Comedian. Leider bleibt der Modernisierungsversuch aber zu oberflächlich und der Handlung merkt man den Ursprung aus dem letzten Jahrtausend phasenweise an. Zudem verlassen sich die Macher*innen etwas zu sehr auf den lässigen Look der Serie. Viele Backsteinwände alleine retten keine schwachen Drehbücher.

High Fidelity

Hulu/Starzplay

Ivanna Sakhno spielt Influencerin Kat Monroe, #2 der Top-5-Heartbreak-Liste

Superfans werden sich in der Serienversion wohl sofort zurechtfinden und bekommen in der schicken Serie zwar Nostalgie-Gefühle, aber leider wird das Gefühl von der nicht sonderlich spannenden Handlung überlagert. Zoë Kravitz als mühelos coole Rob wäre wohl ein Grund in einer Top-5-Liste von Gründen, warum es sich lohnt, die Serie anzuschauen. Ob sich aber fünf Gründe finden lassen? Schwierig.

mehr Film:

Aktuell: