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Schüler*innen und Lehrer*innen der BHAK Wien 10

Radio FM4 / Melissa Erhardt

Schulbesuch in der BHAK Wien 10: Wie funktioniert Schule in Zeiten von Corona?

Die Schule hat in ganz Österreich wieder angefangen und die Schüler*innen sind zurück in ihren Klassen. Gleichzeitig steigen aber die Coronazahlen wieder stark an. Kann unter solchen Umständen ein normaler Schulalltag stattfinden? In der BHAK BHAS Wien 10 ist man zuversichtlich.

Von Melissa Erhardt

„Wenn Sie fertig sind, kommen sie wieder zu mir und melden sich ab. Tut mir leid, aber das ist das neue Gesetz“. In der BHAK und BHAS Wien 10 hält der Portier ganz genau fest, wann externe Personen die Schule betreten. Am Eingang stehen Desinfektionsmittel und Masken bereit. Außerhalb der eigenen Klassenräume herrscht strenge Maskenpflicht – und tatsächlich sieht man kaum eine*n Schüler*in ohne Mundnasenschutz in den Gängen.

Schülerinnen der BHAK BHAS Wien 10

Radio FM4 / Melissa Erhardt

Schülerinnen Nevena, Bensu und Larissa

Anstecken kann man sich überall

In den Klassen an der BHAK Wien 10 sind die Fenster momentan fast durchgehend zum Lüften geöffnet. Außerdem gibt es einen strengeren Sitzplan: „Jeder hat sich einen Sitzplan gemacht, damit wir immer gleich sitzen bleiben, auch wenn wir Klasse wechseln“, erklärt Schülerin Edina. Bei Verdachtsfällen kann so leichter verfolgt werden, wer eventuell auch betroffen sein könnte.

Solange es aber kein positives Testergebnis gibt, müssen auch die Sitznachbar*innen der Verdachtsfälle weiterhin zur Schule gehen. Professorin der BHAK BHAS Wien 10, Diana Daschütz: „Die Verdachtsfälle rufen in der Früh an und bleiben zuhause. Sie werden getestet, aber die Sitznachbarn nicht.“ Insgesamt scheint dieses System gut zu funktionieren, zumindest bisher. Die Schüler*innen fühlen sich sicher: „Wir achten auf den Abstand, in den Pausen tragen wir alle Masken. Anstecken kann ich mich auch draußen auf der Straße oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln, nicht nur in der Schule“, so Schülerin Belma aus der Aufbauklasse.

Schüler*innen und Lehrer*innen der BHAK Wien 10

Radio FM4 / Melissa Erhardt

ProfessorInnen Diana Daschütz, Sebastian Polak-Jacob, Susanne Schmolly und Adam Widera

Wo geht konzentrieren besser?

Die Schüler*innen sind auf jeden Fall froh, wieder an der Schule zu sein. „Mir ist nicht so langweilig wie zuhause, hier hab’ ich meinen Sitznachbarn und wir können wieder auf einer persönlichen Ebene kommunizieren. Dafür bin ich leichter abgelenkt, weil wir manchmal Blödsinn machen“, sagt Schüler Dani. Andere sehen das mit der Konzentration ganz anders. Zhina und Basmala zum Beispiel. „Es ist viel besser in der Schule zu sein, weil man hier viel mehr voranbringt. Zuhause wird man viel leichter abgelenkt, vom Handy, den Geschwistern und den Eltern“, erklärt Zhina.

Basmala war während des Lockdowns mit ihren vier Geschwistern und den Eltern zuhause: „Ich hab kein eigenes Zimmer, aber jeder hatte was zu tun und unsere Eltern haben versucht, uns diese Atmosphäre zu verschaffen, um lernen zu können. Es war trotzdem schwer, weil ich zum Beispiel meinem kleinen Bruder helfen musste beim Lernen.“ Für Basmala ist es deswegen eine Erleichterung, wieder in der Schule zu sein. Auch dass sie ihre Mitschüler*innen wieder sieht, macht sie glücklich: „Zuhause ist man stundenlang vor dem PC gesessen. Jetzt kann man wieder in Gruppen zusammenarbeiten. Das ist eine Erleichterung.“

Schüler*innen und Lehrer*innen der BHAK Wien 10

Radio FM4 / Melissa Erhardt

Schülerinnen Basmala, Edina und Alexandrina

Bildung muss man sich leisten können

Die Corona-Krise hat eine längst überfällige Debatte über das österreichische Schulsystem ausgelöst. Aufstiegschancen haben meist nur Schüler*innen aus bildungsnahen Familien, die zuhause mit Unterstützung von ihren Eltern rechnen können, heißt es in Melisa Erkurt’s neuem Buch Generation Haram. Direktor der BHAK BHAS Wien 10, Jörg Hopfgartner, stimmt dieser Aussage zu:

„Es ist ein Unterschied, ob ein Kind auf der Dachterrasse mit mehreren Endgeräten von beiden Elternteilen bei der Erarbeitung der Inhalte unterstützt wird, oder ob man als eins von mehreren Kindern in einer sehr kleinen Wohnung seinen pädagogischen Aufgaben nachkommen muss.“

An der BHAK BHAS Wien 10 hat man versucht, mit Leihgeräten des Elternvereins und der Stadt Wien nachzuhelfen. Jetzt müsse man langsam versuchen, alle Schüler*innen wieder auf den gleichen Stand zurückzuholen.

Direktor Jörg Hopfgartner

Radio FM4 / Melissa Erhardt

Direktor Jörg Hopfgartner

Nur 15 Minuten

Die digitale Struktur, die während des Distance Learnings aufgebaut wurde, wird von den Professor*innen parallel weitergeführt: „Alle Arbeitszettel, die ich in der Schule austeile, sind auch digital auf MS Teams aufrufbar. So können Schüler*innen, die wegen Corona-Verdacht zuhause sitzen, parallel mitarbeiten“, sagt Professorin Susanne Schmolly. Bei einer Ampelschaltung auf orange oder rot ist für die Sekundarstufe zwei, zu der die BHAK BHAS Wien 10 zählt, Distance Learning vorgesehen. Ist das der Fall, bräuchte es laut Direktor Hopfgartner lediglich 15 Minuten, um alle 1.800 betroffenen Personen wieder auf den Fernunterricht umzustellen. Er hofft aber, dass es nicht so weit kommt.

FM4 Auf Laut: Wie funktioniert Schule in Zeiten von Corona?

Masken, Unterricht auf Abstand, verschärfte Hygienemaßnahmen, eingeschränkter Schulbetrieb: Der Schulbeginn verläuft Corona-bedingt ungewohnt. Doch nicht nur neue Regeln und Unsicherheiten prägen den Schulalltag. Durch die Schulschließungen der vergangenen Monate ist der Leistungsdruck gestiegen, versäumter Stoff muss nachgeholt werden. Digitale Lernangebote, die nun verstärkt zum Einsatz kommen, erreichen Kinder aus benachteiligten Familien nur begrenzt; es mangelt an ausreichend Arbeitsplatz, Internet, Computer und Betreuung beim Lernen. Herkunftsbedingte Unterschiede haben sich durch Distance-Learning und Homeschooling erneut vergrößert.

Wie wirkt sich der neue Schulalltag auf Schüler*innen und Lehrende aus? Wie steht es um die Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder und Jugendlichen? Brauchen wir eine neue Schule? Claudia Unterweger diskutiert in FM4 Auf Laut mit Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike, Buchautorin Melisa Erkurt („Generation Haram“), Schüler*innen und FM4-Hörer*innen. Am Dienstag, 15.9., ab 21 Uhr.​

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