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Jan Böhmermann

obs/ZDFneo/BEN KNABE

Jan Böhmermann druckt das Internet aus

Für sein neues Twittertagebuch „Gefolgt von niemandem, dem du folgst“ hat Jan Böhmermann sich durch die vergangenen 11 Jahre seiner Tweets geackert und eine Auswahl davon abgedruckt. Entstanden ist eine chronikale Kommentierung der Weltlage. Worauf er besonders Wert legt, hat er uns im Interview verraten.

Von Alex Wagner

Es ist etwas ruhig um den deutschen Satiriker und Comedian Jan Böhmermann geworden. Die letzte Ausgabe seiner Late Night Show „ZDF Neo Magazin Royale“ lief im Dezember des Vorjahres, sein Podcast „Fest & Flauschig“, den er gemeinsam mit Olli Schulz aufnimmt, war in der Sommerpause. Eine Kreativpause, wie es einst Harald Schmidt, Ex-Chef von Jan Böhmermann, bezeichnete, will es aber keine gewesen sein. Derzeit laufen sämtliche Vorbereitungen für Böhmermanns neue Late Night Show im ZDF Hauptprogramm. „ZDF Magazin Royale“ wird sie heißen, die ab 6. November jeden Freitag ab 23 Uhr nach der „Heute Show“ ausgestrahlt wird - mit Hilfe aus Österreich. Journalistin Hanna Herbst wird neue Chefin vom Dienst beim „ZDF Magazin Royale“, man darf also davon ausgehen, dass auch die neue Late Night Show wieder politisch wird.

Und dann hat Jan Böhmermann auch noch ein neues Buch herausgebracht. „Gefolgt von niemandem, dem du folgst“ ist eine Auswahl der Tweets und Diskussionen der letzten elf Jahre seiner Twitterkarriere mit mittlerweile 2,2 Millionen Followern. Wobei er die Tweets lieber als Aphorismen bezeichnen möchte. Sicherheitshalber hat Jan Böhmermann alle Tweets von 2009 bis Mitte 2020 auf seinem Twitter-Kanal gelöscht, Fragmente davon lassen sich nur noch im Buch vorfinden. Damit die Gags und die Kommentare zur Lage der Welt auch im Rückblick noch verstanden werden können, ist das Buch gespickt mit allerlei Fußnoten. Witze, die man erklären muss, sind ja bekanntlich nicht immer die besten, dennoch ist Jan Böhmermann mit seinem neuen Buch ein durchaus spannendes Medienexperiment gelungen: eine subjektive Kommentierung politischer Ereignisse, eine Chronik der vergangenen 11 Jahre inklusive Shitstorms, der Lust am Sticheln, am Streit - oder einfach nur belanglose Essens-Tweets. Und was wäre Böhmermann ohne Skandal? So wollte er vom Herausgeber der FAZ wissen, warum sein Interview nicht abgedruckt wurde...

Interview mit Jan Böhmermann

Zum Anfang: Könntest du bitte völlig ohne Zusammenhang jemanden dissen, damit ich meine Clickbait-Überschrift zusammen bekomme, also ohne viel zu erklären?

Der ORF ist wirklich ein piefiger Scheiß-Sender. Ganz ehrlich, ich weiß gar nicht, warum es den überhaupt noch gibt.

Da muss ich leider aus medienrechtlichen Gründen dazu sagen, dass ich mich von dieser Aussage dieses Komikers hier distanzieren muss. (Eine Anspielung auf diesen Vorfall hier)

(Lacht) Ja, aus medienrechtlichen Gründen und auch, um die eigene Karriere nicht zu beschädigen. Obwohl ich glaube, dass es inzwischen ja selbst beim ORF zum guten Ton gehört, wenn man so ein kleines bisschen an der Sinnhaftigkeit der eigenen Institution zweifelt, damit man den Rechten keine Angriffsfläche bietet. Liebe Grüße an Herrn Wrabetz.

Für dein neuestes Buch hast du das Internet ausgedruckt - besser gesagt ausgewählte Tweets und Diskussionen deines Twitter-Kanals @janboehm. „Gefolgt von niemanden, dem du folgst. Twittertagebuch 2009 – 2020“ heißt das. Wie viel Arbeit war dieses Buch?

Na ja, weil das nicht so einfach ist, da zum einen auszuwählen und zum anderen das Material aus der Timeline herauszubekommen, war das tatsächlich – als ich will jetzt nicht jammern - aber es war schon eine Menge Arbeit und nicht nur für mich, sondern da haben auch mein privates und berufliches Umfeld viel damit zu tun gehabt, weil das natürlich ein bisschen Mühe ist, diesen ganzen Inhalts-Schwall der letzten elf Jahre zu ordnen und in eine neue Form zu bringen. Ich habe im Dezember 2018 angefangen, und mit dem Vorwort bin ich im Juni 2020 fertig geworden.

Wie hast du denn ausgewählt, welche Tweets es in das Buch schaffen und welche nicht?

Buchcover von Jan Böhmermanns Twittertagebuch "Gefolgt von niemandem, dem du folgst"

Kiepenheuer & Witsch

„Gefolgt von niemandem, dem du folgst. Twittertagebuch 2009-2020“ von Jan Böhmermann ist bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.

Es ist eine repräsentative Auswahl dessen, was da so gewesen ist. Erstmal habe ich alle Werbe-Scheiße rausgeholt. Also alles, was wirklich totale, belanglose Kacke ist, wie „Guckt euch hier mal diesen lustigen Beitrag an“, oder auch Dinge mit Bezug zu Promotion, das will ja keiner lesen. Aber dann hab ich schon natürlich auch eine Menge Kacke drin gelassen, weil der Sinn der ganzen Geschichte ist, sich den Inhalt, den man sonst so in die Timeline schmeißt, nochmal neu vorzuhalten, um zu schauen, was ich da gemacht habe und was insgesamt eigentlich passiert ist. Und das hat erstaunlich gut funktioniert, also das Medium zu brechen. Twitter, das ist ja eben sehr flüchtig. Und das Material in ein neues Medium zu gießen, das schafft den nötigen Abstand, um so ein paar Dinge einzuordnen. Zum einen das Medium einzuordnen. Zum anderen aber auch, sich auf die Spur nach der Antwort auf die Frage zu begeben: „Was ist eigentlich in den letzten elf Jahren passiert?“

Was ist denn in den letzten elf Jahren alles passiert? Wie hat sich denn deine Beziehung zu Twitter verändert?

Naja, erstmal ist der Medienwandel, den man so abstrakt vor 15 oder 20 Jahren angekündigt bekommen hat, dann doch deutlich spürbar. Es ist so eine Art neue Öffentlichkeit entstanden, vor der auch so etablierte Medien wie der ORF oder klassische Zeitungen oder Radiosender sich jetzt nicht mehr wegducken können. Und zum anderen muss man sagen, dass Dinge, die in der Welt Gewissheiten schienen, gar keine Gewissheiten waren und einfach sich in Luft aufgelöst haben. Dass das Geländer, an dem man glaubte, sich festhalten zu können, einfach anfing zu wackeln. Das ist, glaube ich, fast eine erschreckende Erkenntnis, der man am Ende nur noch mit Humor begegnen kann, weil es ist wirklich unglaublich viel passiert. Unglaublich viel ist ins Wanken geraten. Und am Ende dieser letzten elf Jahre – das ist ja jetzt so ein virtueller Zwischenstopp, den ich jetzt mit diesem Buch gesetzt habe - weiß ich überhaupt nicht, wie es jetzt weitergeht. Ist das jetzt eine Entwicklung, die nicht mehr aufzuhalten ist, oder kriegt man da irgendwie noch die Kurve? (Anmerkung: Jan Böhmermann fordert im Buch mehrmals „Google verstaatlichen, Facebook enteignen und Twitter regulieren“)

Für mich ist das Internet ja immer noch Neuland, um es mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel zu sagen. Es sind in den letzten Jahren glaube ich mehr Hater auf Twitter gekommen. Gleichzeitig ist Twitter aber auch als Plattform wichtiger geworden, weil mehr Meinungsführer*innen dabei sind. Und trotzdem ist Twitter immer irgendwie in der eigenen Bubble geblieben. In Österreich ist Twitter noch viel bubbliger als in Deutschland. Jemand wie Armin Wolf, Anchor der ZiB 2, hat etwas weniger als 450.000 Follower. Ein Jan Böhmermann hat 2,2 Millionen. Es hat sich schon auch mit der Plattform einiges geändert in den letzten Jahren, oder?

Natürlich kann man immer sagen, das ist eine Bubble. Aber wenn der wichtigste Nachrichtenmoderator des Landes 450.000 Follower hat in einem Land mit acht Millionen, ist das natürlich schon ganz erheblich viel. Das sind genau die fünf Prozent, die eben auch in Deutschland bei Twitter sind. Und diese fünf Prozent, die sich bei Twitter aufhalten. Das ist ja kein Medium für jederman, wo man die neuesten Kinderfotos von einem entfernten Cousin zugeschickt bekommt, wie bei Instagram oder Facebook, sondern das ist eine Plattform, wo Menschen sich Positionen um die Ohren schmeißen. Und die Leute, die auf Twitter sind - da gibt es eben eine erschreckend große Übereinstimmung mit den wenigen Menschen, die auch ein Land leiten oder in einem Land administrativ tätig sind. In Österreich sind ja auch nicht acht Millionen Leute in Führungspositionen oder leiten Verlage oder Sendeanstalten, sondern es sind wenige Menschen. Und diese wenigen Menschen, die das im echten Leben tun, sind zu einem hohen Prozentsatz, einem viel höheren Prozentsatz als so Otto-Normalverbraucher bei Twitter. Und das macht den Reiz der Plattform aus. Wenn du bei Twitter guckst, was da passiert, dann hast du eine ganz gute Ahnung davon, was auch im wirklichen Leben passiert. Und wenn du es bei Twitter schaffst, deine Positionen unter die Leute zu bringen, dann sind die auch im echten Leben bei den Leuten angekommen, die über die Welt bestimmen.

Wenn du es bei Twitter schaffst, deine Positionen unter die Leute zu bringen, dann sind die auch im echten Leben bei den Leuten angekommen, die über die Welt bestimmen.

Was im Buch fehlt sind die Likes und Shares deiner Tweets, die wurden nicht abgedruckt. Warum?

Weil es natürlich völlig egal ist, die Qualität eines Tweets misst sich nicht an der Reichweite oder der Quantität von Likes. Und das ist vor allem auch eine Sache, die, wenn ich das jetzt nicht alles gelöscht hätte, was in dem Buch ist, sich auch ständig entwickelt. Auch Tweets können Jahre später, die da erstmal mit zehn Likes rumdümpeln, auf einmal zu voller Blüte werden. Oder ein Tweet, der im Moment des Absenders sofort 20.000 Retweets bekommen hat, kann zwei Jahre später im Licht der Veränderung der Welt gesehen, dann auf einmal zu einem schlechten Tweet werden. Und deswegen darf man, wenn man so ein Buch zusammenstellt, nicht Verbreitung als Maßstab nehmen. Ich würde sogar fast das Wort Tweet vermeiden, wenn man da jetzt mal so die klassischen literarischen Formen nimmt: Aphorismen oder Gedichte oder Gedanken. Tagebucheinträge kann man ja auch dazu sagen, die im Grunde genommen im Moment des Absendens völlig belanglos sind und die erst dann so richtig Spaß machen, wenn man sie entkoppelt von der Reichweite und dem Medium. Das ist ja der Job des Buchs, und ich glaube, deswegen sind die Likes unwichtig. Braucht man nicht.

Hast du trotzdem eine Ahnung, was dein erfolgreichster Tweet war?

Ja, aber das ist geheim.

Viele bezeichnen dich als eine Art moralischen Anker in der Gesellschaft. Jemand, der sagt, was richtig und was falsch läuft. Kannst du dem irgendwas abgewinnen?

Nein, kann ich überhaupt nicht, weil ich natürlich nur das sage, was ich denke, was richtig ist. Und wenn Leute das dann als Orientierung nehmen, ist das nicht mein Problem. Ich sage auch ganz oft Sachen, die ich für richtig halte, die sich im Nachhinein nicht als richtig herausgestellt haben und wo es sogar fast fahrlässig war, das öffentlich zu behaupten. Das ist übrigens auch einer der Gründe, sich dieses Material wieder vorzuhalten und aus dem Medium zu ziehen: eine gewisse Distanz zu schaffen und alles das, was ich so von mir gebe, mal etwas ruhiger zu beurteilen und auf den Tisch zu legen. Du machst manchmal Dinge im Affekt im Internet - das kennt ja jeder, egal ob du bei Facebook, Instagram oder bei Twitter oder bei TikTok bist. Du machst Sachen, die du in dem Moment, wo du es veröffentlichst, wo du auf Senden drückst, für richtig hälst. Und es stellt sich dann manchmal auch schon im Moment des Sendens raus: „Ah scheiße, jetzt habe ich es abgeschickt“. Und wenn dann Leute das dann irgendwie überinterpretieren oder mir eine Rolle zuschreiben, die ich mir nicht ausgesucht habe, gehe ich damit vielleicht irgendwann pragmatisch um, aber ich nehme das nicht so gerne an.

Ein Kollege meinte kurz vor dem Gespräch zu mir, Jan Böhmermann sei doch der kontrollierteste Mensch überhaupt. Da ist doch alles, was veröffentlicht wird, rechtssicher und niet- und nagelfest. Da sei doch diese Spontanität oder dass man sich mal von einem schnellen Medium wie Twitter berauschen ließe gar nicht gegeben. Ich hab dagegen gehalten.

Vielen Dank. Da kann sich der Kollege auch gerne mal mit meinen Anwälten unterhalten, die das ähnlich sehen, dass das natürlich alles nicht nur beherrscht ist, und ich kann an dieser Stelle nur für jeden, der das glaubt und der allgemein auch sich in irgendeiner Art und Weise zu dem, was ich so mache, irgendwie verhält, ob er das scheiße findet oder gut, einfach nur empfehlen, das Buch zu kaufen. Wem das komplett egal ist, was ich mache, der kann sich auch das Buch erstmal kaufen und dann überlegen, ob er sich das anguckt oder nicht. Ich wäre sehr dankbar, und der Verlag würde sich auch freuen.

Bekommt man eigentlich einen Tennisarm, wenn man Tweets der letzten elf Jahre löschen muss, wahrscheinlich sogar noch händisch?

Nur wenn man währenddessen masturbiert.

Das Ganze ist auch ein juristisches Experiment, um wieder auf die Frage zu kommen, wie kontrolliert man eigentlich ist?

Was ich nicht gewusst habe - und ich verfolge dich schon sehr lange - ist, dass Kai Diekmann den Namen „Neo Magazin“ als erster geleakt hat.

Ja, das war mir auch neu. Kai Diekmann ist der ehemalige Chefredakteur der Bild Zeitung. Was macht er jetzt eigentlich? Warum ist er nicht mehr Chefredakteur? Ja, das ist tatsächlich so. Es gibt ohnehin so einige Erkenntnisse, auch gerade aus den frühen Jahren, wo ich mich dann in irgendwelche im Nachhinein für die Beteiligten recht verfänglichen Gespräche habe verwickeln lassen oder auch Leute darin verwickelt habe, die inzwischen in höchsten Staatsämtern sind zum Beispiel. Und das Buch ist alleine auch deshalb spannend, weil meine Timeline natürlich nur ein roter Faden ist. Es sind auch viele Gedanken und Wortfetzen und auch wirklich furchtbare Dinge von anderen Personen da drin. Das Ganze ist auch ein juristisches Experiment, um wieder auf die Frage zu kommen, wie kontrolliert man eigentlich ist. Natürlich sind da Sachen drin - ich will da jetzt nicht näher darauf eingehen, um da keine schlafenden Hunde zu wecken - aber ich kann nur allen empfehlen, sich recht schnell um das Buch zu bemühen, weil ich nicht weiß, wie lange das noch in dieser Form in den Läden liegen darf und ob man da nicht irgendwann eventuell mal eine zweite Edition, in der ein paar Dinge fehlen, veröffentlichen muss. Diese Sachen, die man ins Internet schreibt, das geht ja nicht nur mir so, sondern allen anderen auch, die vergisst man irgendwann, und dieses Buch holt Sachen wieder zurück aus der Kloake von Stellen, wo die Leute, die sie geschrieben haben, gedacht haben, dass sie dort für immer bleiben, tun sie aber nicht.

Da sind zum Beispiel rechte Hetzer drinnen, die eindeutig fremdenfeindliche, rassistische Äußerungen tätigen, dich auf Twitter sehr kritisieren – habt ihr da bei jedem Einzelnen nachgeprüft, ob ihr das abdrucken dürft?

Dazu möchte ich mich nicht äußern. Es gibt auch diverse österreichische Lokalpolitiker zum Beispiel, die sich inzwischen weiter engagiert haben in der Politik. Die Prominenten sowieso, die sind ja auch drin, aber auch nicht prominente Leute aus der zweiten und dritten Reihe, die inzwischen - wie formuliere ich es am galantesten? – die, ich sage mal, einem gefallenen österreichischen Politik-Star, der jetzt wieder ein hoffnungsvolles Comeback versucht, bei dieser Aktion unterstützen - auch die tauchen im Buch auf. Da habe ich extra noch mal gesagt, ne, das müssen wir drin lassen, weil der ist inzwischen so wahnsinnig und versucht, in Wien nochmal irgendwie mitzuhelfen, dass der HC noch einmal seinen zweiten, dritten Frühling erlebt. Ich bin total gespannt, wie die auf die Wiedervorlage ihres Schwachsinns reagieren.

Das Buch wirkt auch ein bisschen wie deine persönliche Autobiografie der letzten elf Jahre. Beginnt jetzt ein neuer Abschnitt für dich, für einen Jan Böhmermann? Was will denn ein Jan Böhmermann noch erreichen?

Das ist fast wie eine Fußballer-Frage. Ich tue mich schwer damit, Fragen zu beantworten, wo ich selber in dritter Person angesprochen werde. Es ist ein bisschen so als hätte ich mir einen Rucksack voll mit Ziegelsteinen gepackt, wäre damit zur Weser gelaufen, meinem Heimatfluss, an dem ich aufgewachsen bin, und hätte ihn einfach da rein geschmissen. Es ist so ein bisschen Ballast abwerfen, tatsächlich, aber auch ein bisschen einem Notwendigkeitsgefühl folgen. Was jetzt noch kommt, weiß ich nicht. Das kann alles schnell anders und schön und aufregend werden. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass man da jetzt nicht große Prognosen wagen sollte. Irgendwas zwischen mega-geil und super Scheiße wird es wohl sein.

Manchmal haue ich Tweets raus, wo ich auch noch paar Stunden später denke: Jan, besser geht’s nicht!
Meistens aber leider nicht :(

Was auf alle Fälle folgen wird: Im November gehst du mit einer neuen Show im ZDF an den Start. Aus dem ehemaligen „Neo Magazin Royale“ wird das „ZDF Magazin Royale“. Seit Tagen postet ihr auf Social-Media-Kanälen schon Fotos von Gerhard Löwenthal, dem Moderator des ZDF Magazins der 70er und 80er Jahre. Wird alles anders bei euch? Oder gibt es sogar eine Rückbesinnung auf die Anfangstage des Neo Magazins? Das erste Opening Theme eurer Show war ja auch ein Remix des Openers vom ZDF Magazins von Konstantin Gropper.

Ja, genau. Der Kreis schließt sich. The Circle of Life (singt König der Löwen). Der Kreis des Lebens schließt sich. Das Neo Magazin wird jetzt endlich zu dem, was es eigentlich immer war, nämlich der Neuauflage oder der Weiterführung des ZDF Magazins – auch programmatisch möchte ich neue Wege gehen. Ich werde in Zukunft die starke rechte Stimme des ZDF sein, weil das ist, was ein Media Outlet heutzutage braucht: eine starke rechte Stimme, die die Menschen, die Welt mal einordnet und dabei wirklich aus jeder Pore überzeugter Antikommunismus quillt. Und das ist das, was Löwenthal ausgemacht hat: reaktionäres Westfernsehen mit einer ordentlichen Portion Antikommunismus, eine starke rechte Stimme, und da habe ich jetzt in Absprache mit dem Sender die Erlaubnis bekommen, das weiterzuführen.

Und über die Landesgrenzen rüberfunken.

Sowieso. Obwohl Österreich braucht ja keine starke rechte Stimme, sondern mal eine starke Stimme der Vernunft. Da kann ich natürlich nicht helfen. Da muss Österreich selber mal sehen, ob sich da jemand herausbildet, der das schafft. Wie alt ist Basti eigentlich inzwischen? Ist der schon 30 geworden, euer Bundeskanzler? Ja, 30 ist er schon, ne?

Österreich braucht keine starke rechte Stimme, sondern mal eine starke Stimme der Vernunft.

Als er Bundeskanzler wurde, war er 31. Heute ist er 34 Jahre alt.

Ah, das ist total super mit Sebastian Kurz und der ÖVP. Die haben da so eine Art von, ja fast sowas sympathisch Lukaschenko-artiges. So eine Art von Demokratur, mit der man sich irgendwie arrangiert. Und anders als bei diesem Amerikaner oder bei Lukaschenko hat ja Sebastian Kurz den großen biologischen Vorteil: Das kann noch 40 Jahre so weitergehen. Und Österreich ist glaube ich bereit dafür, für so eine Art von - jetzt nicht Diktatur, sondern eher so eine Demokratie von Bastis Gnaden. Er macht solange Demokratie, solange es geht. Und wenn dann irgendwann die 4 nicht mehr vorne steht beim ÖVP-Wahlergebnis, dann wird er irgendwann nervös und dann muss das Bundesheer ein bisschen helfen oder das Innenministerium oder sowas. Ich schau wirklich total gerne auf zu Österreich. Das ist schön. Ich hoffe es geht noch viele Jahre so weiter. Ich hoffe, viele Jahre darf Sebastian Kurz das noch machen. Solange die Bild-Zeitung ihn lässt, würde ich sagen.

Aber ich muss nochmal auf das neue ZDF Magazin Royale zurückkommen. Der ZDF Programmchef hat gemeint, es gäbe jetzt mehr Erklärstücke und monothematische Aufdeckergeschichten, also wie zum Beispiel beim Globuli-Stück. Wandelt das ZDF Magazin Royale auf den Spuren von John Oliver?

Ich kann mich zu den Inhalten der Sendung überhaupt nicht äußern. Zum einen, weil die überhaupt nicht feststehen. Und ich weiß auch gar nicht, was dieser angebliche Herr – wie war noch sein Name, Volker Herres? - ich hab diesen Herrn noch nie gesehen, kenne ihn auch nicht und möchte mich in aller Form davon distanzieren, was jetzt hier an Inhalten schon vorher preisgegeben wird. Die Sendung wird wie alles irgendwie zwischen gut und nicht so gut changieren, und das Team ist das gleiche, wir bleiben im gleichen Studio. Wir haben ein bisschen mehr Luft und ein bisschen mehr Freiheit. Das ist tatsächlich so. Und natürlich ist es auch was anderes in Zukunft im Hauptprogramm, im großen ZDF stattzufinden. Also jetzt nicht mehr nur als Wiederholung, sondern wirklich in der Erstausstrahlung, das merkt man schon. Es ist ein bisschen was anderes. Und die linearen Fernsehzuschauer, die waren bei ZDF Neo ja jetzt eher so im mittleren sechsstelligen Bereich.

Ohne Mediathek.

Ja, genau. In Zukunft werden wir da im Fernsehen schon im Millionenbereich anfangen und dann den Saal stilvoll leer spielen, was wir ganz gut gelernt haben in den letzten Jahren.

Das Team bleibt wirklich das Gleiche? Also Autorinnen und Autoren kommen mit in die neue UFE Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld-Produktionsfirma, weg von der btf, die bisher deine Late Night Show gemacht hat?

Wie die Strukturen jetzt genau aussehen, wie da die Firmen heißen, auch da kann ich nichts zu sagen. Aber das letzte Mal, dass ich im Büro war, waren die gleichen Leute da, wie vor den Sommerferien oder der langen Pause. Entsprechend wird das wohl so sein.

Und das ZDF will sich da nicht mehr Einfluss auf euer Magazin über die gemeinsame Firma verschaffen?

Das können die ja ruhig mal versuchen, dann gibt’s was in die Fresse.

Du hast angekündigt mit David Schalko gemeinsam an einem Film zu arbeiten über das Ibiza Video, das die türkisblaue Regierung zu Fall gebracht hat. Gibt’s da irgendwelche Neuigkeiten oder war das alles Schmäh?

Vielleicht gibt es Neuigkeiten, vielleicht gibt’s auch keine Neuigkeiten. Also ich kann da jetzt nicht hier - Was ist das denn jetzt hier? Ich kann ja jetzt nicht diese ganzen schönen Sachen. Ähm. Nee, das weiß ich nicht. Ich hab keine Ahnung. Ich weiß nicht, ob es etwas Neues gibt. Aber was mich interessieren würde, ist ob HC Strache in Wien wohnt oder nicht? Das ist ja total unklar. Ist das denn juristisch erlaubt, dass man Bürgermeister von Wien werden möchte, wenn man gar nicht in Wien lebt. Naja, das sind Sachen, die mich interessieren. Aber da konnte mir auch noch keiner eine Antwort darauf geben.

Laut der Justiz ja, er darf antreten.

Ja, liebe Grüße. Aber ich kann zu einigen Dingen leider nichts sagen. Alles sehr geheim.

Eine Frage, die in eine ähnliche Richtung schlägt, hätte ich da aber noch: Der Ibiza-Untersuchungsausschuss hat (Anmerkung: bis vor kurzem) immer noch nicht das ganze Video bekommen.

(Lacht) Ja! Das ist total geil. Wie kann das denn sein? Ich glaube, das ist eine schöne Taktik, dass der Ibiza-Untersuchungsausschuss sich vor allen Dingen damit beschäftigt, das ganze Video sich zu organisieren und gar nicht so sehr darüber reden muss, worum es eigentlich geht in dem Video. Weil es da einige politische Kräfte gibt in Österreich, die da keinen Bock drauf haben, dass man sich damit auseinandersetzt, was da eigentlich zu sehen ist. Das Video lässt sich doch bestimmt organisieren, irgendwoher. Zur Not wären die Leute glaube ich derart ungeläutert, dass man einfach relativ easy Neues drehen könnte und die Inhalte ziemlich gleich wären, die da irgendwie im Suff vor irgendwelchen schönen Frauen ausgebreitete würden. Die Leute sind derart unbeeindruckt und sich ihrer Sache so sicher, dass ich ziemlich sicher bin, dass man diese Videos in Serie jederzeit neu herstellen könnte. Und sie würden auch genauso drauf reinfallen und sie würden auch den gleichen Müll erzählen und die gleichen korrupten Züge offenbaren. Das hat jetzt nichts mit der Situation zu tun, das sind ja Leute, die so sind.

Du warst jedenfalls einer der ersten, der das Ibiza-Video gesehen hat und dann gleich bei der Romy-Gala darüber...

(Unterbricht) Ich weiß nicht, ob ich das gesehen habe, es ist alles so verschwommen. Ich muss total zugekokst gewesen sein zu dieser Zeit. Ich kann mich da gar nicht so genau daran erinnern, was da eigentlich genau passiert ist.

Aber gab es da eigentlich Ärger mit der Person, die dir das Video gezeigt hat? Oder war das alles abgesprochen, dass du Teile des Inhalts bei der Romy-Gala bereits ansprichst, noch bevor die Öffentlichkeit von dem Ibiza-Video wusste?

Ich kann mich wirklich an überhaupt nichts erinnern, ich hab absolut keine Ahnung mehr von dieser Zeit. Das ganze Jahr 2019 war ein einziger Rausch.

Bekommt Dirk Stermann nochmal 50 Euro für den Namenszusatz Royale? Dass es jetzt wieder „ZDF Magazin Royale“ heißt? (Anmerkung: „Salon Helga“ von Stermann & Grissemann lief auch bei RBB Radio Eins unter dem Namen „Show Royale“, dessen Sendeplatz Jan Böhmermann für mehrere Jahre geerbt hatte. Böhmermann kaufte Stermann den Namenszusatz „Royale“ für seine Late Night Show für 50 Euro ab)

Ich glaube, er hat das das letzte Mal nicht an Christoph Grissemann weitergegeben. Es war eigentlich der Auftrag, dass sie sich das teilen. Ich hab da über die Anwälte von Christoph Grissemann gehört, dass inzwischen sogar eine Rechtsstreitigkeit zwischen den beiden offen ist. Es geht wohl um 25 Euro, die er nicht weitergeleitet hat und solange das nicht geklärt ist, geb ich erstmal gar kein Geld mehr an Stermann und Grissemann.

Recht so. Wer weiß was die mit dem Geld machen?

Eben.

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