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Yellow Days

Frank Fieber

Yellow Days: Der junge Musiker mit der alten Stimme

Mit einer markant-souligen Stimme und einem verträumten Sound steht George van den Broek als Yellow Days auf der Bühne. Jetzt ist das zweite Album „A Day in a Yellow Beat“ des britischen Musikers erschienen.

von Michaela Pichler

Eine Stimme, die klingt, als hätte sie schon einige Whiskeyflaschen und Lebensjahre hinter sich gelassen. George van den Broek war bei den Aufnahmen seiner ersten EP „Harmless Melodies“ allerdings gerade mal 17 Jahre alt.

Wie bei vielen Musikerinnen und Musikern beginnt auch bei ihm alles mit der ersten Gitarre: Mit elf Jahren bekommt George eine Akustische geschenkt. Seine ersten Akkorde darauf lernt er mit dem Deep-Purple-Song „Smoke on the Water“. Ein paar Jahre später schreibt und produziert der in Manchester geborene Musiker und Producer seine eigenen Songs, mit einem ganz eigenen Sound aus Soul, Indie-Pop und R’n’B. Das Indie-Label Good Years klopft an die Tür von Yellow Days. Gerade mal volljährig, veröffentlicht der Solokünstler 2017 sein Debütalbum „Is Everything Okay in your World?“.

Ein bisschen trippy und die Extraportion Soul

Ein Sound, der auch aus einem anderen Jahrzehnt stammen könnte, psychedelisch und verklärt. Irgendwo zu Hause zwischen Hammond-Orgel-Nostalgie und trippy Gitarren-Geschrammel. Vergleiche mit Tame Impala, King Krule oder Mac DeMarco fallen einem da ein – bei Yellow Days geschieht aber alles mit viel mehr Soul. Zwischendrin sampelt der junge Musiker mit der alten Stimme Audioschnipsel aus Interviews mit Literat Charles Bukowski oder Schauspieler John Cleese.

Der Sound-Funke springt auch beim Publikum über. Yellow Days spielt sich mit ausverkauften Tourneen von Europa bis in die USA. Und steht als Teenager vor tausenden Menschen beim kalifornischen Coachella Festival oder beim Primavera Festival in Barcelona auf der Bühne. Yellow Days’ letzter Auftritt ist allerdings schon fast ein Jahr her. Notwendige Zeit, um an neuer Musik zu arbeiten - und am schwierigen, zweiten Album.

Das zweite Album „A Day in a Yellow Beat“ von Yellow Days ist im September 2020 via Sony erschienen.

„Ironic Dance Music“

Mit „A Day in a Yellow Beat“ präsentiert Yellow Days nun seinen zweiten Wurf. Darauf gibt es erstmals nicht nur funkige Bläser zu hören, sondern auch einige Features mit Musik-Kolleg*innen wie Mac DeMarco oder Shirley Jones, die einst in den glorreichen 1970er Jahren als R’n’B-Sängerin als ein Drittel der Jones Girls auftritt. Für die Aufnahmen reist Yellow Days vom trüben England nach Los Angeles. Entstanden ist dadurch eine groovende Langspiel-Platte – und mit 23 Songs und knapp 80 Minuten ist das „Lang“ darin wörtlich zu nehmen.

George van den Broek selbst beschreibt das Genre am Album als seine ganz persönliche Version einer „ironic dance music“, als „upbeat existential millennial crisis music“, wie er in einem Statement schreibt. Musikalische Ironie, die ein Gefühl der Verunsicherung, Hilflosigkeit und Entfremdung verdecken soll, das thematisch den Songs am neuen Album zu Grunde liegt. Auch am Mac DeMarco-Feature „The Curse“ bestimmt Angst das im Song verkörperte Weltbild.

„I been livin’ in a state of fear
I been fearin’ the world“

Zwischen Existenzkrisen und Panikattacken verbirgt sich auf dem Album aber auch ein kleiner Schimmer Hoffnung. Auf Instagram postet Yellow Days am Tag seines Releases dazu folgendes: „[...] Thank you for staying tuned during such an odd time for humanity, one of the main messages of this record is to show outward love & to ignore the creatively suppressive forces that be and to be a flower <3“. „A Day in a Yellow Beat“ endet unter diesem Credo mit der Funk-Hymne „Love Is Everywhere“, die dann doch die Liebe als Antwort auf alles feiert – bei Yellow Days selbst in den dunkelsten Millenial-Krisen-Tagen.

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