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Ant Antic Portrait Blau

Erli Grünzweil

Act of the day

Ant Antic erzählt eine Geschichte von Zeitverschwendung und Informationsüberfluss

Exzellente Produktions-Skills treffen auf große Experimentierfreude: Mit dem neuen Album „Good Vids, Vile Times“ ist Ant Antic unser Austrian Act of the Day.

von Alica Ouschan

Cover "Good Vids, Vile Times"

Erli Grünzweil

Good Vids, Vile Times ist am 25. September bei Whoop erschienen.

Ant Antic, das ist der Oberösterreicher Tobias Koett, der mittlerweile in Berlin wohnt, unterstützt von Marco Kleebauers kreativem Kopf. Das neue Album heißt „Good Vids, Vile Times“ und ist am Freitag erschienen. Wenn exzellente Produktions-Skills auf große Experimentierfreude und ein tagesaktuelles Thema treffen, ist das Ergebnis in diesem Fall ein schönes Konzeptalbum mit abwechslungsreichen Songs und verschiedenen Genre-Einflüssen, das inhaltlich vom Titel über die Texte bis hin zum Albumcover von einem schönen roten Faden durchzogen ist.

Tobias beschäftigt sich auf „Good Vids, Vile Times“ mit den großen Themen Zeitverschwendung, Informationsüberfluss und Suche nach selbstbestimmten Entscheidungen. Die Songs handeln davon, dass man vor lauter Auswahlmöglichkeiten verlernt, das zu tun, worauf man wirklich Lust hat, und wie uns das konstante Bombadiertwerden mit schlechten Nachrichten beeinflusst.

Den Spagat zwischen Abstumpfung und Gefühlsflut verpackt Ant Antic auf seinem neuen Album in stimmungsvollen Popsongs, mal strahlend hell, mal melancholisch und dunkel. Verschiedenen Genres wie R’n’B, Elektro-Pop und Indie treffen in neuartigen Kombinationen aufeinander und bleiben gleichzeitig innerhalb der unverkennbar-gechillten Ant Antic Sound-Welt.

Songs gebaut um spezielle Sounds

Um schon zum Zeitpunkt des zweiten Albums einen derartig hohen Wiedererkennungswert zu erreichen, gibt es neben der Stimme noch ein weiteres Erfolgsrezept. Tobias erzählt im FM4 Interview, dass er sich für jeden Song am liebsten gleich zu Beginn einen speziellen Sound sucht, ihn dann sampelt und den gesamten Song um diesen einen Sound baut.

Dass die Sounds dann oft ganz anders klingen als das Instrument, mit dem sie erzeugt wurden, amüsiert ihn. Denn bei „Slow Down“, der ersten Single des Albums klingt es beispielsweise so, als seien ein Haufen Bläser gesampelt worden - dabei kommt der Sound, der vielleicht so klingt wie eine Trompete, eigentlich so gut wie immer von Tobias’ Gitarre.

Die Geschichte mit dem pinken Plastiksackerl

„Good Vids, Vile Times“ ist nicht nur musikalisch eine spannende, vielseitige Platte, auch das Cover weckt Neugierde als Teil des roten Fadens dieses Konzeptalbums ist. Das pinke Plastiksackerl, das mit Luft vollgefüllt über dem Boden schwebt, hat Tobias auf einem Street Market in Marrokko gekauft, kurz bevor er wieder zurück nach Europa gereist ist. Sein Mitbewohner, Fotograf und Freund Erli Grünzweil hat ihm das Sackerl gefladert und das Foto geknipst, das kurze Zeit später höchst erfolgreich wurde.

Tobias hat sich von dem Foto seines pinken Plastiksackerls inspirieren lassen und die Hookline für den Song „Yellow Press“ geschrieben: “I’m a bag of hot air / Push me up density / Feel like a millionaire / Don’t bring me down gravity”. Der Kreis hat sich dann endgültig geschlossen, als die Entscheidung für das Cover-Foto auf das des pinken Plastiksackerls aus Marokko fiel.

Ant Antic Portrait Orange

Erli Grünzweil

Aus zwei wurde eins... oder?

Da klar hervorgeht, dass das Konzept und die Inhalte auf „Good Vids, Vile Times“ hauptsächlich Tobias’ Gedanken und Gefühlen entsprungen sind, stellt sich natürlich die Frage, wo Marco Kleebauer geblieben ist. Noch beim Release des Debut Albums „Wealth“ vor drei Jahren präsentierte sich Ant Antic als Duo. Ant Antic hat sich mittlerweile recht offensichtlich zu einem Solo-Projekt entwickelt - Tobias holt aber trotzdem immer wieder die kreative Unterstützung von Marco ins Boot.

Trotz der geografischen Entfernung haben sich die beiden nämlich einige Wochen lang freigehalten, um sich zu treffen und in kleinen Studio-Sessions neue Sounds und Ideen zu entwickeln. Im Rahmen dieser Sessions seien etwa drei Viertel der Songs entstanden, die Tobias dann alleine fertig gestellt und auf das neue Ant Antic-Album gepackt hat.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Das Album ist bereits seit Ende letzten Jahres fertig und hätte auch schon früher veröffentlicht werden sollen. Wie so vielen Anderen hat Corona auch Ant Antic einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Gleichzeitig könnten die Themen und Fragestellungen auf dem Album nicht tagesaktueller sein: Der Überfluss an guten und schlechten Inhalten übers Internet, schlechte Zeiten, die dadurch oft noch schlechter werden und das Reinkippen ins Smartphone, weil das echte Leben gerade nicht so toll ist.

Er selbst hat sich im letzten Jahr in einer solchen Phase wiedergefunden. Die Musik hat ihm dabei geholfen, herauszufinden warum es ihm schlecht geht und es in etwas Produktives, Positives umzuwandeln. Die autobiografische Komponente verleiht der Musik wie so oft ein hohes Maß an Authentizität.

Live-Termin: Ant Antic präsentiert das neue Album „Good Vids, Vile Times“ am 17. Oktober in der Fluc Wanne in Wien.

Ant Antic beschäftigt sich mit diesen schwerfälligen, runterziehenden Zusammenhängen überraschend leichtfüßig und hat ein weiteres Album zum Zurücklehnen und Entspannen und gleichzeitig zum Nachdenken und Grübeln geschaffen.

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