FM4 Gästezimmer mit Wandl

Der österreichische Musiker und Produzent Wandl stellt Songs vor, die er in letzter Zeit rauf und runter gehört hat.

Von Susi Ondrušová

Reisen kann man auch mit Musik und das hat Wandl seit dem Lockdown gemacht und sich dank Musik an schöne oder auch weniger schöne Begegnungen mit Menschen erinnert. Zu Beginn des Lockdowns im Frühling hat es der Musiker, vorsichtig formuliert, auch „genossen“, den Fuss vom Pedal nehmen zu können:

„Man will nicht unsensibel sein, aber ich bin eh so ein getriebener Geist und kann nicht Pause machen und chillen und das hat mich ein bisschen zurückgeholt. Ich hoff auch, dass sich vielleicht andere Leute ein bisschen besinnen können auf ein langsameres Tempo und auf Rücksicht für andere Menschen.“ Es hat ihn daran erinnert, dass Kreativität nicht immer mit einem haptischen Nutzen verbunden sein muss: „Nicht immer zu denken: Das ist jetzt fürs Album oder für das... Das war auch ein Reminder: Hey, ich mach Musik, weil ich es möchte, weil ich es gern mache, weil mir das eine Art Befreiung beschert!“

Drei Jahre sind seit Erscheinen seines Debütalbums „It’s All Good Though“ vergangen, mit „Womb“ hat Wandl nun eine neue Songsammlung veröffentlicht. Wandl ist zu gleichen Teilen einer der spannendsten Musiker wie auch Sänger des Landes. Bei der Songauswahl für das FM4 Gästezimmer kommt seine Liebe zu Vokalist*innen und emotionalen Geschichten-Erzähler*innen auch nicht zu kurz.

Rosana Toledo – „Saudadezinha“

Wandl: „Das ist von einem Album, das mich schon eine lange Zeit begleitet und Rosana Toledos Stimme ist unverkennbar für mich. Das ist eine brasilianische Sängerin, die in den 60ern und 70ern Musik gemacht hat. Ehrlich gesagt kenn ich nur das eine Album, aber das hör ich so oft und so gerne.“

Lô Borges ft. Milton Nascimento – „Tudo que você podia ser“

Wandl: „Ein weiterer brasilianischer Song mit dem Titel ‚Tudo que você podia ser‘. Ich blamier’ mich sehr, das alles auszusprechen, also ruft mich an und korrigiert mich. Ich geb mein Bestes! Milton Nascimento ist einer meiner Lieblingssänger aller Zeiten. Einfach so eine, ich kann’s nicht beschreiben, so eine ehrliche, warme Stimme. Grüße an Fid Mella, mit dem ich diese Leidenschaft teile.“

Arthur Russell – „Losing my taste for the night life“

Wandl: „Ein unglaublich trauriger Song, ich glaube, einer der traurigsten Songs, die ich kenne. Lest euch den Text durch. Arthur Russell begleitet mich eigentlich immer genauso wie Milton Nascimento. Ich kann mich da nicht satthören, das ist für mich so Lebensmusik. Gerade das Album „World of Echo“ ist für mich unglaublich. So eine Stimmung und so eine Freiheit in der Herangehensweise und im Musikmachen. Das macht mir Lust, selber zu experimentieren und Musik zu machen.“

Micachu & The Shapes and the London Sinfonietta – „Medicine“

Wandl: „Eine Wahnsinnssängerin und -produzentin, die auch das Tirzah-Album produziert hat zum Beispiel. Dadurch ist sie sehr bekannt geworden die letzten Jahre. Das Album „Chopped&Screwed“, das sie mit diesem Kammerorchester aufgenommen hat, dem London Sinfonietta, es ist wahnsinnig düster und sehr weird und sehr experimentell. Den Song „Medicine“ hab ich tatsächlich verwendet für meinen Horrorfilm, den ich gerade drehe, der bald in die Kinos kommt. Also 2022. Horrorfilm-Sound Wandl.“

Devin The Dude ft. Snoop Dogg & Andre 3000 - „What A Job“

Wandl: „Ein Song, der das Musikmachen glorifiziert. Ich war ja vor kurzem in Berlin und hab da eine Woche lang nur Musik gemacht und geschlafen. Ich bin da wirklich zurückgekommen von der Reise so erschöpft und so glücklich und der Song, den Song hab ich dann beim Nachhause-Fahren gehört und hab mir dann echt gedacht: JA! What a job this is! Das ist einfach wunderschön und ein Privileg, dass ich das noch immer machen darf, was ich liebe. Ein Hoch auf die Musik!“