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Aktueller Musiktitel:

DRAMAS

Adrian Bidron

fm4 soundpark weekly

Neues von DRAMAS, Friedberg, MochdaKopf, Mira Lu Kovacs u.v.m.

Die österreichische Musikwoche bietet den passenden Soundtrack zum gleichzeitigen Blätterrieseln. Vanitas!

Von Lisa Schneider

„Ich lasse Dinge mit mir passieren, dir wird nichts passieren, weil ich nicht weiß, was mit mir passiert“: Dass Sophie Löw eine außerordentliche Texterin ist, hat sie schon am ersten Album ihrer Band Culk bewiesen, und sie wiederholt es am eben veröffentlichten Nachfolger „Zerstreuen über euch“.

Ihren dem Genre entsprechenden, düsteren Postpunk vertiefen Culk auf diesen neun neuen Songs, die bewusstseinsbildend und im besten Fall -erweiternd wirken. Es ist ein in seiner musikalischen Traurigkeit unglaublich gut passendes Album für den Herbst - so, wie ebenfalls Felix Kramer eines mit „Alles gut“ letzten Freitag veröffentlicht hat.

Auch er bleibt, wenn auch auf ganz andere Weise, der kluge Beobachter seines eigenen Lebens, ohne dabei zu sehr um sich selbst zu zirkulieren. Ängste, Sorgen, Hoffnungen und die subtile Gesellschaftskritik packt er in seine Songs, die viel Aufmerksamkeit verlangen. In denen er oft lachsingt ob der Absurdität mancher Situationen, die sich eben einfach so ergeben im Leben.

Die Musikvideoauswahl der Woche:

DRAMAS - „Bloodbath“

Es gab da einen Moment, letztes Jahr am Wiener Popfest: Der Prechtlsaal war wie erwartet gesteckt voll und DRAMAS haben ihre Single „Perfect Silence“ live präsentiert. „Die Leute sind gesprungen“, erzählt Viktoria Winter von DRAMAS im FM4-Interview, „und das war einfach so ein unglaublich gutes Gefühl.“ Es ist also eine Überraschung, aber eine nachvollziehbare, dass DRAMAS sich mit ihren neuen Songs mehr weg von der klaren, sanften Ästhetik hin zum Charme der Dark Disco bewegen. So schon mit der im Juni veröffentlichten Single „Undercover Dreamer“, und auch jetzt erneut mit „Bloodbath“.

Der aggressive, pochende Sound steht DRAMAS gut. Und er passt inhaltsgemäß: „Bloodbath“ richtet sich gleichermaßen an die Menschen, denen der mittlerweile abgedroschene Begriff „toxisch“ tatsächlich noch entspricht, und ist aber auch nichts weniger als ein Weckruf, aufzustehen, und die eigene Stimme zu nutzen.

Rupert Höller hat einmal mehr das sehr schöne, und sehr blutig-rote Video umgesetzt, nachdem man versteht, was mit „mortal monster“ gemeint sein könnte: abgetrennte - aber immer höchst ansprechende! - Gliedmaßen, rote Finger, Schuhe und flüsternde Lippen. Ein Blutbad eben.

Friedberg - „Pass Me On“

Als Anna Friedberg damals nach London gezogen ist, hatte sie schon eine ungefähre Idee, eine Richtung, in die es mit einer - ihrer - neuen Band gehen sollte. Sei Dank hat sie schnell sehr gute Bandkolleginnen gefunden (Emily Linden, Cheryl Pinero und Laura Williams), mit denen sie seither psychedelisch angehauchte, gern auch mal eher räudige Popsongs schreibt. Mit der neuen Single „Pass Me On“ kündigen Friedberg wohl den nächsten, größeren Release an.

Hinein ins Kaleidoskop: Alles flirrt und glitzert hier im Video zu „Pass Me On“, die Realität ist keine, die wir festlegen können. „Ich möchte, dass dieser Song und dieses Video eine Reise zur Befreiung“ sind, schreibt Anna. Und gleichzeitig eine Einführung in ihre ganz eigene Rock’n’Roll History, möchte man hinzufügen.

MochdaKopf - „Rod Stewart (ft. Tommi Z)“

Er hat früher dieses Jahr seine EP „Fensterlos“ veröffentlicht und war auch am letzten Album von Kreiml & Samurai vertreten: am Grazer Rapper MochDaKopf - kurz MDK - kommt man, was schlaue, schnelle Zeilen in Mundart angeht, aktuell nicht vorbei. Nicht umsonst hat er auch schon längst beim Label Honigdachs gezeichnet. „Rod Stewart“ heißt die neue, gemeinsame Single mit Tommi Z.

Mit Dauerwelle und „Sailing“ hat das alles wenig zu tun, es sei denn, man nimmt das getragene, dankbar kitschige Klavier-Intro mit hinein in die Analyse. MDK und Tommi Z haben mit „Rod Stewart“ einen Song als Miteinander geschrieben, Selbstlosigkeit statt Egoismus. Probleme haben eh alle, das Relativieren bleibt wichtig. Rod Stewart würde vielleicht dazu sagen: „When I Need You“.

Mira Lu Kovacs - „Pull Away“

„I got to pull away from you“ singt Mira Lu Kovacs, es ist das Ende einer Beziehung. Dass Trennungen nicht nur ein Verabschieden vom Gegenüber sind, sondern auch immer von einem Teil seiner selbst, fängt dieses Lied sanft und anklagelos ein: Es ist ein gleichzeitiges an sich Zweifeln und heilen Wollen.

„So wie meine Songs, die ich vor fünf Jahren geschrieben habe, heute in einer anderen Sprache zu mir sprechen, so spreche ich in ‚Pull Away‘ mit mir über fundamentale Veränderungen im Jetzt“ sagt Mira Lu Kovacs. In fünf Jahren könnten wir Mira Lu Kovacs fragen, wie ihre Single „Pull Away“ dann zu ihr spricht, und vielleicht wird sie sagen: Ich war eine Momentaufnahme, aber ich bin nicht vergänglich. Dafür bin ich zu schön.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Kommando Elefant haben ihren schon auch noch immer lieben Anarcho-Pop auf einem neuen Album verfestigt: „Seltene Elemente“ ist letzten Freitag erschienen. Live zu sehen am 15. Oktober im Wiener Chelsea.
  • „Color the night“ ist ein Ja! zum Leben und eine schöne Zeile, und ist eine Linzer Band, die im Mai ihre erste EP rausgebracht hat und darauf im Winter eine zweite folgen lassen wird. Bei den Aufnahmen dürfte schon auch viel über Two Door Cinema Club diskutiert und als gut befunden worden sein - „Freak“ heißt die neue, dezent funky angehauchte Single Marke aufgefrischter Gitarrenpop.
  • Löven schreiben durchaus gern gesellschaftskritisch, manchmal aber auch, wie sich zeigt, lässig kunstaffin: Dadaistisch muss man die neue Single „Bissl JaJa (ft. Ulrich Drechsler)“ interpretieren, damit sie guten Sinn ergibt.
  • Eine Band, die eigentlich gar keine Band sein wollte, das sind Jansky - die Geschwister Martin und Anna Rupp. „Ein Album nur für uns selbst aufnehmen, das war die Idee“, erzählt Anna im Interview. Dabei sind diese mit dunkler Stimme und deutschen Texten formulierten, folkigen Düstersongs ja eigentlich zu schade zum Verstecken. „Buch“ heißt die aktuelle Single, das Album „LP1“ folgt im November.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Er schmeißt sie gerade im Wochentakt raus - wieso sollte jetzt damit Schluss sein: „Dieter Bohlen“ heißt die aktuellste Single von Rapper T-Ser. Keine Sorge, Liebeserklärung ist es keine.
  • Rapperin Gazal hat sich mit Kid Pex zusammengetan und mal schön in den Wahlkampf hinein eine Ode auf Wien geschrieben. Sie heißt, wie sie heißen muss: „WIEN OIDA“.
  • „We gotta lose the comfort“: Sanftes Wachrütteln von den Indie-Träumern Please Madame, inklusive schönem Video im Rehearsal-Setting. Please Madame spielen demnächst unter anderem am 6. November im Wiener WUK, alle Termine findet ihr hier.
  • Komponist, Produzent und Multiinstrumentalist Ulrich Drechsler hat soeben seine neue EP „Azure Prologue“ veröffentlicht. Wie die gesamte EP ist auch die aktuelle Single „Insomnia (feat. Loretta Who)“ irgendwo zwischen britischem Trip Hop und elektronischen Experimenten angesiedelt.
  • Der Mann mit dem besten Namen, Philiam Shakesbeat, hat zur Single „Bacherplatz“ ein neues Video veröffentlicht: Falafel extra scharf, hinterm Busch tschicken, mit älteren, manchmal nicht so netten Nachbarinnen diskutieren. Und dabei kommen alle von irgendwoher und finden an besagtem Platz zusammen: Wien ist eine Melange.

Vergangenen Donnerstag waren DRAMAS mit ihrer neuen Single „Blood Bath“ bei mir im Soundpark zu Gast, wir haben uns durch das neue Felix Kramer-Album „Alles gut“ gehört und AVEC hat uns alles über ihre erste, große Single „Granny“ erzählt. Außerdem neue Songs von: Flirt Machine, T-Ser, Mira Lu Kovacs u.v.m.

  • Und in der Sonntag FM4 Soundparknacht hat Stefan Trischler neue Songs von Dorian Concept bis Esrap präsentiert - und unter anderem DJ und Produzentin Zora Jones zu ihrem Debütalbum interviewt.

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