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Szenenbild "The trouble with being born"

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Viennale-Vorfreude

Sie dauert weniger lang, findet aber in mehr Kinos statt: Die Viennale! Pilze am Plakat, filmische Edelpilze im Programm. Ein Protokoll der Vorfreude von feministischen Biopics bis zu Anti-Western.

Von Pia Reiser

Auf dem Plakat der Viennale findet man die wahrscheinlich schönsten Pilze seit den auf und ab wobbelnden Pilzen in „Alice im Wunderland“. Während bei Alice die Pilze bei Verzehr halluzinogene und psychedelische Wahrnehmungsverzerrungen bieten, steht die Viennale weniger für eskapistische Kinoerlebnisse als für eine Auseinandersetzung mit der Welt, wie sie ist. Und für die Öffnung von neuen, filmischen Räumen. In diesem Sinne: Auf in diese (mush)rooms und auf in die Kinos - der Ticket-Vorverkauf beginnt am 17. Oktober!

Eröffnet wird das Filmfestival mit „Miss Marx“ einem Film über Eleanor Marx, die jüngste Tochter von Karl Marx. (Wer sich ein filmisches Doppelfeature über Feminismus und Sozialismus schnüren möchte, der packt auf „Miss Marx“ noch die Dokumentation „Her Socialist Smile“ über Hellen Keller drauf). Regie geführt hat bei „Miss Marx“ Susanna Nicchiarelli, die 2017 mit „Nico, 1988“ einen Film über das letzte Jahr von Nico gemacht hat.

Szenenbild "Miss Marx"

viennale

Apropos Nico: Musikdokumentation findet man dieses Jahr keine im Programm der Viennale, der grellste Fleck in Sachen Pokultur ist dieses Jahr sicherlich der sehnsüchtig erwartete neue Film von Mirandy July. Sie erzählt mit „Kajillionaire“ die Geschichte einer Familie von Trickbetrügern. FM4 freut sich sehr, die Premiere von „Kajillionaire“ am 31.10 um 23 Uhr auf der Viennale zu präsentieren. Der Film startet dann am 5. November 2020 in den österreichischen Kinos.

Wer - so wie ich - gerne Filme über SchauspielerInnen und/oder Tanz/Theaterproben anschaut, der kann sich gleich Folgendes einkringeln: „If it were love“ ist eine Dokumentation über die Proben zu einem Tanzstücke über die Raveszene der 90er Jahre und „Slow Machine“ ist ein no-budget-Experimentalfilm (stay with me) über eine Schauspielerin - mit dabei ist hier auch Eleanor Friedberger.

Szenenbild "slow Machine"

viennale

„Slow Machine“

In diesem Jahr, das nicht nur, aber auch die Filmwelt (und - wirtschaft) ordentlich durchgebeutelt hat, fehlen fast gänzlich im Gegensatz zu den pandemielosen Jahren (those were the days!) die Filme, die von Festivalaufmerksamkeit überschüttet werden und sich dann manchmal auch zu Oscarkandidaten mausern. Einen gibt es dann aber doch: „Nomadland“ von Chloe Zhao wurde in Venedig mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Frances McDormand spielt darin eine Frau, die nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der Stadt, in der sie gelebt hat, als Nomadin durch das Hinterland der USA zieht.

Ebenfalls einen Blick auf die USA der Gegenwart wirft Eliza Hittman mit ihrem Film „Never Rarely Sometimes Always“, der auf der Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet worden ist. Hittman erzählt von einer ungewollten Schwangerschaft und der Fahrt einer jungen Frau, die von einer Kleinstadt in Pennsylvania nach New York fährt, um die Schwangerschaft abbrechen zu lassen; es geht um die Mängel im amerikanischen Gesundheitssystem und um Selbstbestimmung.

Szenenbild "Never rarely sometimes always"

Focus Features

„Never rarely sometimes always“

FM4 berichtet täglich - on air und im Netz - von der Viennale. Am 28.10 steht die FM4 Homebase (19-22 Uhr) ganz im Zeichen des Filmfestivals.

Am 31.10 präsentiert FM4 „Kajillionaire“ um 23 Uhr im Gartenbaukino.

Ein Anti-Western-Paket von Regisseurinnen hat bereits bei Christian Fuchs für Vorfreude gesorgt: Sowohl „First Cow“ von Kelly Reichhardt als auch „The world to come“ von Mona Fastvold nehmen eine/n mit in die Pionierzeit. Wer nicht gar so weit zurückreisen will, dem sei Francois Ozons „Summer of 85“ ans Herz gelegt, Verliebtsein, Sommer, Coming-of-Age, Vespafahren und ein Soundtrack von JB Dunckel, einer Hälfte von Air, besser kann man dem momentan grimmigen Herbst nicht entfleuchen.

Szenenbild "Summer of 85"

viennale

Falls jemand ein „Wham“-Biopic plant: Hier sind eure Hauptdarsteller. Bild aus „Summer of 85“

Wer jetzt schon nervös ist, weil es schon einige Absätze sind und noch immer nicht von einem s/w-Film von Philippe Garrell die Rede ist, keine Sorge, es gibt ihn: „The Salt of Tears“ heißt der Film vom Melodram-Meister der Dreiecksbeziehungen. Wer weniger Melodram und mehr zeitgeistige Auseinandersetzung mit (u.a.) Social Media sehen will, der schreibt sich Gia Coppolas „Mainstream“ (mit Andrew! Garfield!) und „Effacer l’historique“ von Benoît Delépine und Gustave Kervern auf die Watchlist.

Große Vorfreude auch auf „Hochwald“ von Emi Romen, ein Film, von dem auffallend viele unterschiedliche Kurzinhaltsangaben existieren, aber jede weckt die Neugier noch mehr! (Tänzer! Bozen! Perücke! sind immerhin reizvolle Wörter, die man immer wieder findet). „Druk“ von Tomas Vinterberg hingegen lässt sich immer mit dem gleichen Satz beschreiben: Ein paar befreundete Lehrer beschließen, einen konstanten Level an Promille im Alltag zu halten. Santé.

In Sachen Christoph Schlingensief gibt es nicht nur eine neue Dokumentation über den Künstler - „Schlingensief - In das Schweigen hineinschreien“, die auch noch dieses Jahr regulär in die Kinos kommt, sondern auch eine Monografie, die Schlingensiefs Filme versammelt. Die abgesagte Diagonale kommt dank der Viennale nun in Teilen doch auch noch auf der Leinwand zum Leuchten - unter dem Titel „Kollektion Diagonale - Die Unvollendete“ werden ausgewählte Filme aus dem Diagonale-Programm gezeigt - u.a. Filme von Kurdwin Ayub, Lisa Weber - und Sandra Wollners Aufregerfilm „The Trouble with being born“.

Wir sehen uns im Kino!

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