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Stefanie Sargnagel

Apollonia Theresa Bitzan

Stefanie Sargnagels erster Roman „Dicht“

Stefanie Sargnagel schreibt erstmals einen langen Erzähltext. „Dicht“ ist der Titel und auch das Programm. Eine heftige Jugend in Wien in den Nullerjahren. „Wir waren nicht immer bum zua“. Vom Feinsten!

Von Zita Bereuter

Zum Interview treffen wir uns im Votivpark. Dort hat Stefanie Sargnagel in ihrer Jugend viel Zeit verbracht. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sarah.

„Der spaßige, also autonomere Teil meiner Jugend begann, als ein Mädchen aus Zürich neu in meine Klasse kam. Sein Name war Sarah, und es erinnerte mit seinem breiten Grinsen an eine Art Pippi Langstrumpf. Sie schien sich vor wenig zu fürchten, war schnell, vorlaut, selbstbestimmt und schwere Kifferin.“

Stefanie Sargnagel

Apollonia Theresa Bitzan

Stefanie Sargnagel, geb. 1986, studierte in der von Daniel Richter angeleiteten Klasse der Akademie der Bildenden Künste Wien Malerei, verbrachte aber mehr Zeit bei ihrem Brotjob im Call-Center, denn: „Immer wenn mein Professor Daniel Richter auf Kunststudentenpartys auftaucht, verhalten sich plötzlich alle so, als würde Gott zu seinen Jüngern sprechen. Ich weiß nie, wie ich damit umgehen soll, weil ich ja Gott bin.“

Damit beginnt der Roman „Dicht“. Damit beginnt die gute Zeit von Steffi und Sarah. Zwei 15jährige, die mit der Spießigkeit ihrer Umgebung wenig anfangen können und mit einer kräftigen Mischung aus Neugierde, Offenheit und Abenteuerlust die Welt kennenlernen und vielleicht auch verbessern wollen. Und das alles „Dicht“. Der Titel spielt einerseits auf die vielen Rauschmittel an, die konsumiert werden. „Wir waren nicht immer bum zua“, erklärt Steffi Sargnagel. Der Titel bezieht sich aber auch auf die Dichte des Erzählten in dieser autofiktionalen Coming of Age-Geschichte.

Die Ich-Erzählerin, die Stefanie Sargnagel heißt, hat mit Autoritäten ein massives Problem. Dementsprechend ist sie von der Schule genervt und verbringt ihre Zeit lieber im Park, in Beisln und in räudigen Cafés. Dort hört sie sich Lebensgeschichten an. Die Mädchen haben auch keine Angst, wildfremde Leute in ihre Wohnungen oder Autos zu begleiten. „Ich hatte schon nicht das Gefühl, dass wir uns in arg gefährliche Situationen begeben haben, weil wir schon ein gutes Gespür dafür hatten, welche Leute es gut mit uns meinten.“

Vom echten Leben kann sie mehr lernen, ist sie überzeugt. „Aufzeichnungen einer Tagediebin“ ist der schöne Untertitel des Romans. Stefanie Sargnagel erzählt von interessanten Figuren, allen voran Michi, dem der Roman auch gewidmet ist. Ein schlauer, sprachgewitzter Freund, der sich halbkriminell durchs Leben schlägt und mit seiner optimistischen Leichtigkeit ein Fixstern in diesem Universum zu sein scheint: „Er hangelte sich von einem Gedanken zum nächsten, seine Sprachkreativität dabei war aber unüberhörbar, und das regte uns zu allen möglichen Interpretationen an. Er kreierte Wortneuschöpfungen und machte leichtfüßige Wortwitze, die über den Tisch in die bekiffte Runde tänzelten, die sie freudig aufnahm.“

Stefanie Sargnagel "Dicht" Roman Cover

Rowohlt Verlag

„Dicht“ von Stefanie Sargnagel erscheint im Rowohlt Verlag

Stefanie Sargnagel live:

Von Michi hat Stefanie Sargnagel viel gelernt, nicht zuletzt, was ihren Umgang mit Sprache angeht. In ihm sieht sie ein Vorbild, ihm wollte sie ein literarisches Denkmal setzen.

Ein Denkmal setzt sie auch der Stadt Wien und dem Nachtleben in den Nullerjahren. In ihren ebenso scharfen wie humorvollen Beobachtungen lässt sie die Stadt aufleben - und ihre eigene Jugend. Dabei erzählt sie mehr Äußeres und geht weniger auf ihr Innenleben ein. „Ich hab nicht das Gefühl, als wäre ich nackt.“ Für ihre gelungenen Erinnerungen konnte Stefanie Sargnagel auf einen Blog zurückgreifen, den sie als Teenager führte.

Bis jetzt kennt man ja hauptsächlich ihre Statusmeldungen, die es etwa auf Facebook oder auch in Buchform gibt. „Dicht“ ist der erste längere Fließtext. Das Schreiben sei auch nicht immer so einfach gewesen. Kurze Texte schreibe sie so nebenher, aber für den Roman musste die konzentrierte Phase sehr lang sein und da sie auch nicht gerne allein ist und arbeitet, war das eine große Übung an Selbstdisziplin. Dinge ausführlicher erzählen. Nicht von einer Pointe zur nächsten hetzen. Atmosphären beschreiben. All das war neu - all das ist ihr geglückt. I Like.

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